Der »Ermöglicher« (Ossietzky 12/ 2025) und die »Ermöglicherin« (Ossietzky 13/2025) haben das Problem gemeinsam, dass, wie wir gesehen haben, ihre sprachliche Verwendung inhaltliche Kritik hervorrufen kann.
Andere Ausdrücke wie die »Studierenden« oder die »Forschenden« haben dieses Problem per se nicht. Dafür stellt ihnen aber die Grammatik – im Bündnis mit der Semantik – ein Bein. Dieses Bein wird allen gestellt, die sich der Kunst widmen, eine zugleich inhaltlich als auch linguistisch überzeugende gendergerechte Sprache zu entwickeln: Ob Sternchen, großes Binnen-»I« oder was es sonst an Versuchen gibt, ein kritisches Publikum für sich zu gewinnen – an allem wird gemäkelt.
Da schien es eine gute Idee gewesen zu sein, es mit dem Partizip Präsens zu versuchen. So entstanden die Formulierungen »die Forschenden«, »die Studierenden« und schließlich auch noch »die Helfenden«. Nun schien alles gut.
Doch dann wurde gefragt: Sind die »Forschenden« mit den »Forscherinnen und Forschern«, von denen die Rede sein sollte, identisch, die »Studierenden« mit den »Studentinnen und Studenten« und die »Helfenden« mit den »Helferinnen und Helfern«?
Da musste zunächst konstatiert werden, dass aus Substantiven Partizipien geworden waren, und nun stellte sich auch noch heraus, dass – wie schon der Name sagt – Partizipien zudem der Gruppe der Verben gehören. (Das lateinische Wort »particeps«, von dem das Partizip seinen Namen hat, bedeutet nämlich: »teilhaftig sein«, »einen Anteil an etwas haben«.)
So waren, z. B., aus den temporal nicht eingeschränkten »Forscherinnen und Forschern« durch die Formulierung »Forschende« solche geworden, die gerade dabei waren zu forschen. Das mochte sich in der Tat so verhalten, deckte aber den Anspruch nicht ab, den die längere, meistens auch als berufliche zu verstehende Bezeichnung »Forscherinnen und Forscher« erhob. Schließlich kann das Publikum solchen Personen, die – zumindest sprachlich – nicht den Anspruch erheben, dies ständig zu tun (den »Forschenden«), nicht so viel Vertrauen entgegenbringen, wie den »Forscherinnen und Forschern«, die diesen Anspruch prima vista erheben können.
Wie konnte es zu diesem Missstand kommen? Die Antwort ist ganz einfach: Es war verabsäumt worden, sich mit Aristoteles‘ Auseinandersetzung mit den Megarikern zu beschäftigen, die er im 9. Buch seiner »Metaphysik« – zumindest für einen Metaphysiker – heftig angreift.
Nach deren Auffassung ist, z. B., einer, »der nicht baut, auch nicht vermögend (d. h.: potenziell in der Lage), zu bauen, sondern nur der Bauende, solange er baut.« Es fällt auf, dass der Begriff des »Bauenden« in derselben Partizipialform erscheint wie »die Forschenden«, »die Studierenden« oder die »die Helfenden«. Aristoteles beweist an dieser Stelle für einen Metaphysiker beträchtlichen Humor, um seine Kontrahenten (er wählt die männliche Form) lächerlich zu machen. Man spricht heute auch vom Problem des »nicht bauenden Baumeisters«.
Im Zustand dieser bedauernswerten Megariker befinden sich auch diejenigen, die, z. B., von »Helfenden« sprechen. Die Verbform drückt aus, dass sie es augenblicklich tun; was danach geschieht, bleibt offen.
In einem Bericht von NDR info am 18. August waren hiermit humanitäre Helferinnen und Helfer gemeint, die getötet worden oder zumindest gefährdet gewesen waren. Die anschließende Moderation machte dem sprachlichen Missgriff ein Ende und sprach von »Helferinnen und Helfern«.