Noch vor Beginn des Treffens von Putin und Trump in Alaska veröffentlichte der März-Verlag in Berlin, der die Tageszeitung junge Welt herausgibt, das Buch »A Peoble´s History oft the United States«, das erstmals 1980 erschien, in deutscher Sprache.
Der Autor Howard Zinn, am 24. August 1924 in New York geboren, wuchs in einer Arbeiterfamilie jüdischer Immigranten auf und arbeitete auf Werften in Brooklyn. Während des Zweiten Weltkriegs flog er Bombeneinsätze in Europa. Dass sah er als Kampf gegen den Faschismus, somit als moralisch gerechtfertigt. Im April 1945 nahm er an der Napalm-Bombardierung von Royan an der französischen Kanalküste gegen Hitlers Truppen teil. Neun Jahre später, nach Studium und Promotion an der Columbia University, besuchter er den Ort, interviewte Einwohner, studierte Dokumente und veröffentlichte das »The Politics of History«.
Howard Zinn wurde zu einer Art Gewissen für die Verantwortung des Staates und für das Recht auf Streik. Außerdem war er für die Umverteilung des Reichtums durch Steuern.
Im Jahr 1956 wurde Howard Zinn Dekan des Department of History and Social Sciences am Spelman College – jetzt Atlanta University Center, Spelman College –, einer Hochschule für US-afrikanische Frauen, wo er am Civil Rights Movement teilnahm. Er arbeitete mit dem Historiker Staughton Lynd zusammen und wurde Mentor für junge Aktivisten wie Alice Walker und Marian Wright Edelman. Obwohl Professor auf Lebenszeit, wurde Zinn 1963 entlassen, nachdem er Partei für einige Studenten ergriffen hatte, die den traditionellen Ehrgeiz des Spelman College, junge Damen hervorzubringen, in Frage stellten.
Während der McCarthy-Ära wurde Zinn als angebliches Mitglied der Kommunistischen Partei denunziert. Das FBI fand bei seiner Überprüfung zwar keine Hinweise, wurde aber dennoch von J. Edgar Hoover angewiesen, ihn im Auge zu behalten. Auch wegen seiner Kritik zum Vietnamkrieg und seiner Haltung zu Martin Luther King stand er unter Beobachtung. Endgültig wurde seine FBI-Akte erst 1974 geschlossen. Ab 1964 war er Mitglied der Boston University und unterrichtet bis 1988 Geschichte und über bürgerliche Freiheiten.
Howard Zinns erster diplomatischer Besuch in Hanoi 1968 verhalf amerikanischen Kriegsgefangenen zur Freilassung. Der Ökonom und Friedensaktivist Daniel Ellsberg vertraute ihm vor der Veröffentlichung die »Pentagon-Papiere« an. Später wurde Zinn als Experte in den Strafprozess gegen Ellsberg geladen und erklärte: »In diesen Papieren gibt es nichts militärisches Bedeutsames, um die Verteidigung der USA zu schädigen. Die Papiere legen offen, wie die Regierung das amerikanische Volk belogen hat.« Daniel Ellsberg wurde freigesprochen.
Howard Zinn war ein produktiver amerikanischer Historiker, Dramatiker, Philosoph, sozialistischer Denker und Veteran des Zweiten Weltkrieges. Auch wenn einige seiner Universitätskollegen Howard Zinns »Eine Geschichte des amerikanischen Volkes« als »als ein gestörtes Märchen« sehen, wurde das Geschichtswerk mehr als Zweimillionen Mal verkauft.
Der Autor Howard Zinn beschreibt die Geschichte des amerikanischen Volkes aus marxistischer Perspektive, die Besiedelung des Kontinents aber aus der Sicht der Ureinwohner, das Plantagensystems aus der Sicht der Betroffenen, der Sklaven, den wirtschaftlichen Aufstieg aus der Sicht der Arbeiter. Der Band ist die Geschichte Amerikas in kompakter Form, sehr lesenswert.
Howard Zinn: Eine Geschichte des amerikanischen Volkes, aus dem amerikanischen Englisch von Sonja Bonin, mit einem Vorwort von Norbert Finzsch, Verlag 8. März, Berlin 2025, 928 S., 48 €.