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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Walter Kaufmanns Lektüre

Auf den Flü­geln Ihres Buches, lie­ber Frank Qui­litzsch, jener Rei­se zwi­schen damals und heu­te, bin ich nach Chi­na gelangt – ich habe lan­ge dar­auf war­ten müs­sen, aber nun, end­lich, erleb­te auch ich all die Orte, Städ­te, blü­hen­den Land­schaf­ten, die Ihnen ihre uner­müd­li­chen Beglei­te­rin­nen erschlos­sen hat­ten. Welch Glück, dass Sie vor fünf­und­zwan­zig Jah­ren in Chi­na Deutsch lehr­ten und nun, dort und heu­te, Ihren ein­sti­gen Stu­den­tin­nen wie­der begeg­net sind. Ihr Damals und Ihr Heu­te geben viel her, dar­an konn­ten Sie anknüp­fen, konn­ten ver­glei­chen und stau­nen über Chi­nas Sprung in die Zukunft, auch über die Selbst­ver­wirk­li­chung der Chi­ne­sin­nen, die Ihnen einst ver­traut gewe­sen und all die Jah­re ver­traut geblie­ben sind – und wie selbst­be­wusst dazu, wie lebens­tüch­tig, beruf­lich gesi­chert und zukunfts­froh. Frau­en des neu­en Chi­nas eben, die – wie wohl all­ge­mein zu erle­ben – den zer­schlis­se­nen Man­tel der Ver­gan­gen­heit abge­streift haben. Das Chi­na jener Frau­en hat den Westen ein­ge­holt, gar über­holt, sie leben bes­ser als ihre Eltern je gelebt haben, und ihre Groß­el­tern gar, die den Spuk von Maos roten Gar­den über sich hat­ten erge­hen las­sen müs­sen: Hohn, Ernied­ri­gung, phy­si­sche Gewalt! Kul­tur­re­vo­lu­ti­on – Vie­rer­ban­de. Wie Sie, Frank Qui­litzsch, jene bit­te­ren Jah­re mit der Gegen­wart kon­fron­tie­ren, das öff­net Augen! Auch all die Beweis­stücke tech­ni­schen Fort­schritts tun das, die Sie mit dem Kame­ra­au­ge fest­ge­hal­ten haben – Man­hat­tan in Chi­na, Trans­ra­pids in Chi­na, Sechs-Ster­ne-Hotels in Chi­na, plus enor­me Mobi­li­tät: Wolfs­burg in Chi­na! Und Brücken, gegen die sich San Fran­cis­cos Gol­den Gate Bridge wie ein Brück­chen aus­nimmt. Wahr­lich, Sie haben ein Buch der Super­la­ti­ve geschaf­fen! (Segen­rei­che oder bedroh­li­che Super­la­ti­ve – das las­sen Sie offen.) Wie auch immer, Sie haben mich mit­ge­nom­men ins gegen­wär­ti­ge Chi­na – und bei all dem – das sei her­vor­ge­ho­ben! – ver­dan­ke ich Ihnen den Ein­blick in das Leben der vor den Nazis geflüch­te­ten Jüdin Kla­ra Blum, deren Lie­be zu dem revo­lu­tio­nä­ren Dra­ma­ti­ker Zhu an den Zwän­gen Mao­isti­scher Richt­li­ni­en zer­bre­chen muss­te – »ein Sohn der Fer­ne reich­te mir die Hände/​ Schuf mir das Bild der schön­sten Zeitenwende/​ Ans Ziel kam end­lich Kör­per, Herz und Hirn/​ Zwölf Wochen Mund an Mund und Stirn an Stirn …«

Frank Qui­litzsch: »Auf der Suche nach Wang Wei. Eine Rei­se durch Chi­na zwi­schen Damals und Heu­te«, Dra­chen­haus Ver­lag, 239 Sei­ten, 16,95 €