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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Zuschriften an die Lokalpresse

Wie wir unse­ren Medi­en ent­neh­men kön­nen, haben sich in Coro­na-Zei­ten das Hor­ten von Toi­let­ten­pa­pier und der Dieb­stahl von Gesichts­mas­ken neben dem ille­ga­len Han­del mit Ziga­ret­ten, der Spren­gung von Geld­au­to­ma­ten, dem Abfackeln von Autos, dem Über­fall auf Tank­stel­len und dem Betrug von Rent­nern zu wei­te­ren kri­mi­nel­len Schwer­punk­ten ent­wickelt. So wur­den laut Ber­li­ner Kurier vom 4. Dezem­ber 45.000 Mund­schutz-Gar­ni­tu­ren von einem Last­kraft­wa­gen geklaut, den der Fah­rer kurz­fri­stig ver­las­sen hat­te, weil er mit sei­nem Wach­hund Gas­si gehen muss­te. »Die Deut­schen sind von der Rol­le«, kom­men­tier­te der Stern bereits am 19. Novem­ber (Nr. 48, S. 39) den aktu­el­len Umgang unse­rer Lands­leu­te mit dem Klo­pa­pier, denn »kein Papier kommt den Men­schen so nah«. Und solan­ge »die Kacke am Damp­fen« sei (Zitat, S. 40), erlebt die Hygie­ne-Fir­ma Hak­le im Gegen­satz zu vie­len ande­ren deut­schen Bran­chen einen gewal­ti­gen Boom auf dem inter­na­tio­na­len Klo­pa­pier­markt. Die Fir­ma nutzt ihre pan­de­mie­be­ding­te Chan­ce, stellt mehr­la­gi­ge Rol­len mit unter­schied­li­chen Duft­no­ten und jah­res­zeit­li­chen Moti­ven her und lässt älte­re Ver­brau­cher die Erin­ne­rung an die zu DDR-Zei­ten übli­che Schmir­gel­wa­re glatt ver­ges­sen. Ich hal­te den Bericht im Stern für eine gute Mög­lich­keit, selbst einer Kata­stro­phe noch etwas Posi­ti­ves abzu­ge­win­nen. Des­halb begrü­ße ich auch die in der Ber­li­ner Zei­tung erläu­ter­te Idee eines nord­deut­schen Unter­neh­mens, das Design des Toi­let­ten­pa­piers krea­tiv für die Unter­stüt­zung huma­ni­sti­scher Pro­jek­te ein­zu­set­zen (8.12.20) und den Erlös unter dem Slo­gan »Ras­sis­mus ist für’n Arsch« für Anti-Ras­sis­mus-Pro­jek­te zu ver­wen­den. Viel­leicht ist das auch ein effek­ti­ver Weg, Dif­fe­ren­zen zwi­schen den Bun­des­län­dern und den Par­tei­en im Kampf gegen die Pan­de­mie zu über­win­den. – Basti­an Scha­ber­nack (32), Pro­jektant, 16727 Oberkrämer

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In der gegen­wär­ti­gen Coro­na-Pan­de­mie wird es für die zustän­di­gen Behör­den immer schwie­ri­ger, die rich­ti­gen Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Zwar ste­hen der Gesund­heits­schutz und die Ver­rin­ge­rung der Infi­zier­ten­zah­len im Mit­tel­punkt, aber ande­rer­seits dür­fen das Grund­ge­setz und die frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Rech­te der Bun­des­bür­ger dadurch nicht aus­ge­he­belt wer­den. Das führ­te bereits dazu, dass die Justiz Maß­nah­men kan­zel­te. Jetzt kommt mit dem Für und Wider zum Feu­er­werk am Jah­res­en­de der näch­ste Kon­flikt­herd auf uns zu. Offen­sicht­lich kön­nen die Bun­des­bür­ger ohne Blitz und Don­ner aus der Luft und Mund-zu-Mund-Beatmung von Gesicht zu Gesicht nicht ins neue Jahr wech­seln. Die Ber­li­ner Grü­nen hat­ten ange­regt, die­ses Jahr aus aktu­el­lem Anlass auf das Sil­ve­ster­ge­knall zu ver­zich­ten. »Unse­re Kran­ken­häu­ser haben schon Covid-19. Das reicht«, beschwor der Ber­li­ner Kurier vom 18. Novem­ber den Vor­schlag. »Des­halb stay at home!« Das leuch­te­te mir ein, zumal ich die tra­di­tio­nel­len jah­res­end­li­chen Unfäl­le mit selbst­ge­ba­stel­ten Böl­lern, mit Fla­schen­scher­ben, dem noch wochen­lang her­um­lie­gen­den Dreck und mit aggres­si­ven Alko­ho­li­kern zum Jah­res­auf­takt schon unter nor­ma­len Umstän­den als ver­zicht­ba­res Bei­werk der Kli­ma­ka­ta­stro­phe emp­fun­den habe. – Caro­li­ne Feu­er­herd (57), Hör­aku­sti­ke­rin, 15848 Krachsheide