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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Rechtsruck in Portugal

Trotz Kor­rup­ti­ons­vor­wür­fen ist am 19. Mai bei den vor­ge­zo­ge­nen Par­la­ments­wah­len das rechts­kon­ser­va­ti­ve Regie­rungs­bünd­nis Ali­an­ça Demo­crá­tia (AD) erneut der Gewin­ner der Wahl. Das Bünd­nis setzt sich aus der Sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei (PDS), dem Cen­tro Demo­crá­tio e Social – Part­ido Popu­lar (CDS-PP) und unab­hän­gi­gen Per­sön­lich­kei­ten zusam­men. Der eigent­li­che Gewin­ner ist jedoch die ultra­rech­te Che­ga, über­setzt aus dem Por­tu­gie­si­schen: »Es reicht«. Gegrün­det wur­de die Par­tei vom pro­mo­vier­ten Juri­sten und ehe­ma­li­gem Finanz­be­am­ten André Ven­tura. Der Mann wur­de noch 2017 als Spit­zen­kan­di­dat der Part­ido Social Demo­cra­ta (PSD) zum Stadt­rat von Lou­res im Nor­den Lis­sa­bons gewählt. Er leg­te sein Amt nie­der, trat aus der PSD aus und grün­de­te Che­ga. Zur Euro­pa­wahl 2019 kan­di­dier­te die Par­tei zusam­men mit der »Part­ido Cid­a­da­nia e Demo­cra­cia Cri­stã« als Koali­ti­on »BASTA!«. Mit 1,3 Pro­zent Stim­men reich­te es zu kei­nem Man­dat, das Zweck­bünd­nis wur­de auf­ge­löst. Bei den natio­na­len Wah­len 2022 erhielt Che­ga dann schon 7,2 Pro­zent der Stim­men und zog mit 12 Abge­ord­ne­ten ins Par­la­ment ein. Bereits im Juli 2020 hat­te sich die Par­tei der rechts­po­pu­li­sti­schen und rechts­extre­men »Euro­pa­par­tei Iden­ti­tät und Demo­kra­tie« ange­schlos­sen. Dar­aus sind nun bei den Par­la­ments­wah­len im Mai mit 22,56 Pro­zent der Stim­men 58 Par­la­ments­sit­ze geworden.

Nach die­ser Wahl fällt in Por­tu­gal das Urteil »Erd­be­ben«. Der Che­ga-Vor­sit­zen­de André Ven­tura jubelt: »Wir haben das Zwei­par­tei­en­sy­stem getö­tet.« Seit dem demo­kra­ti­schen Neu­be­ginn nach der Nel­ken­re­vo­lu­ti­on am 25. April 1974 wech­sel­ten sich die die Sozi­al­den­kra­ten mit den Bür­ger­lich-kon­ser­va­ti­ven im Regie­ren von Por­tu­gal immer ab. Das ist mit der Wahl vom Mai 2025 vorbei.

Über Jahr­zehn­te galt Por­tu­gal in der Erin­ne­rung an die Sala­zar-Dik­ta­tur als immun gegen Rechts­po­pu­li­sti­sche Par­tei­en. Nun hat sich nach Spa­ni­en – hier haben ehe­ma­li­ge Mit­glie­der der Part­ido Popu­lar die rechts­extre­me Par­tei VOX gegrün­det – auch in Por­tu­gal lan­des­weit die rech­te Par­tei Che­ga eta­bliert. Ist Por­tu­gal damit auch vom lin­ken euro­päi­schen Abwärts­trend erfasst? Bröckelt nun das Boll­werk gegen die extre­me Rech­te? Dabei ist Che­ga, trotz der 22,56 Pro­zent Stim­men­an­teil, nicht Gewin­ner der Wahl. Die Par­tei hat bewusst nicht nur auf rechts­po­pu­li­sti­sche Paro­len gesetzt gegen Migran­ten und Roma gesetzt, son­dern auch auf die Rück­be­sin­nung auf tra­di­tio­nel­le Wer­te. Eben­so gelang es der Par­tei, den Strom­aus­fall vor drei Wochen auf der Ibe­ri­schen Halb­in­sel für sich aus­zu­nut­zen. Es gibt eine Mehr­heit aus AD, Che­ga und der Ini­cia­ti­va Libe­ral von 156 Sit­zen in einem Par­la­ment mit 230 Sit­zen. Der Wahl­sie­ger Luís Mon­te­ne­gro von der AD kün­dig­te Gesprä­che mit der Ini­cia­ti­via Libe­ral an, ein Bünd­nis mit der Che­ga lehn­te er ab. So wird es wohl erneut zu einer Min­der­heits­re­gie­rung des AD kommen.

Ob die Brand­mau­er gegen die Che­ga bestehen bleibt, das wer­den die Kom­mu­nal­wah­len im Herbst und die Prä­si­den­ten­wahl im Janu­ar 2026 zeigen.