Der Frieden ist eine zarte Blume
Sagst du, wie kommst du auf so was?
Immer hübsch poetisch, oder?
Reines Wunschdenken bloß
Geht es nicht ne Nummer kleiner?
Mein Verein nimmt jetzt Geld
Von diesem Rüstungskonzern
Der Frieden ist eine zarte Blume
Aber am Geld hängt die Welt
Binsenweisheit, der alte Goethe?
Wenn du es so siehst, ich geh
Samstag trotzdem ins Stadion
So wie die Gurkentruppe spielt
Kannst du sie glatt vergessen
Rutschen immer tiefer rein
Kein Vergnügen, sag ich dir
Löchrige Abwehr, selten ein
Gescheiter Angriff, ich bin
Sowieso eher für die Blauen
Als für deine schlappen Gelben
Wie meinst du das jetzt?
Doch wohl nicht politisch?
Haben doch lange Tradition
Beide Vereine, die Roten aber
Gewinnen fast jede Meisterschaft
Ich wusste gleich, dass du es nicht
politisch meinst, die Roten immer
Weniger Punkte von Wahl zu Wahl
Der Frieden ist eine zarte Blume
Wo soll das weitergehen, das endet
Womöglich unten im Tabellenkeller
Wir hatten doch achtzig gute Jahre
Wie kann man nur die gute alte
Tradition vergessen, für Geld
Leichtfertig über den Haufen werfen?
So wie die spielen, zaghaft, lustlos
Keine gescheiten Neuinvestitionen
An Stellen, wo es nötig wäre
Und keine Strategie, die hilft
Der Frieden ist eine zarte Blume
Was bloß wird aus dem Verein?
Aus dem Verein? Ich bitte dich
In meiner Region hält man es gern
Mit den Blauen, der der munteren
Arminia aus Bielefeld meinetwegen
Den Borussen vom Niederrhein
Der Chemiewerkself da in der Nähe
Die schon mal mithalten mit dem
Ewigen Meister, und du fragst dich
Was wird aus deinem Verein?
Frag lieber, was werden soll
Aus deinem Land, wohin geht
Unsere Demokratie, was wird
Aus Zivilisation, Kultur, Vernunft
Was wird aus dem alten Europa?
Aus Kunst, Literatur, der schönen
Musik, Beatles, Beethoven, Bach
Alles passé sagst du, stattdessen
Lauter Leute ohne Eigenschaften
Warum fragst du dich da nicht?