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Titel420

Bemerkungen

Kurz notiert

Realismus – die Wirklichkeit befragt die Phantasie.

 

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Jeder Mensch ist eine Spiegelscherbe der Gesellschaft.

 

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Die Geschichte hat uns geschrieben, damit die Zukunft ihren Ursprung lesen kann.

 

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Der Karrierist: Er bückt sich gern hinauf.

 

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Die Lücke ist ein Bindeglied.

 

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Das Gedächtnis ist ein Siebdruck der Phantasie.

 

Norbert Büttner

 

 

Sonderweg für Gibraltar?

Im Jahr 1713 verlor Spanien durch den Friedensschluss von Utrecht die Souveränität über die etwa 6,5 Quadratkilometer große Felsspitze in der Bucht von Algeciras. Seither ist der Felsen britische Kronkolonie, ein Zankapfel zwischen England und Spanien. Da sich nach dem Brexit bis zum Jahresende an den EU-Außengrenzen nichts ändert, gibt es Zeit für Verhandlungen über die Zukunft. Bereits einmal – von 1969 bis 1985 – waren die Grenzen zum Felsen von Gibraltar geschlossen. Das soll sich nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU nicht wiederholen. Tag für Tag gibt es eine kleine Völkerwanderung in die Kronkolonie Gibraltar. Etwa 15.000 Menschen – zwei Drittel Spanier und ein Drittel Touristen – überqueren dann die Grenze.

 

Bereits vor der Wahl Boris Johnsons zum Premierminister des Vereinigten Königreichs wurden Verhandlungen über ein Steuerabkommen zwischen Spanien und Gibraltar geführt. Das geschah auch vor dem Hintergrund, dass es Spaniens Zustimmung zu jedem Punkt der Gibraltar betreffenden Verhandlungsergebnisse zwischen Großbritannien und der EU bedarf.

Boris Johnson geht selbstbewusst in die Verhandlungen: »Das Vereinigte Königreich wird im Namen der gesamten britischen Familie verhandeln. Das schließt Gibraltar ein, auch die Souveränität von Gibraltar bleibt unteilbar.« Spanien möchte vor allem erreichen, dass Gibraltar kein Steuerparadies bleibt. Wer in Spanien lebt, aber in Gibraltar arbeitet, soll künftig in Spanien Steuern zahlen. Spanien kann sich allerdings nicht stärker von Gibraltar abgrenzen, denn dort herrscht Vollbeschäftigung, während in Andalusien die Arbeitslosenquote bei 30 Prozent liegt. Es bleibt abzuwarten, wer das größte Verhandlungsgeschick hat.                            

 

Karl-H. Walloch

 

 

Leben im städtischen Freigehege

Wenn man die Gedichte Henning Kreitels liest, fühlt man sich an Franz Biberkopf erinnert, den seltsamen Helden in Alfred Döblins Roman »Berlin Alexanderplatz«. Auf Franz stürzt auch die Großstadt ein, wo es »kolossal viele Menschen« gibt und wo es laut ist; wo der Einzelne wenig zu gelten scheint, frei und eingesperrt zugleich ist. Freilich führt Döblin eine Wandlung vor, mithin Hoffnungsvolles, während in den Gedichten Kreitels der Optimismus sich zu verflüchtigen scheint. Am Anfang des Bandes: »bis zum äußersten / mit hoffnung gefüllt …« Und am Ende: »gewicht des lebens / nicht mehr stemmbar …« Das Seltsame geschieht auch hier: Wer im Kaff sitzt, sehnt sich nach dem Trubel der Großstadt, der Großstädter nach der Ruhe. Dem Buch wurden Cyanotypien aus der Serie »Auf Ruhesuche« beigegeben. Die Eisenblaudrucke – dargestellt sind Berliner Parklandschaften – sind von hohem ästhetischem Reiz und wundersamem Kontrast zu den Wortgebilden. So kann man alle paar Seiten rasten: im Treptower Park, im Volkspark Friedrichshain und so weiter. Wenn aber der Stadtgang wieder aufgenommen wird, dann prasselt es auf den Passanten ein, den man sich vielleicht doch als Flaneur vorzustellen hat: »blaulichtfanfaren«, »kopfsteinrassel«, »behornter lkw«, »wildes laserlichtspiel«. In einigen der Texte wähnt man sich im expressionistischen Großstadtgedicht, bei Georg Heym und Alfred Wolfenstein. Aber während die Großstadt dort als Moloch, als Ort der Isolation und Gewalt erscheint, gibt es bei Kreitel Soziologisches: »gentrifizierungsanzeiger«, der »mietanstieg macht sich breit«, und »platzkämpfe mit statussymbolen« werden ausgefochten. Und noch ein Unterschied zu vielen anderen Großstadtgedichten: Mitunter leuchtet Ironie auf, wenn zum Beispiel eine »internetfleischschau« in »verzweifeltes taschentuchschwängern« mündet oder maliziös zugesehen wird: »vor die türgelieferte bequemlichkeit / fingerschnell geklickt / aber zeitfensterungenau / bricht unmut auf / entlädt sich und stolpert davon / zur nächsten wunschauslieferung / schon parkt ein weiterer giergesandter.« Das sind genau beobachtete und pointiert formulierte Szenen aus der Großstadt, die wie nebenher Lebensgefühl widerzuspiegeln vermögen, das vielen verlockend erscheinen muss, bedenkt man den starken Drang zur Urbanität, besonders bei jungen Menschen. Doch ob der Stadtrhythmus, der sich jedem aufzwingt, immer »mit joint und lieblingsmusik« zu bewältigen ist? Tut sich da nicht doch die Leere, Hohlheit, Brutalität auf, von der die Expressionisten schon ein Lied zu singen wussten?

