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Titel2210

Honduras?  (Eckart Spoo)

Honduras? War da was? Wer erinnert sich noch an den – von der US-Botschaft unterstützten und von der deutschen Friedrich-Naumann-Stiftung lebhaft begrüßten – Putsch im vergangenen Jahr, mit dem Obristen, Oligarchen, Spitzenbeamte und auch Kirchenführer die Absicht des von großen Hoffnungen des Volkes getragenen Präsidenten Zelaya durchkreuzten, durch eine Volksbefragung über die Wahl einer verfassunggebenden Versammlung die Demokratisierung des Landes voranzutreiben?

Die Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen (VDJ) verlieh dieser Tage in Berlin ihren Hans-Litten-Preis – benannt nach dem Märtyrer des juristischen Widerstands gegen die Nazis, Mithäftling von Erich Mühsam und Carl von Ossietzky im KZ Sonnenburg – an die honduranische Richterin Tirza Flores Lanza. Sie wurde entlassen, nachdem sie auf die Verhaftung Zelayas mit Haftbeschwerde und Strafanzeige reagiert hatte.

Die Potsdamer Richterin Ingrid Heinlein gab den Teilnehmern der Preisverleihung einen Überblick: Honduras ist eins der ärmsten Länder Lateinamerikas, gleich nach Haiti. In zehn Jahren wuchs die Bevölkerung von sechs auf acht Millionen. Korruption und Gewaltkriminalität bedrücken die Gesellschaft. In der Stadt, in der Tirza Flores Lanza lebt, San Pedro Sula, stürmten vor einigen Wochen zwei oder drei Bewaffnete eine kleine Schuhfabrik und erschossen 18 der 25 Arbeiter mit Sturmgewehren. Solche Massaker sind keine Seltenheit. Ebenfalls nicht selten stellt sich heraus, daß Polizeibeamte an Morden beteiligt sind. Zahlreiche Angehörige der Widerstandsbewegung, die sich nach dem Putsch gebildet hat, wurden ermordet, darunter Gewerkschafter, und häufig richten sich Gewalttaten gegen Journalisten.

Die Preisträgerin appellierte an die Deutschen: »Vergessen Sie Honduras nicht! Seit der Wahlfarce vom 29. November 2009 sind wir aus der internationalen Medienberichterstattung verschwunden, und seitdem wird versucht, die schlimme Lage unsichtbar zu machen.« Besorgniserregend erscheine ihr, daß die Europäische Union weiterhin das Hilfsprogramm für das honduranische Sicherheitsministerium und damit die Strukturen der gewaltsamen Repression finanziere. Wenn der Staatsstreich vergessen werde und die Verantwortlichen nicht bestraft würden, seien demokratische Regierungsformen auch in anderen Ländern gefährdet, wie die jüngsten Ereignisse in Ekuador zeigten.

Ja, Tirza, außer in der VDJ sollte es hierzulande noch mehr Menschenrechtler geben, die Menschenrechte nicht nur gegenüber denjenigen Ländern geltend machen, die als nächste Ziele im globalen Krieg ums Öl ausersehen sind.