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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Kein Kinderlied

Wohin ich immer reise,
ich fahr nach Nirgendland.
Die Kof­fer voll von Sehnsucht,
die Hän­de voll von Tand.

So ein­sam wie der Wüstenwind.
So hei­mat­los wie Sand:
Wohin ich immer reise,
ich komm nach Nirgendland.

Die Wäl­der sind verschwunden,
die Häu­ser sind verbrannt.
Hab kei­nen mehr gefunden.
Hat kei­ner mich erkannt.
Und als der frem­de Vogel schrie,
bin ich davongerannt.
Wohin ich immer reise,
ich komm nach Nirgendland.
 
Mascha Kalé­ko (7. Juni 1907 – 21. Janu­ar 1975) wur­de in West-Gali­zi­en (heu­te Polen) gebo­ren. Ihre Eltern waren Juden. Nach Aus­bruch des Ersten Welt­kriegs floh Kalé­kos Fami­lie aus Angst vor anti­jü­di­schen Pogro­men nach Deutsch­land. 1935 wur­den Mascha Kalé­kos Bücher als »schäd­li­che und uner­wünsch­te Schrif­ten« von den Natio­nal­so­zia­li­sten ver­bo­ten. 1938 emi­grier­te Kalé­ko in die USA.

Ausgabe 15.16/2025