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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Antwort

Wolf­gang Schäub­le: Demo­kra­tie­ge­fähr­der – Ver­ehr­ter Herr Abge­ord­ne­ter, dass Sie in Ihrem Alter und mit Ihrer Erfah­rung noch Augen­maß und Anstand ver­lie­ren, hät­ten wir in die­ser Form nicht für mög­lich gehal­ten. Sie emp­feh­len den Men­schen, deren Inter­es­sen zu ver­tre­ten der Auf­trag des Par­la­ments ist, wegen der stei­gen­den Ener­gie­prei­se doch einen zwei­ten Pull­over über­zu­zie­hen und Ker­zen anzu­zün­den. So kämen sie schon kom­mod über den Win­ter. Du lie­ber Him­mel! Klar, Sie kön­nen sich, wenn Sie spa­ren wol­len (aber war­um soll­ten Sie?), einen zwei­ten Kasch­mir-Pull­over über­wer­fen, die Hei­zung abdre­hen und es sich bei Ker­zen­schein vor dem hei­mi­schen Kamin gemüt­lich machen. Aber haben Sie eine Ahnung, wie vie­le Kin­der schon vor der durch Ihre Sank­ti­ons- und Rüstungs­po­li­tik ver­ur­sach­ten Kosten­ex­plo­si­on mor­gens ohne Früh­stück in die Schu­le kamen? Oder ganz ohne Pull­over und win­ter­fe­ste Schu­he? Ihnen einen »zwei­ten« zu anzu­ra­ten, ist etwa so zynisch wie die Marie Antoi­net­te zuge­schrie­be­ne Emp­feh­lung: »Wenn sie kein Brot haben, sol­len sie doch Kuchen essen.« Das ist eine Rea­li­täts-Igno­ranz, die für die Demo­kra­tie weit­aus gefähr­li­cher ist als irgend­ein rechts­extre­mi­sti­sches oder – mei­net­we­gen – links­ra­di­ka­les Gepö­bel, das Sie im Übri­gen durch Ihre »Welt­fer­ne« ja gera­de­zu pro­vo­zie­ren. Wen und was reprä­sen­tiert der Deut­sche Bun­des­tag, in dem Sie als »Alters­prä­si­dent« eine Art Vor­bild­funk­ti­on einnehmen?