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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Friedensbotschaft aus Peking!

Schon im Vor­feld wur­de der XX. Par­tei­tag der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas mit Span­nung erwar­tet. Sowohl von Poli­tik und Wirt­schaft, auch von den Frie­dens­an­hän­gern, wie auch von den gro­ßen Waf­fen­schmie­den der Welt. Grün­de: Erstens war eine inhalts­schwe­re Ant­wort auf die Ein­stu­fung Chi­nas als »Feind der USA« durch Prä­si­dent Bidens zu erwar­ten, und zwei­tens wei­sen Beschlüs­se der Par­tei­en auf künf­ti­ge Ent­wick­lun­gen eines Lan­des hin. In sozia­li­sti­schen Län­dern wer­den gewöhn­lich die Schwer­punk­te der kom­men­den Fünf­jah­res­plä­ne für Poli­tik und Wirt­schaft u. a. Berei­che von den Dele­gier­ten bera­ten und benannt. Mit sei­nen etwa 1,3 Mil­li­ar­den Bewoh­nern und der inzwi­schen beacht­lich gewach­se­nen Grö­ße als Absatz- und Lie­fer­land hat Chi­na für die Welt­ge­mein­schaft einen hohen Stel­len­wert. Von sei­nem mili­tä­ri­schen und wis­sen­schaft­li­chen Poten­ti­al ganz zu schweigen.

Die Aus­sa­gen, Chi­na sei »Feind der USA«, waren kei­ne Neben­be­mer­kun­gen im diplo­ma­ti­schen Brief­ver­kehr. Sie wur­den auf der letz­ten Nato-Tagung in Madrid und auf der Gip­fel­ta­gung der G7 Staa­ten im deut­schen Elmau ohne Wider­spruch wie­der­holt getroffen.

Der Kriegs­aus­bruch in der Ukrai­ne hat den Glau­ben vie­ler Bür­ger an Frie­den nach Abzug der Streit­kräf­te der Nato aus Afgha­ni­stan erschüt­tert. Zu all den neu auf­kom­men­den Pro­ble­men einer Feind­schaft zwi­schen den USA und der VR-Chi­na sind die Aus­gän­ge eines anhal­ten­den Krie­ges in der Ukrai­ne und der Kli­ma­ver­än­de­rung noch nicht abzu­schät­zen. Der viel­fach wie­der­hol­te Wunsch, auch des Bun­des­kanz­lers in sei­ner Rede in der Voll­ver­samm­lung der UNO, dass die Mensch­heit an der Schwel­le einer neu­en Zeit steht, darf kei­ne nega­ti­ven Vor­zei­chen bekommen.

Die Ant­wor­ten kamen schon in der Eröff­nungs­re­de von Xi Jin­ping: »Unser Haupt­ziel ist die Wah­rung des Welt­frie­dens«, Chi­na sei »gegen jede Form der Hege­mo­nie und der Macht­po­li­tik«. »Die Men­ta­li­tät des Kal­ten Krie­ges ent­spricht nicht den Auf­fas­sun­gen Chi­nas.« Sein Land sei »der gemein­sa­men Zukunft ver­pflich­tet«. »Es wird selbst­be­wusst sei­ne Außen­po­li­tik nach den Prin­zi­pi­en der fried­li­chen Koexi­stenz zum gegen­sei­ti­gen Vor­teil, ohne Ein­mi­schung in die inne­ren Ange­le­gen­hei­ten ande­rer Län­der fort­set­zen.« Die bis­he­ri­gen prak­ti­schen Ergeb­nis­se des part­ner­schaft­li­chen Inve­sti­ti­ons­pro­jek­tes der »Neu­en Sei­den­stra­ße« geben Hoff­nung für die Wirt­schaft und für die Außenpolitik.

Nach den Wor­ten von Xi Jin­ping in Peking steht Frie­den auf der Tages­ord­nung künf­ti­ger chi­ne­si­scher Außen­po­li­tik; nicht der Krieg. Zur inne­ren Sta­bi­li­tät wird die wei­te­re Erhö­hung des Volks­wohl­stan­des angestrebt.

