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Titel0410

Bemerkungen

Heiliger Abfall
Die Spitalstiftung Konstanz kündigte einer 58jährigen, seit mehr als 15 Jahren dort beschäftigten Altenpflegerin »außerordentlich«, das heißt fristlos, weil diese einige nach der Essensausgabe übrig gebliebene, für die Entsorgung im Müllcontainer vorgesehene Maultaschen zum eigenen Verzehr an sich genommen hatte, obwohl eine Anweisung der Spitalverwaltung bestand, ein »Resteessen« sei nicht gestattet. Materialwert des »Diebesgutes«: etwa 3,35 Euro.

Das Arbeitsgericht Lörrach, von der Gekündigten in Anspruch genommen, erklärte die Kündigung für begründet – durchaus in Kenntnis der Tatsache, daß die Pflegerin aufgrund der arbeitsvertraglichen Umstände »ordentlich« nicht kündbar war, aber nun als Gekündigte in ihrem Alter »schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt« hat (so das Gericht). Die Begründung des Urteils: Das Eigentumsrecht müsse geschützt werden, auch wenn es sich um einen bereits wertlos gewordenen, dem Abfall zugedachten Gegenstand handele. Als »Arbeitgebereigentum« sei auch der Müll »der Disposition der Mitarbeiter entzogen«.

Die Spitalstiftung Konstanz ist eine Einrichtung christlicher Tradition, in der Gründungsurkunde dem »Feuer der Nächstenliebe« gewidmet. Aber dieses Feuer brennt offenbar nicht so stark, daß es das eherne Eigentumsrecht von Arbeitgebern auch an ihrem Müll zum Schmelzen bringen könnte. (Näheres in der vom Deutschen Gewerkschaftsbund herausgegebenen Zeitschrift Arbeit und Recht, Ausgabe Februar 2010.)

Marja Winken


Eunuchen an die Schulfront
In den katholischen pädagogischen Einrichtungen soll es Mißbrauch gegeben haben. Da hält die Welt den Atem an, und der Spiegel donnert auf dem Titelblatt mächtig los: »Die Scheinheiligen – Die katholische Kirche und der Sex«. Darauf folgen zwölf pralle Seiten, so viele wie’s Apostel gab, aufgeputzt durch Werbung für den Spiegel und gegen Harndrang schlafunterbrochener Männer.

Gab’s da nicht mal etwas wie Otto von Corvins »Pfaffenspiegel« oder Karl-Heinz Deschners »Kriminalgeschichte des Christentums«? Alles vergessen und nichts hinzugelernt?

»Mehr und mehr Opfer melden sich« – ach du grüne Neune. »Reihenweise Sexskandale« – ach du violette Neune. USA, Irland, England, Westberlin und nun gar in den erzkatholischen Regionen der ehemaligen BRD? Beichtstuhlverkehr. Oral und Choral. Päderastenfestivals. Homohöllen. Homunculuszauberei. Wo beginnen sexuelle Übergriffe? Wo enden sie vorm heiligen Gestühl? Was ist Brauch, Brauchtum, Gebrauch, Mißbrauch? Was sind das für fromme Sprößlinge, die sich gehorsam wie Rekruten vom Christenkind zum christlichen Mißbrauchskind umschulen lassen? Wie wird der gebrauchte Schüler zum mißbrauchten, weshalb benötigt er Jahre und Jahrzehnte, um sich als gemißbraucht zu entdecken? Endlich die Herren Mißbraucher – wie wird der Normalverbraucher übern Schülergebraucher zum End-miß-ver-braucher? Wo mündet Pädagogik in Pädophilie? Und werden die Mädchen nicht geschlechtsspezifisch benachteiligt, richtet sich die Gier der priesterlichen Zölibaten so einseitig auf Knaben? Was den Männern der Herr Onan ist den Frauen die Dame Lesbos. Die priesterliche Bevorzugung von Jungen ist antifeministisch. Handlungsbedarf für Emma Schwarzer?

Endlich wäre zu fragen, was Mißbrauch heißt. Wird zum Beispiel der Soldat gebraucht oder gemißbraucht? Die Funktion des Militärs ist der Mißbrauch des Lebens zum Tode, wobei die Toten als Gefallene gelten. Selbst der Teufel gilt als Gefallener (Engel). Als Goethes Mephisto erhält er die poetische Gestalt des ewig lockenden Verführers. Sind unsere schwarzen Pädagogen vielleicht Mephistos Epheben, die in der durchsexualisierten Werbetechnikwelt den bürgerlichen Nachwuchs per Versuchung fürs reale Leben fit machen sollen? Faust schwängerte laut Goethe das Gretchen, wovon bei den modernen Schwarzkitteln keine Rede sein dürfte.

