Der Bundestag debattierte am 23.5.2025 über eine nachhaltige Energie- und Wärme-Politik. Der CDU-Abgeordnete Gebhart plädierte für die CO2-Bepreisung durch das unbeeinflusste Wechselspiel von Angebot und Nachfrage; der Markt soll das Thema regeln, nicht eine Planwirtschaft. Lisa Badum begrüßte für die Bündnisgrünen die Orientierung am marktwirtschaftlichen Wechselspiel bei der Preisbildung für CO2-Emissionen und plädierte dafür, die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung für den Klimaschutz zu verwenden. Die SPD-Abgeordnete Scheer unterstützte die Forderung des Bundesverfassungsgerichts, bei der Wärmewende besser zu werden.
Das sind alles Schaufensterreden, die an der Dramatik der ökologischen Situation komplett vorbeigehen. Bei allen Uneinigkeiten in der wissenschaftlichen Bewertung der ökologischen Gefahren muss gelten: Solange das Risiko eines Kollapses des Erdsystems im Raum steht, hat jede Politik die Aufgabe, Prävention zu betreiben, für den Fall, dass die Warnungen sich als berechtigt erweisen. Die Sicherung der Existenzbedingungen muss die Priorität Nummer eins allen gesellschaftlichen und politischen Handelns sein. Es geht darum, die Zerstörung des Erdsystems zu verhindern.
Die brisantesten Gefahren unserer Epoche sind die militärischen und die ökologischen Risiken, vor denen auch die Nuklearwissenschaftler warnen, die die Weltuntergangsuhr (»Doomsday-Clock«) auf die bedrohlichste Stufe seit Hiroshima gestellt haben. Diese Gefahren können eine in Millionen Jahren gewachsene Entwicklung abrupt beenden.
Die über viele Phasen der Erdgeschichte gewachsenen Kreisläufe im Lebensbereich der Menschheit sind durch ihre eng aufeinander abgestimmten Teilprozesse teilweise hochempfindlich gegenüber anfänglich unscheinbaren Veränderungen. Entscheidungen, die anfangs vielleicht nur Teile des ökologischen Räderwerks aus dem Gleichgewicht bringen, bergen das anfangs nur schwer zu erkennende Risiko, die Natur in ihrer lebenserhaltenden Gesamtheit zu gefährden. In der Bildsprache von Erich Kästner geht es darum, einen Schneeball aufzuhalten, ehe aus ihm eine Lawine wird, die alles mit sich reißt und nicht mehr unter Kontrolle zu bringen ist.
Vorausschauendes Handeln beginnt mit dem kritischen Blick auf die Meinungsmache in der Medienwelt. Dass die Weltöffentlichkeit durch staatliche Manipulation von umsichtigem Handeln abgehalten wird, wusste schon Karl Marx, als er schrieb, dass die jeweils vorherrschenden Gedanken die Gedanken der Herrschenden sind.
So geht etwa die Propaganda vor allem der Nato-Staaten im Ukrainekrieg vor. Die Weisheit, dass ein Krieg immer auch eine Vorgeschichte hat, wird ausgeblendet. Dies zu kritisieren, stellt keine Unterstützung der russischen Armee dar, es folgt allerdings dem friedenspolitischen Primat der umfassenden Betrachtung der Teilprozesse des Gesamtgeschehens. Und da wird deutlich, dass die Verantwortlichen die Öffentlichkeit in ihrem Sinn manipulieren, indem sie den Rechtsbruch europäischer Verträge durch die Nato-Ostexpansion ausblenden und der Gegenseite einseitig einen Expansionsdrang vorwerfen, dem die Nato selber folgt. Sie lenken die Öffentlichkeit auch noch von Strategie-Papieren ab, in denen sie die Haupt-Orientierung ihrer Hegemoniepolitik gegen China entwickelten. Als Beispiel sei hier das Papier des Atlantic Council mit dem Titel »Blueprint für strategischen Wettbewerb« erwähnt. Ein Krieg der USA/Nato gegen Chinas wäre das vorzeitige Ende der Menschheit, und das wohl noch vor einem möglichen ökologischen Kollaps.
Die Ökologie gerät derweil in der Aufmerksamkeit der Medien und der Bevölkerung infolge der Kriegs-Darstellungen immer weiter in den Hintergrund. Dabei zeichnet sich der ökologische Kollaps in der Analyse von Daten aus längerfristigen Prozessen deutlich ab. Was in der Atmosphäre geschieht, betrifft eins von mindestens fünf Systemen im Räderwerk des Erdsystems. Die Teilkreisläufe spielen sich in der Landmasse, in den Frost- und Permafrost-Gebieten, im Meer vom Meeresboden bis zur Wasseroberfläche und in atmosphärischen Sphären ab.
