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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Schulden, Krieg, Inflation

Fast zeit­gleich mit dem am Don­ners­tag, den 18. Sep­tem­ber mit reich­li­cher Ver­spä­tung ver­ab­schie­de­ten Bun­des­haus­halt 2025 haben die par­la­men­ta­ri­schen Bera­tun­gen für den Bun­des­haus­halt 2026 begon­nen. Sie ver­bin­den sich mit der Bera­tung über die mit­tel­fri­sti­ge Finanz­pla­nung, die eine Stei­ge­rung der Rüstungs­aus­ga­ben von jetzt 90 auf 150 Mil­li­ar­den Euro im Jah­re 2029 vor­sieht. Das ist die größ­te deut­sche Auf­rü­stung seit dem Zwei­ten Weltkrieg.

Sowohl dem Welt­krieg I als auch dem Welt­krieg II folg­te ein Zusam­men­bruch der dama­li­gen deut­schen Wäh­run­gen. Sie erfolg­te im ersten Fall durch eine Infla­ti­on, in der Mil­lio­nen Men­schen zu hun­gern­den Reichs­mark-Mil­li­ar­dä­ren wur­den, und im zwei­ten Fall durch eine Tota­l­ent­wer­tung der Geld­schei­ne und ihre mas­sen­haf­te Erset­zung durch Ziga­ret­ten oder noch vor­sint­flut­li­che­re Tausch­mit­tel. Die­se Ver­knüp­fung von Krieg und Infla­ti­on liegt dar­in, dass Krie­ge so ziem­lich das teu­er­ste sind, was sich Staa­ten vor­neh­men kön­nen. Aus lau­fen­den Steu­er­ein­nah­men sind sie schon in ihrer Vor­be­rei­tungs­pha­se nicht zu finan­zie­ren. Also wer­den sie – wie vor 1914 und vor 1939 auch jetzt wie­der – auf Pump finan­ziert. Dar­an ändert auch die Ein­bet­tung der deut­schen Kriegs­vor­be­rei­tung in den Euro-Wäh­rungs­raum nichts. Sie macht die kom­men­den Aus­wir­kun­gen auf den Wert des Gel­des nur noch umfas­sen­der. Das wis­sen auch die Kriegs­ein­peit­scher. Unter der Über­schrift »Der Schul­den­kon­ti­nent« hat die FAZ am 12. Sep­tem­ber dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die deut­sche Kriegs­kre­dit-Poli­tik (auch wenn das Blatt die­ses Wort in ihrem Gift­schrank hält) die deut­sche Staats­schul­den­quo­te »mit­tel­fri­stig von der­zeit gut 60 Pro­zent auf min­de­stens 80 Pro­zent des BIP« stei­gern wird. Damit steigt die Ver­schul­dungs­quo­te des gesam­ten Euro-Rau­mes, die bis­her durch die rela­tiv gerin­ge deut­sche Staats­ver­schul­dung gedämpft war, deut­lich an, zumal Frank­reich und Ita­li­en als zweit- und dritt­größ­te Volks­wirt­schaf­ten in die­sem Wäh­rungs­raum schon bei rund 120 Pro­zent Staats­ver­schul­dung lie­gen. In dem letz­ten Absatz des zitier­ten Arti­kels wird zuge­stan­den, wo das enden wird: »Wäre die EZB aber am Ende zu mone­tä­rer Staats­fi­nan­zie­rung gezwun­gen, mün­det das fast sicher in Inflation.«

Jeder, der histo­risch so eini­ger­ma­ßen bele­sen ist, weiß: Klei­ne Krie­ge füh­ren zu klei­nen Infla­tio­nen, gro­ße zu gro­ßen. Der noch – ver­gli­chen mit Welt­krieg I und II – klei­ne Krieg gegen Russ­land treibt die Prei­se schon jetzt, auch wenn das The­ma »Infla­ti­on« sorg­sam aus den Schlag­zei­len gro­ßer Medi­en her­aus­ge­hal­ten wird. Ver­schwun­den ist es damit aus den Geld­bör­sen vor allem derer, die einen Groß­teil ihres Bud­gets für Lebens­mit­tel ver­wen­den, nicht. Das Sta­ti­sti­sche Bun­des­amt hat am 29. August mit­ge­teilt, dass die Infla­ti­on wie­der auf 2,2 Pro­zent gestie­gen sei. Zwar sei der Preis für Öl und Ben­zin gesun­ken, der für Lebens­mit­tel aber gestie­gen: Toma­ten plus 26,9 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr, Gur­ken plus 30,2 Pro­zent, Möh­ren plus 22,2 Pro­zent, Kar­tof­feln plus 21,3 Pro­zent. Wer sich das Leben ange­sichts die­ser her­ben Teue­run­gen ver­sü­ßen will, muss auch tie­fer in die Taschen grei­fen – Obst ist im Preis um 9,6 Pro­zent gestie­gen und Scho­ko­la­de um 23,8 Pro­zent. Die Preis­wel­le bei land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ten hat mit der Sank­ti­ons­po­li­tik gegen­über gün­sti­gem rus­si­schem Gas zu tun. Dün­ge­mit­tel und der ener­gie­in­ten­si­ve Treib­haus­an­bau trei­ben die Prei­se für Pro­duk­te wie Kar­tof­feln und Toma­ten nach oben. Das Leben für brei­te Volks­schich­ten wird damit schon in der jet­zi­gen Vor­kriegs­pha­se spür­bar teu­rer. Wird der Kurs in den Krieg nicht gestoppt, wird die­ser Trab der Prei­se bald in Galopp über­ge­hen – bis der zer­schun­de­ne Gaul dann wie schon zwei­mal im Gra­ben lan­det und die Wäh­rung, in der sich die­ses Land auf den drit­ten Krieg gegen Russ­land vor­be­rei­tet, unter sich begräbt.