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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Nachschlag zum Wahlsonntag

Nach­dem die zäh­ne­flet­schen­de bun­des­deut­sche Empö­rung über Unge­reimt­hei­ten wäh­rend der rus­si­schen Wah­len abge­klun­gen ist, bleibt uns die atem­stocken­de Häme über das haus­ge­mach­te inner­be­trieb­li­che Spek­ta­ku­lum des bun­des­deut­schen Super-Wahl­e­vents nicht erspart. Wer hät­te es unter frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Ver­hält­nis­sen wohl für mög­lich gehal­ten, dass Wahl­un­ter­la­gen ver­tauscht oder ver­wech­selt wer­den oder gar ver­schwin­den könnten?

Erleich­tert kon­sta­tier­te der Sati­ri­ker und Vor­sit­zen­de der Par­tei »Die Par­tei«, Mar­tin Son­ne­born, froh dar­über zu sein, dass Prä­si­dent Putin kei­ne Wahl­be­ob­ach­ter nach Ber­lin ent­sandt hat. Was sich da am Wahl­sonn­tag zuge­tra­gen hat, spot­tet nach Medi­en­be­rich­ten jeder Beschrei­bung! Ich glaub­te, ich hät­te mich ver­le­sen, als die Pres­se mit­teil­te, dass sogar Wahl­er­geb­nis­se geschätzt wor­den sei­en, um Leer­stel­len zu schlie­ßen. An ande­rer Stel­le waren die Unter­la­gen unvoll­stän­dig, stan­den nicht genü­gend For­mu­la­re zur Ver­fü­gung oder muss­ten die Wahl­bü­ros die Öff­nungs­zei­ten um Stun­den ver­län­gern, um alle Wahl­be­rech­tig­ten zu ihren Kreu­zen krie­chen zu lassen.

Nun trat in Ber­lin die Lan­des­wahl­lei­te­rin zurück, und jetzt steht zur Debat­te, ob und inwie­weit die Wah­len wie­der­holt wer­den müs­sen. Ich kann mich nicht erin­nern, so etwas in mei­nem über 80-jäh­ri­gen Leben schon ein­mal erlebt zu haben – da muss­te wohl erst das digi­ta­le Zeit­al­ter aus­bre­chen. In der Ber­li­ner Mor­gen­post vom 1. Okto­ber 21 wer­den u. a. fol­gen­de Ver­feh­lun­gen geli­stet: ver­tausch­te Wahl­zet­tel zwi­schen den Bezir­ken, Stimm­ab­ga­ben von unter 18-jäh­ri­gen bei den Wah­len zum Abge­ord­ne­ten­haus und bei der Bun­des­tags­wahl in Neu­kölln oder weit über 100%ige Brief­wahl­be­tei­li­gung beim Volks­ent­scheid in Rei­nicken­dorf. »Ob das Wahl­cha­os in der Haupt­stadt even­tu­ell sogar Neu­wah­len zumin­dest in eini­gen Wahl­be­zir­ken nach sich zie­hen muss, wird sich frü­he­stens in der kom­men­den Woche zei­gen.« Die Unre­gel­mä­ßig­kei­ten könn­ten sich auch »man­dats­re­le­vant« aus­wir­ken. »Das end­gül­ti­ge Ergeb­nis stellt der Lan­des­wahl­aus­schuss am 14. Okto­ber fest«, ver­sprach die Ber­li­ner Mor­gen­post.

Par­don, lie­be Leser! Die­ser Bei­trag soll­te eigent­lich eine flot­te Sati­re wer­den. Ich habe es dies­mal lei­der nicht gepackt und bit­te die Wäh­ler um Verständnis.