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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Friedensgespräch

Der Frie­den ist eine zar­te Blume
Sagst du, wie kommst du auf so was?
Immer hübsch poe­tisch, oder?
Rei­nes Wunsch­den­ken bloß
Geht es nicht ne Num­mer kleiner?
 
Mein Ver­ein nimmt jetzt Geld
Von die­sem Rüstungskonzern
Der Frie­den ist eine zar­te Blume
Aber am Geld hängt die Welt
Bin­sen­weis­heit, der alte Goethe?

Wenn du es so siehst, ich geh
Sams­tag trotz­dem ins Stadion
So wie die Gur­ken­trup­pe spielt
Kannst du sie glatt vergessen
Rut­schen immer tie­fer rein
 
Kein Ver­gnü­gen, sag ich dir
Löch­ri­ge Abwehr, sel­ten ein
Geschei­ter Angriff, ich bin
Sowie­so eher für die Blauen
Als für dei­ne schlap­pen Gelben
 
Wie meinst du das jetzt?
Doch wohl nicht politisch?
Haben doch lan­ge Tradition
Bei­de Ver­ei­ne, die Roten aber
Gewin­nen fast jede Meisterschaft
 
Ich wuss­te gleich, dass du es nicht
poli­tisch meinst, die Roten immer
Weni­ger Punk­te von Wahl zu Wahl
Der Frie­den ist eine zar­te Blume
Wo soll das wei­ter­ge­hen, das endet

Womög­lich unten im Tabellenkeller
Wir hat­ten doch acht­zig gute Jahre
Wie kann man nur die gute alte
Tra­di­ti­on ver­ges­sen, für Geld
Leicht­fer­tig über den Hau­fen werfen?

So wie die spie­len, zag­haft, lustlos
Kei­ne geschei­ten Neuinvestitionen
An Stel­len, wo es nötig wäre
Und kei­ne Stra­te­gie, die hilft
Der Frie­den ist eine zar­te Blume

Was bloß wird aus dem Verein?
Aus dem Ver­ein? Ich bit­te dich
In mei­ner Regi­on hält man es gern
Mit den Blau­en, der der munteren
Armi­nia aus Bie­le­feld meinetwegen
 
Den Borus­sen vom Niederrhein
Der Che­mie­werks­elf da in der Nähe
Die schon mal mit­hal­ten mit dem
Ewi­gen Mei­ster, und du fragst dich
Was wird aus dei­nem Verein?
 
Frag lie­ber, was wer­den soll
Aus dei­nem Land, wohin geht
Unse­re Demo­kra­tie, was wird
Aus Zivi­li­sa­ti­on, Kul­tur, Vernunft
Was wird aus dem alten Europa?
 
Aus Kunst, Lite­ra­tur, der schönen
Musik, Beat­les, Beet­ho­ven, Bach
Alles pas­sé sagst du, stattdessen
Lau­ter Leu­te ohne Eigenschaften
War­um fragst du dich da nicht?