 

Kreitel verwendet sehr häufig Partizipien, gewiss, um Zustände genau abzubilden. Das gelingt ihm manchmal so treffend, dass es den Leser wie ein Lichtstrahl (Laserstrahl?) trifft. Freilich bringt nicht jeder »gedichterzeugende« Gang bedeutende Entdeckungen. Es gibt ein paar Texte, die über den Befund des Selbstverständlichen nicht hinausgehen, etwa »nichts bleibt, wie es war«. Oder: »in erinnerungsfetzen / verewigt eingewebt / nochmaliges betrachten /gelebter stunden«. Doch vielleicht schafft gerade Erkennen des bereits Gedachten beim Leser die Nähe, welche diese Gedichte brauchen. Es ist gut, wenn man sich in Gedichten finden kann – und das ist hier möglich.                           

 

Albrecht Franke

 

Henning Kreitel: »im stadtgehege«, Gedichte, Mitteldeutscher Verlag, 112 Seiten, 12 €

 

 

 

Hoffnungsfunke

Das Treffen des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez mit Kataloniens Regionalpräsidenten Quim Torra am 6. Februar in Barcelona brachte Bewegung in die seit Jahren stockende Katalonien-Frage. Einen neuen Volksentscheid zur Unabhängigkeit lehnt aber auch Sánchez ab. Für Katalonien hat sein Besuch vor allem Symbolwert. Torra hatte für das Treffen 44 Vorschläge vorgelegt. Die punktuellen Verbesserungen, dazu zählen auch die angekündigten regelmäßigen Gespräche, lösen jedoch den grundlegenden Konflikt nicht. Bei der Begegnung beharrte Torra auf seiner Forderung nach einer Amnestie für die wegen der Teilnahme am Unabhängigkeitsreferendum im Oktober 2017 zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Politiker und Bürgerrechtler. Für den Ministerpräsidenten ein heikles Thema, auch wenn er Möglichkeiten hätte, die Haftstrafen unter Auflagen zu verkürzen. Bereits im Vorfeld des Treffens wurde Pedro Sánchez von der Opposition, vor allem von der rechten VOX-Partei, dafür kritisiert, dass er überhaupt zu einem Treffen mit Quim Torra, der eigentlich kein Wahlamt mehr besitzt, bereit war (siehe Ossietzky 3/2020).

 

Sánchez‘ Entscheidung, kurz nach seiner Wahl nach Barcelona zu fahren, hat aber auch aus einem weiteren Grund großen Symbolwert: Bisher war es üblich, dass nach der Wahl des Ministerpräsidenten die Regionalpräsidenten nach Madrid reisen mussten, um dem neuen Regierungschef ihre Aufwartung zu machen. Das hat sich endlich geändert.  