Wir sind immer noch beim so realen wie religiösen Mißbrauch. Ist er vielleicht die Eskalation früherer Nudisten-Aktivitäten? Wandelt sich die Freikörperkultur von gestern ins katholische FKK mit Intimberührung? Wäre ich Jesuitenpater an einem Canisius-Kolleg, forderte ich Freiheit für Geist und Leib. Verharrt der Heilige Vater in Rom aber bei seinem zölibatären Triebstau, um nicht mit Berlusconi verwechselt zu werden, muß das Vorbeugungsprojekt ehrlicherweise heißen: Eunuchen an die christliche Schulfront! Der bürgerliche Nachwuchs liefe sonst Gefahr, an den staatlichen Schulen gemißbraucht zu werden.
Gerhard Zwerenz


Zuschriften an die Lokalpresse
Bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver äußerten sich Doping-Fahnder enttäuscht über das Ausbleiben spektakulärer Fälle. Einer der Experten sagte in einem Interview, die bisherigen Untersuchungen reichten leider noch nicht aus, alle Verstöße aufzudecken. Deshalb wurde der Beschluß gefaßt, alle negativen Proben einzufrieren und acht Jahre lang unter hohen Sicherheitsstandards aufzubewahren. Sollten neue Erkenntnisse gewonnen werden, könnten die Blut- und Urin-Konservate aufgetaut und weiteren Untersuchungen unterzogen werden. Kein Medaillengewinner kann sich also seiner Erfolge und Trophäen mit Sicherheit erfreuen.

Ich finde das sehr begrüßenswert, halte aber die Frist für sehr knapp bemessen. Außerdem befürchte ich, daß die verdächtigen Sportler versuchen werden, wiederauflebende Untersuchungen zu behindern und Resultate zu verschleiern. Um das auszuschließen, sollten – und ich ersuche Sie hiermit, diesen konstruktiven Vorschlag mit Ihren publizistischen Möglichkeiten wirksam zu unterstützen – auch die um die Proben erleichterten Athleten acht Jahre eingefroren und erst nach Ablauf der Frist wieder für die Teilnahme am öffentlichen Leben freigegeben werden. – Herbert Eismann (57), Kältetechniker, 06295 Eisleben
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Herzlichen Glückwunsch, Dieter Althaus! Sie haben es nun auch geschafft! Gottvertrauen und politische Kontakte zahlen sich eben immer noch aus, allemal für Heiligenstädter!

Nach dem monatelangen Kesseltreiben der Presse wegen eines Skiunfalls, der jedem passieren kann, und nach Ihrem Rücktritt haben Sie endlich wieder einen Job gefunden, in den Sie Ihre Erfahrungen aus dem Abfahrtslauf gut einbringen können! Ein Auto-Konzern hat Sie als Top-Manager eingestellt und Sie aufgefangen wie einst Gazprom den Autokanzler Schröder. Zuvor hatten die Exminister Müller und Wissmann und viele andere, die ich aus Platzgründen hier nicht auflisten kann, schon gezeigt, wie man es macht. Auch Ihre Nachfolgerin Christine Lieberwirth findet die Lösung »hochakzeptabel«, und ich kann verstehen, daß ihr dabei ein besonders schwerer Stein vom Herzen gefallen ist.
Das soziale Netz der Industrie greift also trotz vieler Entlassungen immer noch und läßt alte Freunde nicht auf dem Abstellgleis stehen! Ich wünsche meinem Parteifreund am Steuer eines Kraftfahrzeuges mehr Erfolg als auf der Piste! – Eilhardt Draufzu (47), Manager, 06542 Wolferstedt
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Sex-Skandal: Jesuitenpädagogen haben kaum mehr zu zählende, glücklicherweise allesamt verjährte Untaten begangen! Nun liegt es nahe, die Ursache in den von der Kirche geforderten Verhaltensnormen einschließlich des Zölibats zu sehen, die im Widerspruch zu den normalen menschlichen Bedürfnissen stehen, und deswegen an den Stellvertreter Gottes auf Erden die Forderung zu richten, die Patres offiziell unter die Haube bringen. Aber vielleicht reicht das nicht. Da es auf diesem Gebiet seit Jahrhunderten etwas wiedergutzumachen gilt, sollte man den Geistlichen im Bedarfsfalle die Sakramente für eine Ehe mit mehreren Frauen zugleich erteilen (soweit sie an Frauen und nicht anderweitig interessiert sind). Erfahrungen aus anderen Religionen und Ländern stehen dafür genügend zur Verfügung. – Johannes Hammerschmidt (63), Verhaltensforscher, 78244 Gottmadingen
Wolfgang Helfritsch


Ein Selbstläufer in Aktion

Uwe Schünemann wußte schon früh, wohin er gehört. Mit 15 Jahren schloß er sich der Jungen Union an. Fünf Jahre später war er Stadtrat von Holzminden. Nach zehn weiteren Jahren, 1994, wurde er Mitglied des Niedersächsischen Landtages und »erreichte seinen politischen Höhepunkt« (so seine amtliche Internetseite) im März 2003 mit der Berufung zum Niedersächsischen Minister für Inneres, Sport und Integration.

