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Titel2518

Bemerkungen

Motto für Führungskräfte

Irren ist menschlich. Und dessentwegen darf man in Menschen Irrtümer erregen.

 

Günter Krone

 

 

 

Vom Schweigen bedroht

Vielleicht wünschen sich Schriftsteller besonders sehnlich, nicht vergessen zu werden. Geschaffenes ruft nach Bewahrung. Auch haben Autoren die Neigung, ihr Leben, ihr Handeln, ihre Arbeit sich selbst und anderen zu erklären. Dies erst recht, wenn ihr Land zusammenbricht. Darum ist die Reihe der Erinnerungsbücher von DDR-Schriftstellern groß – und geboten bekommt man vieles: Trotz, Resignation, Wehmut, Beharren und Verwunderung, auch Zorn. Und es schießt da manches ins Kraut.

 

Zu loben ist daher der Ansatz des Herausgebers Rainer V. Schulz: Er wendet sich Schriftstellern zu, die in der DDR bis 1990 lebten und ihr »Auskommen fanden«, also nicht denen, die im Westen als Dissidenten oder durch Ausreiseanträge bekanntgeworden waren. Denn mit der Qualität eines Werkes allein hatte man dort durchaus nicht so gute Chancen auf Publizität. Doch die Schriftsteller, deren Äußerungen hier zu finden sind, haben gehaltvolle Bücher vorgelegt.

 

Gut ist ferner, dass man sich in diesem Buch nicht munter drauflos erinnert: Schulz stellt den Autoren Fragen, so dass im Gespräch durchaus auch etwas wie Selbstkonfrontation möglich wird. Zu Wort kommen E. R. Greulich, Erhard und Helga Scherner, Hans Müncheberg, Helmut H. Schulz, Christa Müller, Peter Gosse, Gunter Preuß, Fritz Leverenz und Beate Morgenstern. Das sind Schriftsteller, die nicht den »Großschriftstellern« der DDR zugerechnet werden können, die aber solide Literatur produzierten und ihre Leser hatten, deren Bücher erwartet wurden.

 

Ohne eine Bewertung der übrigen Beiträge aussprechen zu wollen: Die Äußerungen Peter Gosses, Helmut H. Schulz‘ und Beate Morgensterns sind von besonderer Intensität und beschreiben den Literaturbetrieb eines Landes, das auf seine Literatur nicht wenig stolz war und ihn doch ständig zu reglementieren suchte.

 

Da Schreiben und Bleiben auch immer das Schweigen einschließt, ist der Beitrag »Eine Kultur verlässt den Raum« von Pfarrer Martin Weskott, der Tausende DDR-Bücher von den Müllkippen rettete, unbedingt nötig im Buch. Denn darin wird abgehandelt, was auch den Autoren widerfuhr, die hier zu Wort kommen. Vorangestellt ist ein Essay der Literaturwissenschaftlerin Ursula Reinhold, ein tiefgründiger Text, aber er nimmt vorweg, was die Autoren sagen werden. Vielleicht wäre er als Resümee wirkungsvoller gewesen. Insgesamt hätte dem Buche ein gestrengeres Lektorat gutgetan, denn an Interpunktion und Orthografie ist einiges zu bemängeln.

 

Wer sich auf die Lektüre des Buches einlässt, wird im besten Sinne Lebensgeschichten finden, er wird besser verstehen, was es bedeutete und bedeutet, »schreibend zu leben«. Wer begreifen will, wie es war, Schriftsteller in der DDR zu sein, der hat hier eine Fundgrube. Wem die Namen der Befragten vielleicht nichts oder nur wenig sagen, der wird neue Bekanntschaften schließen, die vielleicht in weitere Lektüre münden.

Albrecht Franke

 

 

Rainer V. Schulz: »Wer schreibt der bleibt: DDR-Autoren nach ihrem Leben befragt«, HeRaS Verlag, 316 Seiten, 19,90 €

 

 

 

Kunst in Eisenhüttenstadt

Eisenhüttenstadt, benannt nach dem Eisenhüttenkombinat Ost (EKO), wurde 1950 als Stalinstadt im Umfeld von Fürstenberg an der Oder aufgebaut. Das Werk beschäftigte bis 1989/90 etwa 6000 Arbeiter. Heute gehört es einem Konzern; nur noch ein Drittel der Belegschaft ist dort tätig. Geplant war die erste sozialistische Stadt Deutschlands mit hellen, geräumigen Wohnungen für die Arbeiter, Innenhöfen mit viel Grün und allen nötigen Nachfolgeeinrichtungen. Arbeit, Leben und Kultur bildeten eine Einheit; die Bewohner waren stolz auf ihre Stadt und das dominierende EKO. Namhafte Künstler begleiteten den Entstehungsprozess dieser einmaligen urbanen Neuentwicklung, die dort wuchs, wo vorher Kiefernwälder waren.

