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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Es wird wieder gezählt

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber die Sta­ti­stik ist viel­fach eine Wun­der­tü­te. Wel­che Sta­ti­stik stimmt schon? »Ich glau­be kei­ner Sta­ti­stik, die ich nicht selbst gefälscht habe.« Sogar die­ses bekann­te Zitat wird ver­schie­de­nen Autoren zuge­spro­chen. Selbst wenn es um das ein­fa­che Zäh­len geht – eins, zwei, drei, vie­le – sind man­che Sta­ti­sti­ken nicht sehr ver­trau­ens­wür­dig. Wir erle­ben es ja fast täg­lich mit den COVID-19-Fallzahlen.

Jetzt am Jah­res­an­fang wird gene­rell viel gezählt. Da lau­fen z. B. in den Super­märk­ten die Inven­tu­ren, alle Bestän­de in den Rega­len und im Lager wer­den ordent­lich auf­ge­li­stet. Außer­dem wur­den im Janu­ar die Piep­mät­ze in den Gär­ten und Park­an­la­gen gezählt. Das Blö­de dar­an ist nur, die Luf­ti­kus­se schwir­ren stän­dig umher, anstatt mal für ein paar Sekun­den am Fut­ter­häus­chen zu ver­wei­len, bis man auf sei­nem Notiz­block einen Strich gemacht hat. Künf­tig soll­ten sie aller­dings auch ein Namens­schild tra­gen, damit so ein Vögel­chen nicht dop­pelt gezählt wird und man einen Raben von einem Spatz unter­schei­den kann.

Nach den Piep­mät­zen wer­den wir im Mai schließ­lich selbst gezählt. Zen­sus 2022 nennt sich das Gan­ze. Um ver­läss­li­che Basis­zah­len für Pla­nun­gen zu haben, sei eine regel­mä­ßi­ge Bestands­auf­nah­me der Bevöl­ke­rungs­zahl not­wen­dig. Schon vor über 2.000 Jah­ren befahl der Kai­ser Augu­stus, dass alle Bewoh­ner des römi­schen Rei­ches nament­lich in Listen erfasst wer­den soll­ten. Jeder muss­te in die Stadt gehen, aus der er stamm­te, um sich dort ein­tra­gen zu las­sen. So auf­wän­dig ist die Sache heu­te nicht mehr. Das geschieht mit Online-Fra­ge­bo­gen auf Stich­pro­ben­ba­sis. In den zufäl­lig aus­ge­wähl­ten Haus­hal­ten fin­den dann für den Zen­sus­stich­tag 15. Mai 2022 die Befra­gun­gen statt. Als Ergeb­nis wis­sen wir dann viel­leicht, ob wir mehr Schu­len oder Alters­hei­me brauchen.