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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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We Refugees

»Vor allem mögen wir es nicht, wenn man uns »Flücht­lin­ge« nennt. Wir selbst bezeich­nen uns als »Neu­an­kömm­lin­ge« oder als »Ein­wan­de­rer«. (…) Als Flücht­ling hat­te bis­lang gegol­ten, wer auf­grund sei­ner Taten oder sei­ner poli­ti­schen Anschau­un­gen gezwun­gen war, Zuflucht zu suchen. Es stimmt, auch wir muss­ten Zuflucht suchen, aber wir hat­ten vor­her nichts began­gen, und die mei­sten unter uns heg­ten nicht ein­mal im Traum irgend­wel­che radi­ka­len poli­ti­schen Auf­fas­sun­gen. Mit uns hat sich die Bedeu­tung des Begriffs »Flücht­ling« gewan­delt. »Flücht­lin­ge« sind heut­zu­ta­ge jene unter uns, die das Pech hat­ten, mit­tel­los in einem neu­en Land anzu­kom­men, und auf die Hil­fe des Flücht­lings­ko­mi­tees ange­wie­sen waren.«
 

Aus: Wir Flücht­lin­ge (deutsch­spra­chi­ge Fas­sung erst­mals 1986), im eng­li­schen Ori­gi­nal We Refu­gees, Essay von Han­nah Are­ndt über das poli­ti­sche Selbst­ver­ständ­nis von Flücht­lin­gen, den sie 1943 in der jüdi­schen Zeit­schrift The Meno­rah Jour­nal publizierte.

 

Ausgabe 15.16/2025