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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Weltoffene »Grüne«

Frank­furt am Main hat ca. 770.000 Ein­woh­ner. Das Frank­fur­ter »Nor­dend« mit sei­nen etwa 54.000 Ein­woh­nern ist ein ange­sag­tes Vier­tel, das in nörd­li­cher Rich­tung unmit­tel­bar an den Innen­stadt­kern angrenzt. Das Durch­schnitts­al­ter der Men­schen dort beträgt ca. 42 Jah­re. Der Stadt­teil ist ver­kehrs­tech­nisch (durch U-Bahn­ver­bin­dun­gen etc.) bestens erschlos­sen und ange­bun­den. Wohn­ten in den sieb­zi­ger Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts dort noch vie­le alte Men­schen, »Gast­ar­bei­ter« und Stu­den­ten (bei einer Ein­woh­ner­zahl von 60.400 im Jah­re 1980) ist das Vier­tel heu­te weit­ge­hend gen­tri­fi­ziert. Die Stu­den­ten von damals haben sich ein­ge­kauft; viel Wohn­raum wur­de in Eigen­tums­woh­nun­gen umge­wan­delt und die Pro-Kopf-Wohn­flä­che ist signi­fi­kant angestiegen.

Es wun­dert von daher nicht, dass der Anteil der Grü­nen-Wäh­ler­schaft auch 2025 auf hohem Niveau zwi­schen ca. 30-35 Pro­zent im Nor­dend vari­iert. Die Grü­nen sind vor der SPD dort die stärk­ste Partei.

Etwa 5.200 (von den ca. 9.400 Flücht­lin­gen in Frank­furt am Main) Geflüch­te­te leben in rund 100 Über­gangs­un­ter­künf­ten und Hotels. Im Nor­dend gibt es der­zeit jedoch nur eine ein­zi­ge Unter­kunft, was wohl dem Umstand hoher und höch­ster Miet­prei­se im Nor­dend geschul­det ist – und natür­lich einer bis­her wirk­sa­men nicht­öf­fent­li­chen »Abwehr«.

Die Stadt plant jetzt aber ein Flücht­lings­haus im Frank­fur­ter Nor­dend, und die Wel­len der Empö­rung schla­gen hoch. Dies lässt sich auch Arti­keln der Frank­fur­ter Rund­schau und der Frank­fur­ter Neu­en Pres­se entnehmen.

Das Objekt »Hom­bur­ger Land­stra­ße 5« soll Ende 2027 fer­tig­ge­stellt sein, es befin­det sich dann vis a vis der »Fried­ber­ger War­te« und damit eher im Rand­be­reich des Frank­fur­ter Nor­den­ds und nicht in den begehr­ten Tei­len des Vier­tels. Die »Stab­stel­le Unter­brin­gungs­ma­nage­ment und Geflüch­te­te« beim Magi­strat der Stadt Frank­furt am Main infor­mier­te im Juli 2025: So sol­le die Unter­kunft mit bis zu 260 Per­so­nen belegt wer­den. Die »Stabs­stel­le« betont: »In der Unter­kunft wer­den Geflüch­te­te und Men­schen aus Frank­furt leben, die von Woh­nungs­lo­sig­keit bedroht sind bzw. ihre Woh­nung ver­lo­ren haben (kei­ne Obdach­lo­sen).« Betrei­ber wird das »Deut­sche Rote Kreuz (DRK)« sein, »wel­ches in Frank­furt schon seit vie­len Jah­ren ver­schie­de­ne Unter­künf­te betreibt.«

Eine Debat­te über das geplan­te Flücht­lings­heim im Orts­bei­rat 3 (kom­mu­na­le Ver­tre­tung des Nor­den­ds) führ­te zu hef­ti­gen Reak­tio­nen anwe­sen­der Bür­ger, wie die FR am 27.05.2025 berich­te­te. »Wir füh­len uns nicht mit­ge­nom­men«, sag­te ein Anwoh­ner – und frag­te, ob »die Sozi­al­ver­träg­lich­keit« der Ein­rich­tung geprüft wor­den sei und »der Ein­fluss auf die Kin­der«, die im Umfeld wohn­ten. Das Grund­stück sei zu klein für so vie­le Men­schen, sag­te eine Frau. Ein ande­rer Anwoh­ner wur­de direk­ter: »Gibt es eine Chan­ce, das Bau­vor­ha­ben zu stop­pen?«, frag­te er. Eine Frau sag­te, sie sor­ge sich um die Sicher­heit ihrer Kinder.

Die Orts­bei­rä­tin Mar­ti­na van Holst für »Die Lin­ke« beklag­te in die­sem Kon­text »eine frem­den­feind­li­che Stim­mung«, und Man­fred Zier­an von »Öko­linx« befür­wor­te­te die geplan­te Unter­kunft und stell­te klar, dass die­je­ni­gen Kri­mi­nel­le sei­en, die gegen Unter­künf­te von Flücht­lin­gen vor­gin­gen. Die­se Aus­sa­gen sorg­ten für »Empö­rung im Publi­kum«. Der FDP-Mann warf den bei­den Links­par­la­men­ta­ri­ern vor: »Sie ver­gif­ten den Diskurs.«

Mit Span­nung dürf­te des­halb der Wei­ter­gang der Dis­kus­si­on in die­ser »grü­nen Hoch­burg« zu ver­fol­gen sein.