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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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’S ist Krieg

»’s ist Krieg! ’s ist Krieg! /​ ’s ist lei­der Krieg – und ich begeh­re /​ Nicht schuld dar­an zu sein!«

Das Gedicht von Mat­thi­as Clau­di­us ver­öf­fent­lich­te die­ser 1778, empört über den Sie­ben­jäh­ri­gen Krieg und den Baye­ri­schen Erb­fol­ge­krieg. Es ist das ein­zi­ge Anti­kriegs­ge­dicht, das aus der Lite­ra­tur des »Sturm und Drang« über­lie­fert ist. Geschrie­ben in der Skla­ven­spra­che, denn der Dich­ter mein­te die all­mäch­ti­gen Köni­ge und Für­sten und nie­mand ande­res. Zu ihnen mögen im Schlaf »die Gei­ster der Erschlag­nen« kom­men, die »blu­tig, bleich und blass« und wei­nend sind; die »wack­ren Män­ner ver­stüm­melt und halb tot«, die fluch­ten »in ihrer Todes­not«. Ja »tau­send Väter, Müt­ter, Bräu­te, so glück­lich vor dem Krieg, nun alle elend, alle arme Leu­te«. Der Schul­di­ge, was hilft ihm »Kron’ und Land und Gold und Ehre?« Er bleibt schul­dig, aber auch reich und mächtig.

Der Schul­di­ge, wer ist es heu­te? Wla­di­mir Putin ist aus­ge­macht, Zu Recht. Neu­er­dings kla­gen sich eini­ge Zeit­ge­nos­sIn­nen an: Wir auch, denn wir haben die Nato kri­ti­siert. Hört mir auf damit! Der Westen hat den Dau­er­zu­stand des Bru­ches des Völ­ker­rechts in vie­len Krie­gen geschaf­fen. »Was der kann, kann ich auch« (Ossietzky 7/​2022) rufen sich Staa­ten­len­ker zu. Doch aus Unrecht der vie­len West­ler wird nicht das Recht des Putin. Unrecht bleibt Unrecht.

Alle, die schuld dar­an sind, aber auch wirk­lich alle – auch die Schrei­ben­den von heu­te – soll­ten end­lich zur Ver­nunft kom­men und den Ruf Ber­tha von Sutt­ners befol­gen: »Die Waf­fen nie­der« Sie wer­den es nicht tun, wenn nicht die vie­len »Tau­send Väter, Müt­ter, Bräu­te, so glück­lich vor dem Krieg«, auf­ste­hen gegen Schul­di­ge in aller Welt.