Ein Bundesbeauftragter sitzt vor der dritten Tasse Kaffee und will sich entscheiden, woran er sich erinnern soll. Gleich kommt sein erster Gast, er leert die Tasse und bestellt die nächste. Daneben am Zweiertisch eine Frau. Ein Mann tritt dazu.
Mann: Entschuldigung, ich würde Sie gern ansprechen. Hätten Sie eine Idee, wie ich das hinkriegen soll?
Frau: Ja.
Mann: Prima.
Frau: Wieso?
Mann: Na, dass Sie mir helfen wollen.
Frau: Habe ich das gesagt? Sie müssen schon selbständiger werden. Hier. Mein Buch. Lesen Sie es. Dann wissen Sie alles über Frauen.
Mann: Toll. Ein Buch. Für mich. Wollen wir uns nicht duzen?
Frau: Es kostet 24 €. Es ist mein vorletztes. Dafür bekommen Sie es signiert. Und du darfst »Du« zu mir sagen und musst gleich gehen.
Mann: Siehst gut aus. So aktiv. Hier das Geld. Kaufe eigentlich nur Taschenbücher. Wenn ich deine Telefonnummer bekomme, zahle ich auch.
Frau: Hier. Eine Nummer. (Ruft zum Kellner: Der Herr zahlt). Also, ruf an, wenn das Buch ausgelesen ist.
Mann: Ganz schön dick. Deine Widmung ist schwer zu entziffern.
Frau: Bücher sind eben voller Rätsel. Denk an unsere Abmachung.
Mann: Ja. Ich gehe. Schade, dass du schon einen Freund hast. Ich rufe trotzdem an. (Geht ab)
Anderer Mann kommt: Hallöchen. Bekomme ich auch ein Date? Auch mit Buch.
Frau: Du willst unbedingt was von mir? Bitte. (Es klatscht zweimal)
Mann: Ohrfeigen. Besser als gar keinen Körperkontakt.
Frau: Nun das Buch. 24 €. Ich signiere natürlich. In Erinnerung an eine kurze, kräftige Beziehung.
Mann: Mein letztes Geld. Ich sage nichts mehr. Es brennt richtig. Für die Durchblutung gesund.
Frau: Auf nicht so schnelles Wiedersehen. Meinungen zum Buch über den Verlag an mich schicken.
Mann: Tschüss. Der Satz mit dem Körperkontakt war gut. Bin nach Berlin gezogen, um mit schreiben zu beginnen.
Frau: Das Prinzip Hoffnung.
Mann: Ich betexte die Luft, damit im Unsichtbaren Worte wirken. (Geht.)
Frau 2: Entschuldigung, ich setze mich nur kurz zu Ihnen. Ich habe alles gehört und mitgeschrieben. Das war Spitze, ihre Dialoge. So muss man die Männer behandeln. Zwei Bücher in fünf Minuten, Klasse. Ich bin auch Autorin. Kann ich Ihr Buch sehen. Konnte den Umschlag nicht erkennen. Kaufe es Ihnen ab. Hier die zwanzig, den Rest dürfen Sie behalten.
Frau 1: Jetzt sind sie wirklich alle. Ein erfolgreicher Tag. Liegt auch am Klima. Es gibt wirklich ein Anmachwetter.
Frau 2: Na, wer so gut aussieht wie – das ist ja mein Buch?!
Frau 1: Oh. Freut mich, Sie zu treffen. Hat mir gut gefallen. Ich beschloss, ab und zu so zu tun, als ob ich Sie wäre. Ich wechsle ins du?
Frau 2: Das kostet nur 18 €!
Frau 1: Will dich nicht unter Wert verkaufen. Ich tue, als ob ich du wäre und bekomme Autorenrabatt. Ich habe schon zwei Einladungen zu Lesungen.
Frau 2: Umarmen oder ohrfeigen? Das ist hier die Frage. Ich bin sprachlos.
Frau 1: Das ist nicht gut für eine Autorin. Ich habe Ideen. Wir müssen uns noch einmal treffen. Ich liefere Geschichten.
Frau 2: Trinken wir einen Wodka? Ich verschenke meinen Namen. Oder versteigere ich ihn?
Frau 1: Zuerst noch ein Autogramm. Ja. Hierher. Wo ein Wille ist, ist auch ein Drink. Mir fällt keine richtige Pointe ein. Willst Du mich einladen? Hallo, Hey!
Frau 2 hat einen wichtigen Anruf bekommen, geht eifrig telefonierend ab, kümmert sich nicht mehr um die Frau 1.
Der Bundesbeauftragte tritt an ihren Tisch und leiht sich einen Kugelschreiber. Konzentriert sich auf dem Rückweg, nicht zu vergessen, was er sich merken wollte. Schreibt es auf und bringt den Kugelschreiber zurück.
Zurück an seinem Tisch kommt der Besucher, er winkt ihn an. Der andere nickt freundlich, steuert auf einen anderen Tisch zu. Die Kellnerin bringt die vierte Tasse, serviert ein Lächeln im allgemeinen Achtsamkeitswettbewerb um glaubhafte Freundlichkeitsimitation.