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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Eine Geschichte Amerikas

Noch vor Beginn des Tref­fens von Putin und Trump in Alas­ka ver­öf­fent­lich­te der März-Ver­lag in Ber­lin, der die Tages­zei­tung jun­ge Welt her­aus­gibt, das Buch »A Peoble´s Histo­ry oft the United Sta­tes«, das erst­mals 1980 erschien, in deut­scher Sprache.

Der Autor Howard Zinn, am 24. August 1924 in New York gebo­ren, wuchs in einer Arbei­ter­fa­mi­lie jüdi­scher Immi­gran­ten auf und arbei­te­te auf Werf­ten in Brook­lyn. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs flog er Bom­ben­ein­sät­ze in Euro­pa. Dass sah er als Kampf gegen den Faschis­mus, somit als mora­lisch gerecht­fer­tigt. Im April 1945 nahm er an der Napalm-Bom­bar­die­rung von Roy­an an der fran­zö­si­schen Kanal­kü­ste gegen Hit­lers Trup­pen teil. Neun Jah­re spä­ter, nach Stu­di­um und Pro­mo­ti­on an der Colum­bia Uni­ver­si­ty, besuch­ter er den Ort, inter­view­te Ein­woh­ner, stu­dier­te Doku­men­te und ver­öf­fent­lich­te das »The Poli­tics of History«.

Howard Zinn wur­de zu einer Art Gewis­sen für die Ver­ant­wor­tung des Staa­tes und für das Recht auf Streik. Außer­dem war er für die Umver­tei­lung des Reich­tums durch Steuern.

Im Jahr 1956 wur­de Howard Zinn Dekan des Depart­ment of Histo­ry and Social Sci­en­ces am Spel­man Col­lege – jetzt Atlan­ta Uni­ver­si­ty Cen­ter, Spel­man Col­lege –, einer Hoch­schu­le für US-afri­ka­ni­sche Frau­en, wo er am Civil Rights Move­ment teil­nahm. Er arbei­te­te mit dem Histo­ri­ker Staugh­ton Lynd zusam­men und wur­de Men­tor für jun­ge Akti­vi­sten wie Ali­ce Wal­ker und Mari­an Wright Edel­man. Obwohl Pro­fes­sor auf Lebens­zeit, wur­de Zinn 1963 ent­las­sen, nach­dem er Par­tei für eini­ge Stu­den­ten ergrif­fen hat­te, die den tra­di­tio­nel­len Ehr­geiz des Spel­man Col­lege, jun­ge Damen her­vor­zu­brin­gen, in Fra­ge stellten.

Wäh­rend der McCar­thy-Ära wur­de Zinn als angeb­li­ches Mit­glied der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei denun­ziert. Das FBI fand bei sei­ner Über­prü­fung zwar kei­ne Hin­wei­se, wur­de aber den­noch von J. Edgar Hoo­ver ange­wie­sen, ihn im Auge zu behal­ten. Auch wegen sei­ner Kri­tik zum Viet­nam­krieg und sei­ner Hal­tung zu Mar­tin Luther King stand er unter Beob­ach­tung. End­gül­tig wur­de sei­ne FBI-Akte erst 1974 geschlos­sen. Ab 1964 war er Mit­glied der Bos­ton Uni­ver­si­ty und unter­rich­tet bis 1988 Geschich­te und über bür­ger­li­che Freiheiten.

Howard Zinns erster diplo­ma­ti­scher Besuch in Hanoi 1968 ver­half ame­ri­ka­ni­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen zur Frei­las­sung. Der Öko­nom und Frie­dens­ak­ti­vist Dani­el Ellsberg ver­trau­te ihm vor der Ver­öf­fent­li­chung die »Pen­ta­gon-Papie­re« an. Spä­ter wur­de Zinn als Exper­te in den Straf­pro­zess gegen Ellsberg gela­den und erklär­te: »In die­sen Papie­ren gibt es nichts mili­tä­ri­sches Bedeut­sa­mes, um die Ver­tei­di­gung der USA zu schä­di­gen. Die Papie­re legen offen, wie die Regie­rung das ame­ri­ka­ni­sche Volk belo­gen hat.« Dani­el Ellsberg wur­de freigesprochen.

Howard Zinn war ein pro­duk­ti­ver ame­ri­ka­ni­scher Histo­ri­ker, Dra­ma­ti­ker, Phi­lo­soph, sozia­li­sti­scher Den­ker und Vete­ran des Zwei­ten Welt­krie­ges. Auch wenn eini­ge sei­ner Uni­ver­si­täts­kol­le­gen Howard Zinns »Eine Geschich­te des ame­ri­ka­ni­schen Vol­kes« als »als ein gestör­tes Mär­chen« sehen, wur­de das Geschichts­werk mehr als Zwei­mil­lio­nen Mal verkauft.

Der Autor Howard Zinn beschreibt die Geschich­te des ame­ri­ka­ni­schen Vol­kes aus mar­xi­sti­scher Per­spek­ti­ve, die Besie­de­lung des Kon­ti­nents aber aus der Sicht der Urein­woh­ner, das Plan­ta­gen­sy­stems aus der Sicht der Betrof­fe­nen, der Skla­ven, den wirt­schaft­li­chen Auf­stieg aus der Sicht der Arbei­ter. Der Band ist die Geschich­te Ame­ri­kas in kom­pak­ter Form, sehr lesenswert.

Howard Zinn: Eine Geschich­te des ame­ri­ka­ni­schen Vol­kes, aus dem ame­ri­ka­ni­schen Eng­lisch von Son­ja Bonin, mit einem Vor­wort von Nor­bert Fin­zsch, Ver­lag 8. März, Ber­lin 2025, 928 S., 48 €.