Rasch lernte er, wie man mit immer neuen Maßnahmen und Forderungen zur »Terrorbekämpfung« bundesweite Aufmerksamkeit erlangen kann. Darin ließ er sich von keinem anderen Landesinnenminister übertreffen. Und er ließ sich auch nicht etwa dadurch beirren, daß das Bundesverfassungsgericht sein »Niedersächsisches Gefahrenabwehrgesetz« von 2003 zur »präventiven Telefonüberwachung« 2005 als verfassungswidrig kassierte. Sein politischer Imperativ lautet: Her mit der »elektronischen Fußfessel« für »gefährliche Ausländer, die nicht abgeschoben werden können«! Her mit kommunal bezahlten »Bürgerstreifen« nach dem Vorbild der USA! Her mit einer Verfassungsänderung, damit alle Möglichkeiten der Rasterfahndung und des »Großen Lauschangriffs« angewendet werden können. Her mit einem Gesetz zur heimlichen Durchsuchung von Wohnungen durch die Polizei!

In besonderer Weise nimmt er sich der Asylsuchenden und Verfolgten an. Weil »Niedersachsen ein Land gelebter Integration ist«, so sagte es der Integrationsminister 2008 in seiner Grundsatzrede »Muslime in Niedersachsen«, »müssen wir uns ... vor einem Generalverdacht gegenüber Muslimen hüten«. Seine Fürsorge für sie geht so weit, daß er seit 2003 die Moscheenbesucher etwa siebenmal pro Jahr mittels hilfreicher Kontrollen durch seine Polizei im »notwendigen Kampf gegen den internationalen Terrorismus« beschützt. Manche sehen in diesen »verdachtslosen« Maßnahmen des Ministers allerdings einen »Verstoß gegen die Religionsfreiheit« – so der frühere Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts Ernst Gottfried Mahrenholz; nach sechs Jahren fiel das kürzlich auch dem Juristen und Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) auf. Die Moscheenbesucher werden deshalb wohl in Zukunft die polizeiliche Fürsorge entbehren müssen. Im Lande wird nun spekuliert, ob Schünemann eine bevorstehende Regierungsumbildung überstehen wird. Aber wahrscheinlich wird ihm sein Lebensmotto »Folge niemand. Sei du selbst« weiterhelfen – auch auf Bundesebene.
Hartwig Hohnsbein


Selbst
Nach der Bundestagsrede des israelischen Staatspräsidenten erhoben sich einige Abgeordnete der Linksfraktion nicht wie die Mehrheit im weiten Rund des Sitzungssaales zu einer Ovation. Wer die Rede gehört hatte, brauchte für dieses Verhalten keine besondere Erklärung. Nach guten und treffenden Worten aus Anlaß des Gedenkens an die Opfer des deutschen Faschismus hatte Shimon Peres die Außenpolitik Israels eingenebelt und beschönigt und Vorkriegsstimmung gegen den Iran geweckt. Das zu beklatschen, ist niemandes Pflicht. Es zu unterlassen, war möglich, denn die Ehrung der Millionen Getöteten hatte vorher gemeinsam stattgefunden. Der Sachverhalt lag für jeden, der politisch bis drei zählen kann, auf der Hand. Manche, die das durchaus können, wollten es aber in diesem Falle nicht. Meinungs- und Verhaltensfreiheit, deren sich die Republik sonst rühmt, sollte hier nicht gelten. Das abweichende Verhalten war ihnen, was der Volksmund ein gefundenes Fressen nennt. Sie gaben ihm ihre verleumderische Interpretation.

Nicht dieses Vorgangs, sondern der Antwort Sahra Wagenknechts, der Bekanntesten unter den Sitzengebliebenen, nahm sich die sozialistisches Tageszeitung Neues Deutschland in einem Kommentar an. Darin wird die Attackierte mit den Worten zitiert: »Daß ich nach der Rede von Shimon Peres nicht an den stehenden Ovationen teilgenommen habe, liegt darin begründet, daß ich einem Staatsmann, der selbst für Krieg mitverantwortlich ist, einen solchen Respekt nicht zollen kann.« Der philologisch interessierte Redakteur bohrt sich an dem Wörtchen selbst fest. Das befindet er zunächst für überflüssig. Darüber ließe sich reden. Man könnte auch einfach zur Kenntnis nehmen, dass selbst in diesem Kontext die Aussage im Hinblick auf die in Rede stehende Person verstärkt. Er ist für Krieg in persona mitverantwortlich, nicht nur indirekt aufgrund seines Amtes.