 

Die Architektur war zunächst auffallend schlicht. Wandbilder und Mosaiken bereicherten dann das Stadtbild der im neoklassizistischen Stil der 1950er Jahre entstandenen Gebäude. Heute steht all das unter Denkmalschutz. Eisenhüttenstadt ist ein lebendiges Museum der Architektur- und Kunstgeschichte der DDR. Walter Womackas Glasfenster sind in Innenräumen, zum Beispiel im Treppenhaus des »Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR« zu bewundern; ein reicher Skulpturenbestand bereichert das Stadtbild; die Großgaststätte »Aktivist« wurde originalgetreu restauriert. Eisenhüttenstadt ist das größte Flächendenkmal Deutschlands und wird als ein unverzichtbarer Teil der Geschichte der DDR wahrgenommen.

 

Im alten Fürstenberg gibt es ein professionell geführtes Städtisches Museum in der Löwenstraße. Die Kunstsammlung des Museums besitzt einen beachtlichen Bestand von Kunstwerken aus der DDR. Die stets gut besuchten Ausstellungen in der Galerie ziehen auch Besucher aus dem weiten Umland an. Im Innenhof der Galerie findet man Skulpturen von den Fünfzigerjahren bis in die Gegenwart, darunter einen Karl-Marx-Kopf von Ludwig Engelhardt und eine Tierplastik von Volkmar Kühn.

 

Zu den unvergesslichen Ausstellungen der vergangenen Jahre gehörte die Schau »Walter Womacka – frühe Werke«, die noch zu Lebzeiten des Künstlers stattfand und in der Burg Beeskow mit Werken aus der Nachwendezeit fortgesetzt wurde. Auch die Ausstellungen mit Plastiken von Emerita Pansowová, mit Malereien von Christoph Wetzel, Heidrun Hegewald, Harald K. Schulze oder Wolfram Schubert hinterließen bleibende Eindrücke.

 

Gegenwärtig läuft bis zum 13. Januar 2019 eine beeindruckende Werkschau mit dem Titel »Schauplätze«. Zwei Künstler der »Leipziger Schule« stellen aus; beide sind mit der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig eng verbunden: Matthias Steier, der in Leipzig studierte und seit etwa 30 Jahren in Eisenhüttenstadt lebt, zeigt Malerei und Zeichnungen, und Ingo Duderstedt, der jetzige Leiter der Radierwerkstatt dieser Hochschule, präsentiert seine anspruchsvollen Graphiken. Matthias Steiers Arbeiten wirken oft wie bühnenartige Inszenierungen und zeigen imaginäre Schauplätze. Stierkampfszenen provozieren metaphernreiche Bilderlebnisse. Vergangenes und Heutiges wird mit viel Ideenreichtum in Beziehung gesetzt. Mit kräftiger Palette stellt Steier Landschaften, zum Beispiel chilenische oder argentinische, dar. Mythos und Symbolik kennzeichnen seine Arbeiten. Er entführt den Betrachter mit viel Phantasie auf eine Reise in die Vergangenheit; dabei spielen surreale Bildwelten und ein faszinierendes Licht eine Rolle. Ingo Duderstedts Graphiken setzen das Eigene ins Verhältnis zur Gesellschaft. Der Künstler bedient sich verschiedener graphischer Techniken und beherrscht unter anderem die anspruchsvolle mehrfarbige Radierung mit mehreren Platten. In seinen freien Blättern prangert er Missstände der Zeit an und fordert den Betrachter zur Stellungnahme auf. Auch seine große Liebe zur Musik spielt dabei eine Rolle. Die Ausstellung fand anlässlich ihrer Eröffnung am 10. November beim Publikum eine sehr gute Resonanz. Ein Besuch in Eisenhüttenstadt lohnt sich immer.

 

Maria Michel

 

 

»Schauplätze« mit Arbeiten von Matthias Steier und Ingo Duderstedt, Galerie des Städtischen Museums, Löwenstraße 4, 15890 Eisenhüttenstadt. Di.-Fr. 10-17 Uhr, Sa. und So. 13-17 Uhr, am 25./26.12.2018 und 1.1.2019 geschlossen.

 

 

 

Kurz notiert

Irrtümer sind Stufen der Erkenntnis, über die fast jeder stolpert.

 

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Wie soll man gegen den Strom schwimmen, wenn man in der Wüste lebt?

 

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Seit der Fuchs Diabetiker ist, weiß er saure Trauben zu schätzen.