 

khw

 

 

 

Kirche im Sündenfall

Im Weißbuch der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) »Unfrieden in Deutschland – Kirche im Sündenfall«, herausgegeben 1995 im GNN-Verlag Schkeuditz, ist Erstaunliches zu lesen. Es geht um den Pfarrer Peter Franz aus Kapellendorf bei Weimar, gegen den ein »Amtszuchtverfahren« eingeleitet wurde, – und um die Stasi. Was wird dem 1941 in Apolda Geborenen angelastet?

 

In der Laudatio anlässlich der Verleihung des GBM-Menschenrechtspreises an ihn Ende 2019 war zu hören, dass er aus einer Arbeiterfamilie stammt, sich mit 21 Jahren taufen ließ, in Jena ein Theologiestudium absolvierte und Mitbegründer der Gruppe Religiöser Sozialisten in Thüringen war. Seine großen Vorbilder sind Thomas Müntzer und Dietrich Bonhoeffer. Martin Luthers Theologie war ihm zu zwielichtig, zu stark der herrschenden Klasse zugewandt. Was Wunder, dass der Pfarrer Peter Franz seinem eben gegründeten Gemeindezentrum in Kapellendorf 1975 den Namen »Thomas Müntzer« gab.

 

Peter Franz sieht seine Aufgabe darin, Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen. So setzte er sich für die Erneuerung einer Straße in seiner Gemeinde ein. Und es gelang ihm, Seminarräume, ein Übernachtungshaus und einen Freizeitkeller für die Junge Gemeinde zu schaffen. Die Arbeit mit der Jugend lag ihm besonders am Herzen. Friedensgruppen aus anderen europäischen Ländern trafen sich zu Gesprächen. Das Schicksal jüdischer Menschen bewegte ihn. Mit Jugendlichen besuchte er die Synagoge in Erfurt und das KZ Buchenwald. So entstand ein enger Kontakt zur Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

 

Dann kam die »Wende«. Am 5. November 1990 forderte der Landeskirchenrat im Thüringer Land die Gemeinden auf, eventuelle Stasi-Mitarbeit offenzulegen, um anonyme Verdächtigungen und unbewiesene Anschuldigungen zu vermeiden. In dem Brief wird zitiert: »Jesus spricht, wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.« Daraufhin erklärte der Pfarrer Peter Franz am 3. Dezember 1990, inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gewesen zu sein. Es ging dabei um Informationen zur Friedensbewegung und zur Abrüstung. Eine Entlohnung erhielt er nicht.

 

Ihm wurde angetragen, um seine Entlassung aus dem Dienst zu bitten – bei Verzicht auf alle kirchlichen Bezüge. Peter Franz weigerte sich, fühlte sich nicht schuldig. Neben dem Amtszuchtverfahren wurde ein Überprüfungsausschuss gebildet. Bis 1997 zogen sich diese Maßnahmen hin. Peter Franz darf sich nicht mehr Pfarrer nennen und musste das Pfarrhaus verlassen.

 

Einige Gemeindemitglieder hängten dem Thomas-Müntzer-Denkmal in Kapellendorf ein Schild um: »Lieber keinen Gott als einen roten Pfarrer.« Die Presse überstürzte sich mit Meldungen. Die Bremer Kirchenzeitung offenbarte das »Gift der Stasi«; die Thüringer Allgemeine titelte: »43 Kirchenmitarbeiter mit der Stasi verstrickt – Keine billige Gnade«. Das erinnert an die Inquisition, obwohl der Pfarrkonvent 1990 »nach ausführlicher Aussprache für eine Mitarbeit des Pfarrers im Kreise der Amtsbrüder« votiert hatte. Zu Feier der silbernen Ordination am 3. November 1994 wurde Peter Franz nicht eingeladen.

 

Nicht alle waren dem gewachsen, hielten das aus. Pfarrer Richard Naumann aus Schmalkalden erhängte sich. Die Jugendbildungsreferentin der Evangelischen Akademie Meißen Anne-Kathrin Krusche starb an einer Überdosis Tabletten.