Dann aber wird gefragt, ob sich in dem Wörtchen selbst nicht eine Deutungsmöglichkeit verberge, die den Krieg der Nazis mit dem der Israelis gegen die Palästinenser aufwiege. Auf die Idee muß man kommen. Um dann, nachdem man sie den Lesern der Zeitung offeriert hat, selbst (das heißt hier: sogar und enthält keinen Bezug zu Hitler) noch anzufügen, man möchte Sahra Wagenknecht derlei Interpretation nicht wünschen. Darauf läßt sich schlechterdings nichts entgegen. Tucholsky hatte für solchen Fall eine Devise: »So tief kann man nicht schießen.«
Kurt Pätzold


Brutale »Lebensschützer«

In den USA heißen sie American Life League, National Right to Life, Priests for Life, World Youth Alliance, Operation Rescue oder The Army of God. Letztere nennt sich bewußt Armee, weil sie Gewalt gegen diejenigen, die Hilfe zur Abtreibung leisten, für legitim und gut halten, bis hin zum Mord. In den USA erschossen radikale Abtreibungsgegner schon mehrere Ärzte, die Abtreibungen vorgenommen hatten, und auch MitarbeiterInnen von Kliniken.

Auch in Deutschland müssen Menschen, die für sexuelle Rechte und Selbstbestimmung der Frauen eintreten, sich immer wieder mit selbsternannten »Lebensschützern« auseinandersetzen. Auch hier werden Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, verunglimpft und als Mörderinnen bezeichnet. Denn die »Lebensschützer« bedienen sich einer aufhetzenden Rhetorik und ignorieren die grundgesetzlich verbriefte Würde der Frau, ihr Recht auf Reproduktionsautonomie, auf selbstbestimmte Sexualität, Familienplanung, Kontrolle über ihren eigenen Körper und die von ihnen gewählte Lebensform. Sie verleumden Organisationen und Personen, die sich für die Rechte von Frauen und von Homosexuellen einsetzen, und attackieren sie. Mit Lebensschutz hat das ebenso wenig zu tun wie die besonders im katholischen Klerus beliebte Gleichsetzung von Abtreibungen mit dem Völkermord der Nazis.

Auf einer von vielen Webseiten (www.abtreiber.com) zitieren sie neuerlich die heilige Mutter Teresa mit dem Spruch »Abtreibung ist Krieg gegen unschuldige, ungeborene Kinder« und den spanischen Erzbischof Carlos Osoro von Valencia, der »die Kinderschlachtung« als die »schlimmste Diktatur, die es geben kann«, bezeichnet. Er spricht nicht von den Kindern, die während der beiden Weltkriege getötet worden sind, und auch nicht von dem tobenden Krieg in Afghanistan, sondern von den Föten, die eine Mutter nicht austragen will oder kann. Auf dieser Webseite kann man die Bilder namhafter Ärzte sehen, die allesamt beschuldigt werden »ungeborene Kinder in Berlin« (oder »in Hamburg«, jeweils mit Ortsangabe) zu töten. Man findet dort auch mein Bild, denn ich bin Bundesvorsitzende von pro familia, einer Organisation, die angeblich »vier Tötungszentren« betreibt.
»Lebensschützer« seien »durchgeknallte«, seien »Wirrköpfe«, höre ich oft. Aber sie sind mitten in der Gesellschaft angekommen und haben seit der Entstehung des Paragraphen 218 im Jahre 1871 starken Einfluß auf die Gesetzgebung ausgeübt. Die demokratischen Kräfte in unserer Gesellschaft müssen ihnen dringend entgegentreten und ihren wieder zunehmenden Einfluß in Deutschland und in anderen Ländern stoppen.
Gisela Notz


Walter Kaufmanns Lektüre
»Ich wollte entdecken, was auf dem Weg nach Europa schlimmer ist, als im Meer zu ertrinken. Jetzt weiß ich es. Hier in der Wüste habe ich gelernt, was es heißt, als Toter zu leben.« Das sind die Schlüsselsätze zu dem Buch eines Italieners, der sich Bilal Ibrahim el Habib nannte, weil das leicht zu merken und unter den Umständen zweckmäßig war. Dahinter verbirgt sich Fabrizio Gatti, der ein Mann mit Herz und Verstand ist, ein kontaktfreudiger, kontaktfähiger Reporter mit Beobachtungsgabe, Einsatzbereitschaft, Durchhaltevermögen und Mut. Vor allem aber auch gesegnet mit einem akuten Spürsinn für den Gipfel der Gefahr, einem Bis-hierher-und-nicht-weiter, das ihn mehr als einmal vor dem Schritt in den Abgrund bewahrt hat, dem Getötetwerden, dem Ertrinken, dem Ausgeliefertwerden an die Henkersknechte der Macht. Er hat die Odyssee ungezählter Schwarzafrikaner geteilt, ist mit ihnen von Dakar an der Atlantikküste Senegals auf sträflich überladenen Lastern quer durch die Wüsten Malis und den Niger gereist bis hin zu den tunesischen Küstenstädten Zuwara, Chaffar und Sfax, von wo immer wieder bis heute schwarze Flüchtlinge übers Mittelmeer nach Lampedusa oder Sizilien zu gelangen versuchen – points of no return für sie alle und oft Tore zum Tod.

