»Sly Stone’s Musik war wie die der Beatles und die des Labels Motown zusammengenommen«, sagte einmal der prominente Musiker George Clinton. Und wahrlich: Sly Stone gilt mit seiner Band Sly & the Family Stone als einer der wichtigsten Musiker der späten 1960er und frühen 1970er Jahre. Sein Einfluss auf andere Künstler und Bands wie Stevie Wonder, Michael Jackson, Outcast, Prince, Red Hot Chili Peppers sowie Jazzer wie Miles Davis und Herbie Hancock ist riesig. Viele Hip-Hop-Künstler haben auch seine Riffs gesampelt. Das Album »There’s a Riot Goin’ On«, eine Reflektion der Bürgerrechtskämpfe der Afroamerikaner, gilt als eines der großartigsten des 20. Jahrhunderts.
Am 9. Juni ist Sly Stone im Alter von 82 Jahren in Los Angeles an der Lungenkrankheit COPD sowie anderen Beschwerden gestorben. Seine Familie veröffentlichte ein Statement: »Er war eine monumentale Figur, ein bahnbrechender Innovator und ein wahrer Pionier, der Pop, Funk und Rock neu definierte.« Und Mike Scott von den britischen Waterboys erklärte: »Danke für all die Inspiration, für die neuen Wege, die du gegangen bist und dafür, dass du das frechste und funkigste Lebewesen auf der Erde warst.« Zu den bekanntesten Songs von Sly & the Family Stone gehören »Everyday People«, »Dance to the Music«, »I Want to Take You Higher«, »Family Affair« oder »Hot Fun in the Summertime«.
Sylvester Stewart wurde am 15. März 1943 in Denton, Texas in eine christliche, afroamerikanische Familie geboren und wuchs in San Francisco auf, wo er bereits als Junge zusammen mit drei Geschwistern das Gospel-Quartett »The Stewart Four« formierte. Bald konnte das Wunderkind Piano, Gitarre, Bass und Drums spielen. Als junger Mann arbeitete er in San Francisco als Produzent bei einem Plattenlabel und als Radio-DJ bei zwei Stationen für Afroamerikaner, wobei er sowohl schwarze als auch weiße Musik spielte. 1966 vereinigte er seine eigene Band mit der seines Bruders Freddie und gründete Sly & the Family Stone, die sowohl aus Frauen und Männern als auch aus schwarzen wie weißen Musikern bestand, damals ein wichtiges Statement! Sie mischten R&B, Soul und Gospel Musik, vereinten Funk und psychedelischen Rock ’n’ Roll. 1968 hatten sie mit dem Hit »Dance to the Music« und dem gleichnamigen Album einen ersten Durchbruch, der mit ihrem übernächsten Album »Stand! « (1969) – mit drei Millionen verkauften LPs – und ihrem Auftritt in Woodstock vollends durchschlug. In den 1970ern begannen allerdings langsam erste Auflösungserscheinungen, vor allem der vielen genommenen Drogen geschuldet. Das Meisterwerk »There’s a Riot Goin’ On« (1971) nahm Stone dann schon fast allein auf, zusammen mit einer Drum Maschine, damals eine der ersten! Es folgten die Alben »Fresh« (1973) und »Small Talk« (1974). Der Musiker Questlove zu diesen Veröffentlichungen: »Sly malte ein sehr dunkles, lyrisches, paranoides Ding – fast in jeder Platte, aber alles klingt so fröhlich.« Bei einer Show 1974 im New Yorker Madison Square Garden heiratete er spektakulär vor 20 000 Zuschauern, doch ein paar Monate später war die Band am Ende und die Ehe zwei Jahre später ebenso. Veröffentlichte Solo-Alben hatten wenig Erfolg.
In den 1980ern wurde Stone immer erratischer, zog sich in sein Haus zurück, erschien oft nicht zu seinen Konzerten und wurde mehrmals wegen Drogen-Besitz und Fahren unter Drogeneinfluss verhaftet. 2007 ging er nochmals mit Sly & the Family Stone auf Tour, jedoch wenig überzeugend. 2009 wurde gemeldet, dass er verarmt sei und in einem Wohnwagen in Los Angeles lebe. 2011 veröffentlichte er sein letztes Album »I’m Back! Family & Friends«, vor allem mit neu eingespielten alten Songs sowie lediglich drei bisher unveröffentlichten Liedern.
Am Ende seiner Autobiografie (2023) fragt er sich selbst, ob es etwas gibt, was die Leute von seinem Leben nehmen könnten, und antwortet: »Die Musik, nur die Musik.«