Ossietzky-Signet

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Abschied

Thomas Bachmann  

Kehrseite

Wie geduckt sie doch her­um­lau­fen, wie angstvoll doch die Wüstensöhne deut­sche Regeln halten wol­len und bei jedem neu­en Fall von Mord noch ein wenig kleiner wer­den, schattengleich und dünn, es lässt dies Maß sie hier nicht leben Kin­der machen, älter wer­den und vielleicht Gedich­te schreiben, es lässt dies Maß den Bru­der nicht zum Bruder den Bäcker nicht zum Bäcker den Schu­ster […]

Ein alter Gedanke

So oft sind das Gute und das Schlechte das Hohe und das Niedere das Schö­ne und das Hässliche so nahe beieinander gehen so inein­an­der über sind gleich­zei­tig beides dass, wenn du denkst, es ganz selbstverständlich unter­schei­den zu können du ein ziem­li­cher Narr sein musst.   Tho­mas Bach­mann »Übers Jahr III. Lie­der und Gedich­te 2021 bis 2023«, Ver­lag am […]

Frieden

Still liegt der Hof unter Sonne und himmelblau ein paar Vögel sin­gen den Frühling gemüt­lich aufgeregt irgendwo plap­pert ein Kind sehr interessiert auf der Wiese ste­hen Schneeglöckchen die sich natürlich auf Schneeflöckchen rei­men, und irgendwer gegen Zehn läutet die Kir­chen­glocken dazu und ein lau­er Wind spielt mit den Knos­pen der Bäume.

Krieg

Und wie­der wird gestorben ach wie die Helden ein­an­der gleichen und wie das Gift der Schwätzer daheim Feinde in Hirne brennt.

Alles liegt

  unter einem Schatten ein lan­ger Krieg ist näher gerückt und nie­mand mehr spricht ein offe­nes Wort und ver­rä­te­risch liegen die Stra­ßen der Stadt unter dem Früh­ling mit sei­ner Sonne und die Häuser die so festen Häuser schei­nen durch­sich­tig zu werden von innen heraus wie die Groß­müt­ter, die beim Bäcker ihr Brot kau­fen wie immer und in allen Schat­ten zischelt […]

Abschied

Nun geht es also lang­sam fort das Abendland es welkt dahin.   Nur an den Rändern hier und dort und halb im Nebel ist noch Sinn.   Der Herbst, der Winter sind gekommen und eisig weht es übers Land.   Es hat ein fahler Geist genommen was so viel halbe Jah­re stand.   So flieht dahin nun was begonnen aus sich heraus ins Nirgendwo.   Des […]