 

Für Peter Franz entstand eine große Solidaritätsbewegung. »Für Dein Engagement für linke christliche, humanistische Ideale danke ich Dir und möchte meine Achtung vor Deinem Charakter aussprechen«, schrieb ihm der Pfarrer i. R. Hertrampf. Freunde aus Bremen, Hamburg, Köln und Wien beteuerten, dass Peter Franz als engagierter Theologe nach wie vor ihr Vertrauen habe, dass er Brücken baute, die Friedensbewegung unterstützte und das Misstrauen zwischen Ost und West abbauen half. Es existiert ein umfangreicher Briefwechsel, der zeigt, dass auch Gemeindemitglieder sich für Peter Franz einsetzten und ihn nicht verlieren wollten. Das waren Mutmacher für ihn. Doch das half alles nichts. Wie er verloren viele den Schutz der Kirche, wurden aus Lehranstalten, Universitäten und kirchlichen Ämtern verstoßen.

 

In seiner Heimatstadt Apolda half Peter Franz in den Folgejahren maßgeblich, gemeinsam mit Gleichgesinnten das Handels- und Wohnhaus eines jüdischen Fellhändlers, der von den Nazis ermordet worden war, liebevoll als Zeugnis jüdischen Lebens zu sanieren und zu erhalten. Dort finden Veranstaltungen statt; es ist ein Lern- und Gedenkort, der gut genutzt wird.                        

 

Maria Michel

 

 

 

Strahlend weiß

Schon ein wenig schlaftrunken greife ich im Bad nach der Zahnpastatube, schraube den Verschluss auf, drücke wie gewohnt etwas von der Zahnpasta auf die Zahnbürste – Entsetzen packt mich. Nicht eine weiße oder fantasievoll farbige Creme sehe ich, sondern eine schwarze. Schwarze Zahnpasta? Ich schaue auf das Etikett: »Zahnpasta, Stiftung Warentest: Gut (2,0).« Von zwanzig getesteten werden zwei als »sehr gut« und fünfzehn als »gut« klassifiziert. Ökotest bewertet das Produkt mit »sehr gut«. Am unteren Ende der Tube erfahre ich, dass es sich um »BLACK SHINE«  handelt, also um schwarzen Glanz. Da geht  etwas nicht zusammen, putze ich mir doch die Zähne, um sie möglichst gesund und weiß zu halten. Aber ich werde aufgeklärt: »Für natürlich weiße Zähne*. Entfernt Verfärbungen**. Enthält Aktivkohle.« Durch die Fußnoten erfahre ich: »*Das Ergebnis hängt von der  natürlichen Farbe der Zähne ab. **Verfärbungen, die durch Genussmittel wie z. B. Kaffee, Tee, Rotwein und Nikotin entstehen können.« Weißer Glanz mit schwarzer Aktivkohle, das macht neugierig, und ich bin gespannt, das Kleingedruckte zu lesen. »Die […] Zahncreme mit Aktivkohle gibt den Zähnen ihr natürliches Weiß* zurück und reduziert die Neubildung von Zahnstein. Durch den Einsatz von schonenden Putzkörpern werden Verfärbungen** gründlich entfernt […] Nur für Erwachsene geeignet.« Fußnoten siehe oben, der Effekt tendiert gegen Null. Da putze ich also die Zähne mit Aktivkohle bis zum Totalausfall und brauche dann für natürliches Weiß die Prothesen nur noch mit unverdünnter Essigsäure zu spülen. Enkel Emil, der gerade zu Besuch ist, weise ich darauf hin, dass er diese Zahncreme nicht benutzen sollte. »Hätte ich sowieso nicht gemacht. Jeden Freitag geh ich zu Fridays for Future und will für den Erhalt des Lebens den Ausstieg aus der Kohle, da schmiere ich mir doch keine Aktivkohle in den Mund.« Ich lobe ihn und empfehle Mundspülung mit Präparaten, zu deren Herstellung Erdöl genutzt wird. »Aber nur, wenn die Lieferung an den Drogeriemarkt mit Elektro-Esjuvis gebracht wird«, sagt er, und aus dem lächelnden Mund strahlen natürlich weiße Zähne.