 

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Enthüllungsjournalismus – die Wahrheit tanzt an der Stripstange der öffentlichen Aufmerksamkeit.

 

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Das Leben ist ein Kredit, den man nie abzahlen kann.

 

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Reiz einen deutschen Bürger bis zum äußersten, und er wird sich braun verfärben.

 

Norbert Büttner

 

 

 

Unsere Zustände

Während wir unsere abertausend Tätlichkeiten verüben, rüstet die verwundete Natur zum Krieg gegen uns auf.

 

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Gebet zum Klimawechsel: Herr, vergib ihnen nicht, denn sie wissen, was sie tun.

 

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Wo kämen wir hin, wenn uns Verzicht glücklich machte?

 

Wolfgang Eckert

 

 

Goodbye 2018

Man will es einfach nicht glauben …, aber wenn wir gerade so in weihnachtlicher Feststimmung sind, ist das Jahr 2018 schon wieder auf der Zielgeraden. Grund genug für sämtliche Medien – von der Regenbogenpresse bis zum rechtlich öffentlichen Fernsehen – uns mit ihren Jahresrückblicken zu überhäufen. Da werden wir noch einmal mit den nackten Tatsachen der zurückliegenden zwölf Monate schockiert. Diese Platz- Programmfüller präsentieren all die Höhepunkte und Katastrophen des Jahres quasi im Schleudergang. Dabei gibt es für jeden den passenden Jahresrückblick – ob Politik, Sport, Comedy, Musik oder Emotionen.

 

Au Backe, was für ein Jahr, dieses 2018 doch war, voller Turbulenzen: der Krim-Konflikt, der Bürgerkrieg in Syrien. Und dann die Unruhestifter Trump, Putin oder Erdoğan. Auch in Deutschland ging es hoch her, zum Beispiel mit Blick auf das Verhalten des Verfassungsschutzpräsidenten, außerdem bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen oder dem Hickhack um die Merkel-Nachfolge. Dann das Gezerre um den Kohleausstieg und den Diesel-Skandal und die nimmer endende Debatte zum Asylrecht.

 

Sportlich hatte 2018 ebenfalls Sonne und Schatten. Belegte das deutsche Team bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea noch einen hervorragenden zweiten Platz, war das vorzeitige WM-Aus der National-Kicker eine Blamage. Das beherrschende Thema war jedoch der Hitzesommer mit der anhaltenden Trockenheit und Dürre von April bis Oktober. Ein rekordverdächtiger Stress für Mensch und Natur.

2018 – ein Jahr der Extreme? Was aber vom zurückliegenden Jahr in Erinnerung bleibt, hängt immer von persönlichen Umständen und Erlebnissen ab. Goodbye old year.             

 

Manfred Orlick

 

 

Zuschrift an die Lokalpresse

Kurz vor de Weihnachtsfeiertare geht einem ja allet Möchliche un Unmöchliche durch`n Kopp: von de Krieje rundrum in de Welt ieber det Abschmelzen der Pole, von de Obdachlosichkeit, de Mieterhöhungen, von familiäre Dinger un von sonstwat noch allet. Bei mir kommt denn noch dazu, det meine Jattin denselben Jeburtstach hat wie Jesus und mein Bruder knapp een` Tach später. Dafür können die ja nischt, ick kann die beeden trotzdem jut leiden.

 

Bloß mit die Aufmerksamkeiten is det schwierich, et soll ja ooch keener zu kurz komm`, un im Jrunde jenomm` ha`m se schon lange allet, wat se brauchen. Un jetzt jabs ja zum Jahresende ooch noch det Jestreite um een weiteren jesetzlichen Baliner Feiertach, un da jing et knapp her wie zwischen Merz un Karrenbauer. Ick sehe die Entscheidung mehr als eene Tendenz für`n Frauentach am 8. März. Det Wotum wäre wahrscheinlich noch klarer ausjefall`n, wäre Jottes Sohn damals Jottes Tochter jeworden un keen Bube. Aba wat willste machen, so weitsichtich war`nse damals noch nich, un jejen den Zufall is nich mal der liebe Jott bei de Erjo versichert.

 

Und de Reformazion ließ damals ooch noch een paar Jahrhunderte uff sich warten. Aba det kann man bei die Jelejenheit wieda jutmachen, un deshalb bin ick fürn Frauentach. In de Adventszeit war ick übrijens mit meine Jemahlin beim Chorkonzert der Berliner Pädagogen. Een tollet Konzert, und fast nur von Frauen jesung`! Also ick bin für`n Frauentach, un nich nur wejen Rosa un Clara! – Manne Weißbart (82), Rentner, 13051 Berlin-Margaretenhöhe     

 

Wolfgang Helfritsch