Der Rio-Gipfel 1992, die erste große Weltklimakonferenz, brachte die Agenda 2010 mit 27 Grundsätzen hervor, deren rettende Umsetzung weitgehend aussteht. Die Beschlüsse beinhalteten damals keine Maßnahmen für den Fall, dass sich ein Akteur nicht an die Umweltschutzbeschlüsse halten würde. Entsprechend massiv fielen die Verfehlungen in der Folge aus. Die große Kyoto-Klimakonferenz brachte 1997 das Kyoto-Protokoll hervor, in dem sich die Staaten auf Emissionsbegrenzungen geeinigt hatten, die allerdings mit dem Makel behaftet waren, dass auf Druck der USA die militärischen Emissionen unberücksichtigt bleiben, um die Handlungsmöglichkeiten der Armeen, hier natürlich vor allem der US-Armee, nicht zu gefährden.
Die mangelnde Umsetzung der Beschlüsse der Pariser UN-Klimakonferenz 2015 knüpft an das inkonsequente Handeln der Eliten in Staat und Wirtschaft seit dem Rio-Klima-Gipfel an. Das laut und offiziell deklarierte Ziel, die Erderwärmung unter 1,5-Grad Celsius zu halten oder maximal auf 2 Grad zu begrenzen ist bereits gerissen. Mit Rasanz nähert sich die globale Durchschnittstemperatur bereits jetzt dem Niveau von 1,8 Grad.
Bei 1,8 Grad ist jedoch schon ein Kipp-Punkt erreicht, ab dem das Absterben großflächiger Ökosysteme wie der Korallenriffe mit ihrer bedeutsamen Artenvielfalt nicht mehr umkehrbar ist. Längere Dürren in einzelnen Großregionen ereignen sich gleichzeitig mit Flutkatastrophen in anderen Teilen der bewohnten Erdoberfläche, dies u.a. infolge der Zunahme an Verdunstung aufgrund der gestiegenen Temperatur der Meeresoberfläche.
Das gesamte Klimasystem zwischen dem Äquator und den Polkappen verliert seine gewohnte Kreislaufstabilität, aufgrund geringerer Gegensätze zwischen den im Abschmelzen begriffenen Polkappen und dem Äquator reduziert sich der atmosphärische Jetstream, sodass es zu längeren Perioden stabiler Wetterereignisse wie Trockenheiten einerseits und Niederschlagsreichtum anderswo andererseits kommt.
Die Nahrungsversorgung und generell die Lieferketten der Menschheit sind durch diese Entwicklungen massiv gefährdet, große Bereiche der Erde werden unbewohnbar. In der Folge häufen sich Fluchtbewegungen, somit steigen Spannungen im Kampf um Wasser wie auch in der Abwehr von Schutzsuchenden.
Die reichen Staaten können sich vielleicht eine Weile dagegen abschotten, Ressourcenkriege werden entsprechend wahrscheinlicher. Laut Oxfam schädigt das reichste Prozent der Weltbevölkerung das Klima aktuell doppelt so stark wie die ärmere Hälfte der Welt. Die sich immer massiver aufbauende ökologische Katastrophe ist keine reine Umwelt-Thematik, sie steht auch im Zusammenhang mit den Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich. Auch die soziale Kluft ist keine reine Nord-Süd-Frage, sondern auch ein Skandal der ungleichen Vermögensverteilung in den so genannten Industriestaaten.
Die Superreichen bereichern sich auch an den Profitraten der Rüstungskonzerne, die besondere Renditeaussichten eröffnen, wenn die Ökonomie des Neoliberalismus in Krisen auf- und abdriftet, da Rüstungslieferungen auf langfristigen Verträgen mit staatlichen Behörden fußen, während das Alltagsgeschäft an den Börsen und auf den Märkten der Welt in kurzen Zeiträumen abgewickelt wird.
Ex-US-Präsident Eisenhower hatte in seiner Abschiedsrede 1960 zu Recht vor dem militärisch-industriellen Komplex gewarnt: »In den Regierungsräten müssen wir uns davor schützen, dass der militärisch-industrielle Komplex ungerechtfertigten Einfluss erlangt, egal, ob er gesucht oder nicht gewünscht wird. Das Potenzial für den katastrophalen Aufstieg fehlgeleiteter Macht besteht und wird bestehen bleiben. Wir dürfen niemals zulassen, dass das Gewicht dieser Kombination unsere Freiheiten oder demokratischen Prozesse gefährdet.«
Die Bedeutung dieser Warnung unterstreicht der Fakt, dass die Staaten der Welt ein Vielfaches dessen, was sie für Entwicklung ausgeben, in den Militärsektor investieren. Die Menschheit hat aber nur dann eine Chance auf ihr Überleben, wenn sie die von der Nato praktizierte Strategie der Abschreckung und der weltweiten Verbreitung von Militärbasen zugunsten der UNO-Charta umkehrt. Die UNO-Charta wurde als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg noch 1945 beschlossen, in ihr geht es um eine Weltfriedensordnung in gemeinsamer, weil gegenseitiger Sicherheit und nicht um Abschreckung eines Teils der Staaten der Welt gegen einen anderen.
Zusammenfassend gilt: Nachhaltigkeit im Sinne der Bewahrung der Lebensgrundlagen der Menschheit ist nur mit einer umfassenden, entschiedenen und kooperativen Friedenspolitik erreichbar.