Gatti weiß: Abertausende von gescheiterten, gefolterten, beraubten, an den Grenzen festgehaltenen oder zurück in die Wüste verwiesenen Schwarzen überfordern das Vorstellungsvermögen. Er hält sich an wenige, deren Namen er nennt, denen er ein Gesicht gibt, deren Schicksal er erforscht und begreiflich macht. Da sind Joseph und James, zwei Studenten, denen er dringend rät, die Überfahrt nach Lampedusa nicht zu wagen, sondern es legal über Libyen zu versuchen, und die dann in den Würgegriff Gaddhaffis geraten, der in Absprache mit Berlusconi für westliches Know-how bei der Öl- und Gasgewinnung schwarze Flüchtlinge verhaften und in ihre Herkunftsländer abschieben läßt. Da sind auch die Zwillingsbrüder Stephen und Daniel, mit denen sich Gatti anfreundete. Auf dem Treck durch die Wüsten gingen sie ihm verloren. Überall sucht er nah ihnen, bis er nach Wochen auf einem Kamelmarkt seinen Namen rufen hört ... Stephen umarmt ihn. »Erzählt von Daniel. Was macht er?« fragt Gatti. – »Daniel is gone.« – »Daniel ist tot?« – »Ja« flüstert Stephen, und seine Beschreibung, wie der Bruder in der Wüste starb, geht ans Herz.

Wie durch ein kleines Fenster vermittelt Gatti wieder und wieder eine weite Sicht auf Ursachen und Wirkungen, politische Intrigen, mafiose Zustände, auf das Wuchern der Schlepper und ihrer Hintermänner, auf die Korruption von Soldaten, Zöllnern, Polizisten, auf die Lügen der italienischen Medien – im Fernsehen wird das Internierungslager auf Lampedusa mit einem Fünf-Sterne-Hotel am Mittelmeer verglichen. Man lese dagegen, wie Gatti als ein vorgeblich an der Küste Gestrandeter die Wirklichkeit erfährt. Fraß schlimmer als für Schweine, von Urin überschwemmte Fußböden, verstopfte Toiletten. Und Carabinieri, die gegen Wehrlose ihre Schlagstöcke gebrauchen ...

Le Nouvel Observateur sieht in Fabrizio Gatti den neuen Wallraff des Journalismus – und wirklich, die beiden sind Brüder in Geist und Tat. Dabei ist der Italiener, der für den Corriere della Sera und den Espresso arbeitet, ein Reporter sehr eigener Prägung, mit sehr eigenem Sprachgefühl. Es ist eine gute Tat, daß der Verlag Antje Kunstmann »Bilal« in der Übersetzung von Friederike Hausmann und Rita Seuß dem deutschen Leser zugänglich gemacht hat.
W. K.

Fabrizio Gatti: »Bilal. Als Illegaler auf dem Weg nach Europa«, Verlag Antje Kunstmann, 457 Seiten, 24.90 €



Ja zu Jesus

Man muß gut sein im Glauben, sehr gut, will man den seherischen, prophetischen, übermenschlichen Gaben und Taten des Mannes aus Nazareth glauben, der Jesus hieß. Rudolf Augstein, der Herausgeber des Spiegel, der vor anderthalb Jahrzehnten die Leser mit der Biographie »Jesus Menschensohn« überraschte, war schwach im Glauben. Nun tritt Peter Seewald, der zu Augsteins Zeiten ebenfalls für den Spiegel geschrieben hat, mit »Jesus Christus. Die Biographie« an – einer Biographie, der noch viele folgen werden. Seewald will Zweifel an der Existenz von Jesus Christus zerstreuen. Hat er doch die Gewißheit, daß »über zwei Milliarden Menschen den Sohn Gottes anbeten«. Eine erstaunlich hohe Zahl, die er da anzugeben wagt. Seewald fliegt in das »Heilige Land«. Er klappert Kilometer für Kilometer des Weges des Angebeteten ab: von der sagenumwobenen Geburtsstätte bis zum schmerzenreichen Golgatha-Weg. Keine Kreuzung wird ausgelassen, um die wahrhaftige Gegenwart des Gottessohnes zu beweisen.

