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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Der Dichter und das Kind

Ich sit­ze gern auf einem Fel­sen ober­halb des Mee­res, wo Men­schen noch kei­ne Urlaubs­pa­ra­die­se geschaf­fen haben, an ein­sa­men Ecken in Euro­pa, die es noch gibt, auf Inseln wie Sar­di­ni­en, oder anders­wo, manch­mal ganz in der Nähe, und ich wer­de den Teu­fel tun, die­se Stel­len zu ver­ra­ten. Ich bezeich­ne sie als Ar Yeo­det oder Larrau oder Das schlum­mern­de Land, ein jeg­li­cher und eine jeg­li­che mag das Nir­wa­na anders hei­ßen, errei­chen oder erfahren.

Was Men­schen mög­li­cher­wei­se emp­fin­den, wenn sie auf hohe Ber­ge klet­tern oder die Top­se­gel auf einem Drei­ma­ster ref­fen, zieht dann durch mei­ne Brust, ich füh­le mich gelöst, frei und ein wenig so, als sei ein Zustand erreicht, der mit gleich­be­rech­tig­ter Teil­nah­me an den Ent­schei­dun­gen und einem men­schen­wür­di­gen Leben für alle zu tun hät­te. Mir bleibt, dar­über nach­zu­den­ken und mein Uto­pia in den Dunst des Mee­res zu malen. Und mich, zurück­ge­kehrt, wie­der ein­zu­mi­schen in die Mühen der Ebene.

Und ich erin­ne­re mich an den Moment, als ich zehn Jah­re alt war, mir an einem lau­en Som­mer­abend mei­ner selbst bewusst­wur­de, als die Mau­er­seg­ler am Him­mel kreisch­ten, ich mich wohl­fühl­te und mir sag­te: An die­sen Tag will ich mich mein Leben lang erinnern!

Und ich weiß, was der Dich­ter Umber­to Saba gesagt hat: Um Kunst zu erzeu­gen, sei vor allen Din­gen not­wen­dig, dass wir in uns unse­re Kind­heit bewahrt haben, die der gan­ze Ver­lauf des Lebens zu zer­stö­ren trachtet.

Der Dich­ter sei ein Kind, das sich über die Din­ge wun­dert, die ihm, dem erwach­sen Gewor­de­nen, widerfahren.