I.
Syrische Frauen sollen an Stränden künftig Burkini tragen
Syriens Übergangsregierung hat neue Bekleidungsvorschriften für öffentliche Strände herausgegeben. Frauen werden angehalten, ihren Körper vollständig zu bedecken. Auch für Männer sollen teils strengere Regeln gelten. Das geht aus einer neuen Richtlinie der Übergangsregierung in Damaskus hervor. »An öffentlichen Stränden und Ufern wird darum gebeten, konservative Badeanzüge zu tragen (Burkini oder Schwimmbekleidung, die den Körper ganz bedeckt)«, hieß es in einer Erklärung des Tourismusministeriums. Alle Strandbesucherinnen und -besucher sollten Badekleidung tragen, die die »moralischen Grundsätze« und die Gefühle aller Glaubensrichtungen achte (Der Spiegel, 11. Juni 2025).
II.
Sicherheitslage in Syrien weiter verheerend
Die Bundesregierung will nach dem Sturz von Diktator Assad wieder nach Syrien abschieben. (Doch) das Leben vor Ort ist weiterhin extrem gefährlich. (…) Seit dem Sturz von Syriens Diktator Baschar al-Assad im vergangenen Jahr sammelte das Außenministerium Informationen für ein neues Lagebild. (…) Seit einigen Tagen nun kursiert die als vertraulich eingestufte Analyse, datiert auf den 30. Mai, in Sicherheitskreisen. (…) Sie umfasst den Stand der Dinge in Syrien aus Sicht der Diplomaten bis Ende März. Der Bericht beruht auf Erkenntnissen eines Kernteams der deutschen Botschaft in Damaskus, die im Frühjahr wieder den Betrieb aufnahm. Laut dem Papier flossen die Bewertungen von vor Ort tätigen internationalen Organisationen ein, etwa vom Uno-Flüchtlingshilfswerk, von UNICEF, syrischen Menschenrechtlern sowie westlichen Partnern. (…)
Auf 29 Seiten zeichnen die Diplomaten ein überwiegend verheerendes Bild. In allen Regionen des Landes bleibe die Lage »sehr angespannt«. Die neuen Machthaber um den Präsidenten und ehemaligen Rebellenführer Ahmed al-Sharaa hätten die Sicherheitslage praktisch nur in und um Damaskus sowie in den Gebieten Idlib und Hama einigermaßen unter Kontrolle. Ein »flächendeckendes Gewaltmonopol« bestehe nicht.
Bewaffnete Gruppierungen verfügten auf lokaler Ebene immer noch über ein »hohes Maß an Autonomie« und verfolgten eigene Ziele. An der Küste sowie im westlichen Teil des Gebiets um die Stadt Homs wüteten nach wie vor Anhänger des gestürzten Assad-Regimes. Nachdem diese Sicherheitskräfte der neuen Regierung angegriffen hätten, hätten im März bewaffnete Gruppen gezielt Hunderte Zivilisten getötet – insbesondere Alawiten, eine Religionsgemeinschaft, der Ex-Diktator Assad angehört.
Neben ethnisch motivierten Gewalttaten, militärischen Angriffen Israels und Terrorgefahr trage auch die schlechte wirtschaftliche Lage zur prekären Sicherheitslage bei. Wiederholt sei es in den Großstädten zu Entführungen und anderen Formen von Gewaltkriminalität gekommen. Allein von Januar bis März hätten Beobachtungsstellen knapp 4000 »Konflikttote« gezählt. Hinzu kämen wohl Hunderte Opfer, die durch Minen ums Leben kamen. Besonders betroffen davon seien Bauern sowie zurückkehrende Flüchtlinge und Binnenvertriebene. (…) Auch nach dem Sturz Assads gebe es Berichte über »willkürliche Verhaftungen durch syrische Sicherheitskräfte«. Zudem sehe die Strafgesetzgebung die Todesstrafe für einige Delikte vor. (…) Sexuelle Minderheiten würden weiterhin diskriminiert und seien häufig Gewalt ausgesetzt (Der Spiegel, 19. Juni 2025).