Peter Seewald zitiert Franz Werfel, der schrieb: »Für diejenigen, die an Gott glauben, ist keine Erklärung notwendig, für diejenigen, die nicht an Gott glauben, ist keine Erklärung möglich.« Das Wort Werfels in die Ohren der Leser von Seewalds »Biographie«!
Bernd Heimberger

Peter Seewald: »Jesus Christus«, Pattloch Verlag, 704 Seiten, 24.95 €


Vorwärts zum Kommunismus

Grellroter Umschlag, darauf Hammer, Sichel und fünfzackiger Stern, Titel: »Wie werde ich Kommunist«, erschienen im Rotbuch Verlag. Plakativer geht’s nicht. Wenn man aber hineinschaut, erfährt man als erstes, daß das italienische Außenministerium die Übersetzung gefördert hat – erstaunlich! Würde das deutsche Außenministerium ein Buch mit diesem Titel fördern? Auf der ersten Textseite teilt der Autor Gianni Vattimo mit, er sei ein Christenmensch, später bezeichnet er sich als Nihilisten. Es kommen noch etliche Merkwürdigkeiten hinzu, zum Beispiel der Verlagshinweis, Vattimo sei 1968 geboren und 1964 Professor geworden. Auch Vattimos Text ist nicht frei von Druckfehlern. Stellenweise, vor allem im ersten Teil, ist er so schwer lesbar, daß man nicht glauben mag, wer der Übersetzer ist: der hochgeschätzte Romancier, Italien- und Kommunismus-Kenner Peter O. Chotjewitz. Am befremdlichsten aber wirkt das Plädoyer für den Kommunismus, wenn der Autor, der einige Jahre als Linksdemokrat dem Europäischen Parlament angehörte, immer wieder ausgerechnet Nietzsche und Heidegger als Zeugen aufruft und wenn er uns – gegen die Herrschaft der US-amerikanischen Konzerne polemisierend – zumutet, Europa und Sozialismus als Synonyme zu verstehen. Ich rate also zur Vorsicht bei der Lektüre dieses Buches. Aber ich empfehle diese Lektüre gern mit einigen Zitaten:
Für Vattimo steht fest, »daß es bergab geht, seit die Teilung der Welt in zwei Blöcke vorbei ist, zumindest im Hinblick auf die Sicherheit«; US-Amerika sei »die größte Gefahr für Frieden und Sicherheit, die es garantieren will«. Er weist auf das Pentagon-Papier hin, das außer weiteren Kriegen ums Erdöl auch Kriege um Trinkwasser und saubere Luft vorhersagt. Den Eigentümern der multinationalen Konzerne wirft er ebenso wie der Finanzwelt vor, durch Verschiebung des spekulativen Kapitals ganze Länder dem Hunger auszuliefern. »Das Vertrauen unserer Liberalisten und falschen Sozialisten in die fortschrittliche Kraft des Marktes wird nicht einmal geritzt von der banalsten aller Feststellungen, die heute jeder treffen kann, der Feststellung nämlich, daß in der US-amerikanischen Ökonomie die Armut auffällig zunimmt.« Dagegen nähmen »Meinungsfreiheit, Gewissensfreiheit, Glückssuche, Privatleben, die der Kapitalismus einst zu garantieren schien«, unter der tatsächlichen oder vorgeschobenen oder selbst erzeugten terroristischen Gefahr ständig ab, statt dessen verdichte sich die Kontrolle des täglichen Lebens. »Wenn Die Linke nicht Herz und Verstand verlieren will, zudem ihre Wählerstimmen und jetzt auch noch das Gesicht, muß sie sich auf ihre theoretische Erbschaft und ihre reichen Wurzeln besinnen. Sie sind brandaktuell, während ein großer Teil ihrer Parteiführer schwört, nie Kommunist gewesen zu sein [...] Da ich sehe, wie die ›Entwicklung‹, die der Markt garantieren soll, scheitert, muß einer wie ich, der nie Kommunist war, einer werden [...]«

Überall sieht er die Demokratie zerfallen: Die Parteien seien »geschlossene und selbstreferentielle Bürokratien [...], die mit ihren Wählern nur über die Massenmedien kommunizieren [...]. In Italien hat die Medienvermittlung von Politik eine so intensive Wirkung gezeigt wie in keinem anderen Land. Ein Unternehmer, der erst im Bauwesen tätig war, dann in der Fernsehindustrie, hat aus dem Nichts binnen sechs Monaten eine Partei geschaffen, die Mehrheit erobert und ist Premierminister geworden.«

Nach solchen Befunden sieht Vattimo den Kommunismus – nicht den vergangenen »realen« Sozialismus – als »Ausweg aus dem kapitalistischen System, das nicht Reichtum und Emanzipation schafft und statt dessen die Marx’sche Prognose von der fortschreitenden Proletarisierung der mittleren Klassen bestätigt. Ein System, das ewig zu dauern droht, da die neuen Medien der Kommunikation und Kontrolle die weltweite elektronische Überwachung erlauben«.

Und was ist da zu tun? Allerlei, was auch ich für nötig halte. Kurz zusammengefaßt: Aufklärung über Herrschaftsverhältnisse, Widerstand gegen Ausbeutung und Krieg, Organisierung an der Basis, Räte, freie öffentliche Debatte als Voraussetzung demokratischer Planung – ohne Dogmen, versteht sich.
Eckart Spoo

Gianni Vattimo: »Wie werde ich Kommunist«, Rotbuch Verlag, 128 Seiten, 16.90 €


Ausgefochten
»Die Enkel fechten’s besser aus«, hat mein Vater manchmal gesungen und auch mich mit dieser Hoffnung ausgerüstet. Wer weiß?