Zum Span­nungs­herd Tai­wan sag­te Xi Jin­ping, »die Wie­der­ein­glie­de­rung der Insel wird als Auf­ga­be der Regie­rung nicht aus­ge­schlos­sen und zu Ende geführt«. Sei­ne Aus­sa­ge stützt sich auf den histo­ri­schen Wer­de­gang der Insel­pro­vinz: Tai­wan war zu kei­ner Zeit völ­ker­recht­lich ein eigen­stän­di­ger Staat, son­dern stets Teil des Lan­des Chi­na, abge­se­hen von den kolo­nia­len Beset­zun­gen durch Por­tu­gal und Spa­ni­en sowie der japa­ni­schen Beset­zung bis zur Kapi­tu­la­ti­on. 1945 wur­de die Insel­pro­vinz wie­der in das Staats­ge­biet Chi­nas staats­recht­lich ein­ge­ord­net. Sie war zum Ende des chi­ne­si­schen Bür­ger­krie­ges letz­ter Zufluchts­ort des dik­ta­to­risch herr­schen­den Tschiang Kai-scheks. Die Insel ist mit 36 Tau­send Qua­drat­ki­lo­me­tern Flä­che halb so groß wie das Bun­des­land Bay­ern. Peking hat mit der For­mel »Ein Land zwei Syste­me« den Sta­tus Tai­wans bis­her gedul­det – mit Zustim­mung der UNO und so auch der USA (Reso­lu­ti­on 2758). Mit weni­gen Aus­nah­men betrei­ben die UNO-Mit­glieds­län­der ihre Bot­schaf­ten in Peking.

Mit Insel­be­su­chen, ohne Sinn für ihre Wäh­ler und gegen Inter­es­sen der deut­schen Wirt­schaft, ver­fol­gen Abge­ord­ne­te des EU-Par­la­ments und des Bun­des­ta­ges einen rei­nen Kurs der Pro­vo­ka­ti­on und fol­gen den Inter­es­sen der USA. Zur Insel gehört die Regel: Was Zusam­men­ge­hört, kommt zusammen.

Die Tat­sa­che, dass ein Voll­mit­glied des Sicher­heits­ra­tes der UNO, ein ande­res Mit­glieds­land als Feind bezeich­net, ist neu und gibt zu den­ken, zumal bei­de Kon­tra­hen­ten Atom­mäch­te sind. Die Auf­ga­be Num­mer 1 des Rates ist nach sei­nem Grün­dungs­sta­tut, den Frie­den zwi­schen Län­dern zu sichern. Ihm kommt die Haupt­ver­ant­wor­tung für die Wah­rung des Welt­frie­dens zu.

Über die Grün­de des Prä­si­den­ten Biden, Chi­na und Russ­land als Fein­de zu bezeich­nen, kann nur spe­ku­liert wer­den, ob sie ideo­lo­gi­scher Natur sind, im wirt­schaft­li­chen Kon­kur­renz­ver­hal­ten lie­gen oder innen­po­li­ti­sche Ursa­chen für die Vor­wahl­zei­ten haben. Die Grö­ße der Risi­ken soll­te jedes Poker­spiel ausschließen.

Die Volks­re­pu­blik Chi­na wird ihren Weg zum Sozia­lis­mus im 21. Jahr­hun­derts nach eige­ner Prä­gung unter Beach­tung der rea­len Lage gehen. Trotz Dro­hun­gen der USA genießt das Land die Soli­da­ri­tät der ehe­ma­li­gen Ent­wick­lungs­län­der der 3. Welt. Mit ihnen gemein­sam hat Chi­na das anhal­ten­de Trau­ma aus der Kolo­ni­al­pe­ri­ode offen­sicht­lich noch nicht überwunden.

Alle Län­der der Welt haben eine gemein­sa­me Zukunft, ohne Flücht­lings­strö­me und ohne Hun­ger. Frie­den ist dazu ein ent­schei­den­der Bau­stein, stets unter der Beach­tung der Natur­ge­set­ze durch Poli­tik, Wirt­schaft und Verbraucher.

Vom Autor erschie­nen: »Hat die Welt eine Zukunft?« – Alter­na­ti­ven Chi­na, Latein­ame­ri­ka, Deutsch­land, Ver­lag am Park, 194 S., 15 €.