 

Gerhard Hoffmann

 

 

 

Ich habe kein Automatengesicht

Man will es einfach nicht glauben …, aber irgendwie scheinen mich Automaten nicht zu mögen. Gestern erst vor dem Fahrkartenautomaten in der Straßenbahn. Sooft ich den Geldschein auch in den dafür vorgesehenen Schlitz schob, zog der Apparat ihn in sein elektronisches Inneres, schnarrte vor sich hin, als würde er den Schein nach allen detektivischen Regeln untersuchen. Oder verglich er mein Gesicht mit irgendeiner Verbrecherdatei? Jedenfalls spuckte er ihn nach einigen Sekunden wie etwas Unverdauliches wieder aus. Da half weder das Glätten des Scheines noch das hilflose Drücken diverser Knöpfe – der bockige Automat verweigerte mein Geld. Obwohl die Sonne schien, stand ich gewissermaßen im Regen, denn an der nächsten Haltestelle würden bestimmt die Kontrolleure zusteigen.

Ähnlichen Ärger habe ich stets mit Parkschein- oder Bankautomaten. Vielleicht sollte ich in der Volkshochschule einen Abendkurs über richtige Automatenbedienung besuchen, denn Automaten bevölkern immer mehr unseren Alltag. Briefmarken, Eintrittskarten, Passbilder, Zigaretten, Zeitungen, Getränke, Snacks – fast alles bieten die Blechkumpel inzwischen an.

Doch zurück zu meinen Bemühungen, dem Automaten ein Straßenbahnticket zu entlocken. Ein Steppke hatte mich bei meinen vergeblichen Versuchen beobachtet. »Soll ich mal?« fragte er forsch. Ich drückte ihm den Schein in die Hand. Er schob ihn in den Schlitz, und der Automat gab artig den Fahrschein her. Fazit: Ich muss mir wohl ein neues Gesicht zulegen.                              

 

Manfred Orlick

 

 

Zuschrift an die Lokalpresse

Seit über einer Woche erhitzt das Thüringer Wahlchaos die freiheitlich-demokratischen Gemüter rund um den Rennsteig und in den bundesrepublikanischen Nachbargemeinden. Amtsinhaber ziehen ihre Zusagen von selbst zurück oder werden von höchster Stelle aus zurückgepfiffen. Der CDU-Chefin-Amtsverzicht von Annegret Kramp-Karrenbauer, der Hertha-Trainer-Rücktritt von Jürgen Klinsmann, der Amtsverzicht von Marx – nein, der Kardinal ist gemeint –, die Scheidung der 12-Tage-Ehe von Pamela Anderson und die Abberufung des Ostbeauftragten Christian Hirte haben bewirkt, dass man vom USA-Präsidenten trotz seines Verfahrens dieser Tage so wenig gehört hat wie lange nicht. Nicht einmal die ungestüme Wetternixe Sabine konnte mit ihrem mehrtägigen Orkan die Personaldebatten kippen – es sei denn, durch stornierte Flug- und Bahnverbindungen zu den Krisensitzungen in Berlin und Erfurt. Da freut man sich über jede Idee, die vom Personalchaos ablenkt, seien es nun die Karnevalsreden der Politiker oder die selbstbewusste Einbürgerung von Wildschweinen und Füchsen in die Großstädte. Jetzt hat die Berliner Woche (12.2.20) den erbitterten Streit um die Ein- und Zwei-Cent-Münzen aufgegriffen und die Leser befragt, ob sie abgeschafft werden sollen oder nicht. Das Resultat: 45 Prozent waren dagegen, 55 Prozent votierten dafür. Ich finde, so einfach kann man sich das nicht machen. Deshalb interessiert mich, wie sich die Stimmen auf die Parteien verteilen, inwieweit sich die Befragungsresultate regional voneinander unterscheiden, ob geschlechtsspezifische Besonderheiten feststellbar sind, ob die Recherche auch digital erfolgte und ob Fortsetzungen vorgesehen sind. Der Gründlichkeit halber frage ich auch an, ob zur Ja/Nein-Alternative eventuell weitere Varianten vorgesehen sind. Zum Beispiel könnte man zur Entlastung der Geldbeutel und Rollatoren der Senioren anstelle der Ein-Cent- und Zwei-Cent-Münzen zur Prägung von Drei-Cent-Münzen übergehen. – Adalbert Aufrecht (64), Pensionär, 35516 Münzenberg

 

Wolfgang Helfritsch