Maxim Leos Großvater Gerhard war junger kommunistischer Kämpfer in der französischen Resistance, dann renommierter DDR-Journalist in westlichen Ländern, Repräsentant und Verteidiger seiner Gesellschaft all die Jahre lang, in der Familie Patriarch, im Staat privilegiert. Der andere Opa, Werner, war ein gewöhnlicher DDR-Bürger: Schnell hatte er seine Zeit als gläubiger Nazi-Soldat verdrängt, wurde bald Mitglied der SED, machte sich verdient in der Ausbildung von Berufsschülern. Kennengelernt haben sie sich deshalb nicht, weil Wolf, Werners Sohn und Maxims Vater, sowohl mit der Familie seines Vaters als auch seines Schwiegervaters nicht viel zu tun haben wollte. Ihm paßte die DDR-Politik nicht, er war opponierender, unangepaßter Künstler.

Maxim recherchiert genau die Schicksale von Urgroßvätern, Großvätern, Vater und Mutter und liefert so ein eindrucksvolles Bild vom Leben dieser Ahnen, schildert die Zwänge der Zeit, die Zufälle, Abenteuer und Geheimnisse, die der einzelne der Familie nicht anvertraute. Das ist spannend und detailreich.

Mein Problem ist der Enkel: Er bekennt, von Kindheit an (geboren 1970 in Ostberlin) ein »Westler« gewesen zu sein – wegen der besseren Jeans und der bunten Läden, der größeren Lockerheit im Miteinander, weniger Zwänge, mehr Reisen. Mittlerweile Journalist, unter anderem für die Berliner Zeitung, sieht er sich mit seinem Lebensweg so bestätigt, daß ihm unverständlich ist, wogegen beispielsweise sein auch heute noch unangepaßter Vater kämpfen sollte. Auch wenn Maxim Leo sich den Großvätern voller Verständnis nähern wollte, hat er leider kaum etwas davon begriffen, warum sie – anders als der Enkel – dem Westen mit seinen Kriegen und Ungerechtigkeiten gegenüber kritisch blieben.
Christel Berger

Maxim Leo: »Haltet euer Herz bereit. Eine ostdeutsche Familiengeschichte«. Karl Blessing Verlag, 272 S., 19.95 €



Frida Rubiner
Anfang 1919 stießen zur gerade gegründeten KPD zwei junge Intellektuelle, die in der deutschen Literatur jener Jahre bereits erste Spuren hinterlassen hatten: Frida Ichak und Ludwig Rubiner, ein Ehepaar, das während des Weltkrieges im Schweizer Exil gelebt und gearbeitet hatte. Nachdem dort Romain Rolland beiden begegnet war, notierte er in sein Tagebuch: »Eine junge, energische, intelligente Frau, bekannte Mathematikerin, geborene Russin, mit dem deutschen Dichter Ludwig Rubiner, einem begabten und zugleich einem der freiesten Schriftsteller Deutschlands verheiratet.«

Bekannter von beiden war damals Ludwig Rubiner, einer der Aktivisten des literarischen Expressionismus. Seit 1911 Mitarbeiter von Franz Pfemferts radikaler Zeitschrift Die Aktion, während des Krieges Autor in René Schickeles Weißen Blättern, trat er als wortgewaltiger Lyriker und erbitterter Gegner der Verhältnisse im wilhelminischen Deutschland für eine enge Verbindung von Kunst und Politik ein. Frida Ichak, seine Partnerin, stammte aus Litauen, hatte in Zürich studiert und promoviert – was Frauen damals noch selten gelang. Die ausgezeichnete Kennerin der russischen Literatur und Kunst übersetzte unter anderem Tolstois gerade erschienene Tagebücher ins Deutsche, die 1918 mit einer Einleitung Ludwig Rubiners herauskamen. Wie eng die Zusammenarbeit der Eheleute war, verriet auch die Widmung, die Ludwig Rubiner seinem einzigen Theaterstück, dem Ideendrama »Die Gewaltlosen«, voranstellte: »Dem Kameraden, meiner Frau Frida«. Diese schöpferische Gemeinschaft zerbrach, als Ludwig Rubiner wenig später im Alter von 39 Jahren starb. Den Verlust überwand Frida Rubiner mit verstärkter Arbeit in der kommunistischen Bewegung. Ihren in rascher Folge erscheinenden Aufsätzen, Broschüren und Büchern verdankten damals die Mitglieder der KPD und die gesamte deutsche Öffentlichkeit erste informative Einblicke in den sich allmählich formierenden Sowjetstaat. Der heutige Leser erkennt freilich, daß sie Erreichtes idealisierte und über manche Probleme hinwegsah.

