»Dümmer als ein Sack Ziegel«, so nannte Elon Musk den Zollberater seines Präsidenten Trump (spiegel-online, 09.04.2025). In Deutschland liefe er damit Gefahr, wegen Beleidigung zu 3.000 € Strafe verurteilt zu werden, weil die Meinungsfreiheit schließlich Grenzen habe. Dies geschah einem 49-Jährigen in Baden-Württemberg, der im März 2023 bei Facebook Olaf Scholz und Ursula von der Leyen als »verlogen« und »korrupt« bezeichnet hatte (AFP/jW, 12./13.04.25).
Ich kann die Intelligenz von Ziegeln nicht beurteilen, aber ein Sack Ziegel scheint mir zumindest eine gute Wahl zu sein, wenn man einen Dachschaden hat und ein Dach decken will. Wenn man die USA »great again« machen will, ist ein Sack Ziegel daher vielleicht wirklich klüger als ein Algorithmus von Zoll-Berechnungen, die auch für ausschließlich von Pinguinen bewohnte Inseln gelten sollen.
Vor allem, weil der Handel mit Waren nicht das einzige Schlachtfeld ist, auf dem die US-Vormacht bedroht ist. So kündigt die People’s Bank of China an, dass das grenzüberschreitende Abwicklungssystem für digitale Renminbi (RMB) vollständig mit den zehn ASEAN-Ländern und sechs Ländern des Nahen Ostens verbunden sein wird, was bedeutet, dass 38 Prozent des weltweiten Handelsvolumens das vom US-Dollar dominierte SWIFT-System umgehen werden. Während das SWIFT-System immer noch mit einer 3- bis 5-tägigen Verzögerung bei grenzüberschreitenden Zahlungen zu kämpfen hat, hat die von China entwickelte digitale Währungsbrücke die Clearing-Geschwindigkeit auf 7 Sekunden komprimiert. Beim ersten Test zwischen Hongkong und Abu Dhabi bezahlte ein Unternehmen einen Lieferanten aus dem Nahen Osten mit digitalem RMB. Die Gelder durchliefen nicht mehr sechs zwischengeschaltete Banken, sondern wurden in Echtzeit über ein verteiltes Hauptbuch empfangen, und die Bearbeitungsgebühr sank um 98 Prozent. Diese »Blitzzahlungs«-Fähigkeit lässt das traditionelle, vom US-Dollar dominierte Clearingsystem alt aussehen. Jüngsten Daten zufolge machte der Renminbi (RMB) im März einen Rekordanteil von 55 Prozent der grenzüberschreitenden Nichtbankenzahlungen in China aus und übertraf damit den Anteil des US-Dollars (USD) von 40 Prozent (www.kommunisten.de, 06.04.25).
Außerdem bringt China zum ersten Mal an der Londoner Börse auf die chinesische Währung Renminbi lautende Green Bonds auf den Markt – mit sicherer Rendite. Während die Rentenfonds der US-Bürger gerade rasant an Wert verlieren. Im Gegensatz zu den EU-Ländern, die brav »Bitte, Bitte!« bei Trump machen und ihm »den Hintern küssen«, wie er selbst sich in seinem originellen Sprachduktus ausdrückt, kehrt China den Spieß um und erhöht seinerseits Zölle auf US-Produkte und überlegt, seine kostbaren Seltenen Erden an freundlichere Handelspartner zu verkaufen. Immerhin musste Trump schon ein paar Tage später den Handel mit elektronischen Produkten von den Zöllen ausnehmen. Apple und Microsoft haben ihm wohl begreiflich gemacht, wieviel ihre Produkte dann kosten müssten, wenn sie sie nicht mehr in China herstellen lassen würden. Na, und dass Herr Trump seine großmäuligen Erlasse und Ankündigungen schnell zurückziehen muss, ist ja schon kaum noch eine Zeitungsmeldung wert, so normal ist es geworden.
Weder die Ukraine noch Russland lassen sich von ihm ihr Vorgehen diktieren. Vielleicht weil »America« – also die USA – wirklich nicht mehr so »great« ist, dass es tun und lassen kann, was es will? Eigentlich haben die USA das bereits vor 50 Jahren erfahren müssen, als sie den verbrecherischen Angriffskrieg gegen Vietnam einstellen mussten. Und noch mal vor vier Jahren, als sie Hals über Kopf aus Afghanistan abzogen. Wobei sie – wie die Bundesrepublik auch – ihre einheimischen Mitarbeiter zurückließen, verraten und ausgeliefert ihren und unseren Feinden. Afghanische Flüchtlinge, die jetzt auch ihre Zuflucht Pakistan verlassen müssen, sollen nicht mal mehr die Hoffnung haben dürfen, irgendwann in Sicherheit in Deutschland leben zu dürfen. Die Rettungsflüge werden gestoppt, weil BILD, CDU und AfD das so fordern. Wenn man wieder mal irgendwo in der Welt Freiheit und Demokratie bringen will, ist eine solche Strategie ebenfalls dümmer als ein Sack Ziegel. Die Bevölkerung weiß dann schon, wer sie im Zweifelsfall verrät.
Dümmer als ein Sack Ziegel ist vielleicht auch Herr Pistorius. Zumindest so uninformiert wie ein Sack Ziegel ist er. Ihm war laut eigener Aussage »nicht bekannt geworden«, was in der Süddeutschen Zeitung vom 10.04.25 zu lesen war: Der Panzer Leopard 2 A6 sei störanfällig und nicht in Frontnähe zu reparieren. Ähnliches gelte für die Panzerhaubitze 2000. Dass dieses Geschütz nicht für Dauerfeuer geeignet sei, weil sich die Rohre unter Hitzeeinwirkung verzögen, hatten ukrainische und russische Medien schon 2023 berichtet. Auch an dem Flugabwehrsystem »Patriot« gab es laut SZ interne Kritik: Die Waffe sei gut, aber das von der Bundeswehr verwendete Trägerfahrzeug »veraltet« (jW, 12./13.04.25) Eine Überraschung für den Kriegstüchtigkeits-Minister? Oder ein Sack Ziegel für den Dachschaden?
Das braucht wohl bald auch Elon Musk, denn seine Tesla-Gewinne sind im Vergleich zum Vorjahr im ersten Quartal 2025 um 71 Prozent eingebrochen (dpa/jW, 24.04.25) Ob ein Sack Ziegel für einen solchen Schaden reicht?
Am Ostersonntag wurde in Oldenburg ein junger Afrodeutscher von der Polizei in Notwehr erschossen – von hinten. Das elfte Polizeiopfer in diesem Jahr. Immerhin nur ein Achtel der Hinrichtungsopfer in Saudi-Arabien (jW, 25.04.25). Aber kann das ein Vergleichsziel sein? In meiner Jugend, in den berüchtigten 68er-Jahren, war eine Losung: Der Polizei ein Osterei! Die waren manchmal sogar aus Schokolade (wegen der Ironie). Ich möchte hinzufügen: aus Schokolade aber nur, wenn sie die Waffen abgeben. Es ist wie in der Politik: Mehr Waffen bringen weniger Sicherheit. Vor allem für Zivilisten. Das würden sogar Ziegel begreifen, aber nicht unsere Regierung.