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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Nachhaltiges Töten

Der mili­tä­risch-indu­stri­el­le Kom­plex ist spä­te­stens seit der Abschieds­re­de des dama­li­gen US-Prä­si­den­ten Eisen­hower 1961 in der Auf­merk­sam­keit einer kri­ti­schen Öffent­lich­keit. Eisen­hower sah bedenk­li­che »Aus­wir­kun­gen des Zusam­men­spiels eines gewal­ti­gen mili­tä­ri­schen Estab­lish­ments und einer Rüstungs-Groß­in­du­strie«, die er als »eine neue Erfah­rung für Ame­ri­ka« bezeich­ne­te. Er warn­te Regie­rungs­krei­se: »[W]ir müs­sen uns davor hüten, dass der mili­tä­risch-indu­stri­el­le Kom­plex unbe­fugt Ein­fluss aus­übt, ob dies nun beab­sich­tigt oder unbe­ab­sich­tigt geschieht. Das Poten­ti­al für den kata­stro­pha­len Anstieg unan­ge­brach­ter Macht besteht und wird wei­ter bestehen.« In den 1960er Jah­ren waren die Mili­tär­aus­ga­ben der USA unge­fähr halb so hoch, wie sie heu­te sind.

Der Ein­fluss des Mili­tä­risch-indu­stri­el­len Kom­ple­xes hat sich ent­spre­chend aus­deh­nen kön­nen, sodass die Mili­tär­lob­by in den USA es zum Bei­spiel durch­ge­setzt hat, dass die Staa­ten ihre mili­tä­ri­schen Emis­sio­nen nicht in den Kli­ma­be­rich­ten aus­wei­sen müs­sen, die an den Welt­kli­ma­rat gehen.

Der Anteil der mili­tä­ri­schen Emis­sio­nen am glo­ba­len Auf­kom­men wird in Sta­ti­sti­ken auf bis zu sie­ben Pro­zent gerech­net. Damit ist der Mili­tär­sek­tor der größ­te Kli­ma­schä­di­ger welt­weit, hin­zu­kom­men die Kriegsfolgen.

Dem­ge­gen­über ist der Ein­fluss des mili­tä­risch-indu­stri­el­len Kom­ple­xes inzwi­schen so weit ange­wach­sen, dass die Kre­dit­wirt­schaft zuneh­mend in Rüstungs­gü­ter inve­stie­ren möch­te. Da wird sogar die For­de­rung erho­ben, Waf­fen- und Rüstungs­fi­nan­zie­rung als nach­hal­tig einzustufen.

Die Nach­hal­tig­keit der Zer­stö­rungs­ma­schi­ne­rie besteht kaum dar­in, die öko­lo­gi­schen Lebens­grund­la­gen der Mensch­heit zu sichern. Umge­kehrt ergibt sich, dass die Schä­di­gun­gen der Bio­sphä­re durch Res­sour­cen­ver­brauch, Ver­bren­nungs­ab­ga­se und unmit­tel­ba­re Zer­stö­rung sowie durch Mil­li­ar­den­in­ve­sti­tio­nen, die im Bereich der Daseins­vor­sor­ge dann feh­len, nach­hal­tig wirken.

Sie schä­di­gen den Lebens­raum der Mensch­heit, sie schä­di­gen die Men­schen durch Angst, Trau­ma­ta und Des­in­for­ma­ti­on über Nach­hal­tig­keit, und sie läh­men das Enga­ge­ment der Gesell­schaf­ten für den Auf­bau einer über­le­bens­fä­hi­gen Gesellschaft.

Die­se Mah­nung des UNO-Gene­ral­se­kre­tärs U Thant aus dem Jahr­zehnt der Kuba-Kri­se ist aktu­ell wich­ti­ger denn je: »Ich will die Zustän­de nicht dra­ma­ti­sie­ren. Aber nach den Infor­ma­tio­nen, die mir als Gene­ral­se­kre­tär der Ver­ein­ten Natio­nen zuge­hen, haben nach mei­ner Schät­zung die Mit­glie­der die­ses Gre­mi­ums noch etwa ein Jahr­zehnt zur Ver­fü­gung, ihre alten Strei­tig­kei­ten zu ver­ges­sen und eine welt­wei­te Zusam­men­ar­beit zu begin­nen, um das Wett­rü­sten zu stop­pen, den mensch­li­chen Lebens­raum zu ver­bes­sern, die Bevöl­ke­rungs­explo­si­on nied­rig zu hal­ten und den not­wen­di­gen Impuls zur Ent­wick­lung zu geben. Wenn eine solch welt­wei­te Part­ner­schaft inner­halb der näch­sten zehn Jah­re nicht zustan­de kommt, so wer­den, fürch­te ich, die erwähn­ten Pro­ble­me der­ar­ti­ge Aus­ma­ße erreicht haben, dass ihre Bewäl­ti­gung mensch­li­che Fähig­kei­ten übersteigt.«

Es bleibt zu hof­fen, dass sich U Thant bei der Pro­gno­se geirrt hat, dass wir also aktu­ell immer noch die Chan­ce haben, dem Abgrund zu entgehen.

Solan­ge die­se Fra­ge noch nicht ent­schie­den ist, kommt es dar­auf an, die Gefahr abzu­wen­den durch eine Über­win­dung des Mili­ta­ris­mus. So gese­hen ist die Frie­dens­be­we­gung und nicht das Mili­tär eine Ökologiebewegung,