Der ersten umfassenderen Darstellung gab sie den Titel »Der beste Fabrikdirektor«. Sowjetrußland befand sich nach Krieg und Bürgerkrieg in der Phase des Wiederaufbaus. An der Spitze der Fabriken standen jetzt Arbeiter, die trotz fehlenden Wissens und mangelnder Erfahrung zerstörte Betriebe wieder in Gang brachten. Losung: »Lernt die Produktion organisieren!«

In einer Arbeit mit dem Titel »Sowjetrußland von Heute«, die nach der Reichstagswahl im Dezember 1924 erschien, schrieb die Autorin im Vorwort: »Während der Wahlzeit in Deutschland hatte ich Gelegenheit, mich davon zu überzeugen, welche falschen und zum Teil verleumderischen Berichte über Sowjetrußland den Arbeitern in Versammlungen vorgesetzt werden. So soll die kleine Schrift, die geschrieben ist aufgrund eigener Erfahrung und gewisser Sachkenntnis, allen denen zur Aufklärung dienen, die nicht von vornherein in kommunistenfeindlicher Haltung befangen sind.« Den umfangreichsten und farbigsten Bericht über das neue Rußland gab sie in dem Erlebnisbericht »Der große Strom. Eine unromantische Wolgafahrt«. Kurz nach Erscheinen dieses Buches erhielt sie das Angebot, in Moskau wissenschaftlich zu arbeiten. Sie übersiedelte in die russische Metropole und wurde sowjetische Staatsbürgerin. Ihre Arbeit charakterisierte sie in einem Brief an Clara Zetkin: »Ich arbeite im Marx-Engels-Institut, meine Aufgabe ist, eine Biochronik von Marx und Engels zu schaffen, aber diese Arbeit begeistert mich nicht, mein Sinn steht nach dem lebendigen Kampf. Ich war einen Monat lang im Kollektivierungsgebiet im Nordkaukasus als politische Leiterin einer Brigade und kehrte ganz beglückt zurück. Ich habe viel Schwierigkeiten, aber noch mehr Enthusiasmus und Vorwärtsdrängen gesehen.« Dieser Brief enthält den Satz, der über ihrem ganzen Leben und Schaffen stehen könnte: »Meine Mission ist, die Vermittlerin der UdSSR in Deutschland zu sein.«

Eine ihrer herausragenden Leistungen war die Übertragung von Iwan Turgenjews Roman »Väter und Söhne«. Nach dem faschistischen Überfall gehörte sie zur politischen Hauptverwaltung der Roten Armee, verfaßte Aufklärungsmaterial, das unter deutschen Kriegsgefangenen lebhaft diskutiert wurde, und leitete Kurse in Antifa-Schulen. Frida Rubiner starb 1952 und wurde auf dem Friedhof der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.
Dieter Götze


Press-Kohl

Kürzlich veranstaltete die Gattin unseres Bundespräsidenten (erfreulicherweise) kein Outing, sondern ein Opening: »Deutschlands First Lady öffnet ihr Familienalbum« und gab Herrn Lambeck Auskunft (Bild am Sonntag). »Seit 40 Jahren sind Eva Luise Köhler und Bundespräsident Horst Köhler miteinander verheiratet.« Vor 40 Jahren war Köhler zwar noch nicht Bundespräsident, aber nun ist er’s schon zum zweiten Mal. »Vor über 40 Jahren wagten sie ihre ersten Tanzschritte. Seitdem ließ er ihre Hand nicht mehr los.« Außer bei Unterschriften. Oder bei der Verteilung von Würstchen an die kleinen Gäste auf der Kanzlerwiese vor dem Schloß Bellevue. »Wie kaum ein anderer Politiker vor ihm sucht der Bundespräsident die Nähe und die Hand seiner Frau ... Und auch ein Schnappschuß aus dem Familienalbum zeigt: Schon auf dem Abschlußball in den 60er Jahren war es der junge Tanzschüler Köhler, der seine Hand in Evas Richtung streckte.« Ein Foto zeigt die Köhlers »vor ihrem Haus in Washington. Er war dort von 2000 bis 2004 Chef des Internationalen Währungsfonds.« Lambeck zitiert Köhler aus einem Interview der Bild am Sonntag im Jahre 2004: »Meine Frau hat manchmal mehr Klugheit als ich.« Und die sympathische Gattin betont: »Wenn mein Mann öffentlich bekundet, daß er mich schätzt, dann ist das doch etwas Schönes! Wir spielen niemandem etwas vor – wir sind so. Und das muß man ja auch nicht verbergen.« Womit das treue Händehalten hinreichend erklärt wäre. Köhlers Wirken bei der Treuhandgesellschaft wird in dem langen Artikel mit keinem Wort gewürdigt. Nicht mal erwähnt.
Felix Mantel