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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Rüstung und BlackRock

Vie­le Men­schen nicht nur in Euro­pa fra­gen sich immer drän­gen­der, war­um die west­li­chen Regie­run­gen sich nicht – z. B. im Namen der Men­schen­rech­te – dafür ein­set­zen, dass das end­los schei­nen­de Mas­sa­ker an der palä­sti­nen­si­schen Zivil­be­völ­ke­rung been­det wird. For­de­run­gen der letz­ten Biden-Regie­rung nach Mil­de­rung der Angrif­fe auf Gaza erwie­sen sich sofort als sinn­los und leer, weil die mili­tä­ri­sche und finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Regie­rung Isra­els unge­bro­chen fort­ge­setzt wurde.

Nor­man Paech hat kürz­lich in sei­nem Bei­trag über Hin­ter­grund und Fol­gen des Hamas-Angriffs vom 7. Okto­ber 2023 (Ossietzky 6/​25) anhand der Stu­die von Jac­ques Baud (»Die Nie­der­la­ge des Sie­gers«) noch ein­mal auf die geo­po­li­ti­schen Inter­es­sen der USA hin­ge­wie­sen und auf­ge­zeigt, wie ein öko­no­misch und mili­tä­risch star­kes Isra­el als Boll­werk gegen die US-Geg­ner im Nahen Osten auf­ge­baut wur­de und wird, inzwi­schen auch in der Per­spek­ti­ve einer künf­ti­gen mili­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit Chi­na. Die­se enge stra­te­gi­sche Alli­anz wird nun vom neu­en Trump-Regime unver­hüllt fort­ge­setzt. Isra­el kann unge­straft den Liba­non, Syri­en, den Jemen, inzwi­schen fai­led sta­tes der Regi­on, ein­fach bom­bar­die­ren, wie z. B. am 26. Okto­ber, als Isra­els F35-Bom­ber an nur einem Tag sogar 80 Pro­zent der ira­ni­schen Luft­ab­wehr zer­stör­ten, ohne dass sich nen­nens­wer­ter Wider­spruch im Westen regte.

Unge­ach­tet des Bruchs aller Men­schen­rech­te soll ein israe­li­scher Plan zur Ver­trei­bung aller Palä­sti­nen­ser, auch aus den inzwi­schen zuneh­mend von israe­li­schen Sied­lern okku­pier­ten Gebie­ten zwi­schen Meer und Jor­dan, durch­ge­führt wer­den – als »frei­wil­li­ge Emi­gra­ti­on« in Nach­bar­län­der oder wei­ter nach Afri­ka –, bis hin zu Trumps obszö­nen Fan­ta­sien einer von Palä­sti­nen­sern ent­leer­ten Gaza-Rivie­ra für seinesgleichen …

Ein Arti­kel von Alber­to Negri in der römi­schen Tages­zei­tung il mani­festo vom 25. März bie­tet Hin­wei­se dar­auf, wes­halb kei­ne ver­ant­wort­li­che poli­ti­sche Kraft in Euro­pa gegen all das inter­ve­niert. Der lang­er­fah­re­ne Kriegs­be­richt­erstat­ter beschreibt dar­in den gemein­sa­men mili­tä­risch-indu­stri­el­len Kom­plex, für des­sen Auf­bau die USA seit den 50er Jah­ren weit über 260 Mrd. Dol­lar an Isra­el zahl­ten. Der klei­ne Staat Isra­el wur­de durch die­se Inve­sti­tio­nen über Jahr­zehn­te nicht nur zu einem gro­ßen Rüstungs­expor­teur auf­ge­baut und steht an 9. Stel­le in der Welt­sta­ti­stik – mit sei­ner Bevöl­ke­rungs­zahl ran­giert es welt­weit auf Rang 97 –, son­dern ist auch einer der größ­ten Kun­den der US-Rüstungs­kon­zer­ne wie Boe­ing, Gene­ral Dyna­mics oder Lock­heed Mar­tin. Der Staat exi­stiert nur in enger Abhän­gig­keit vom mili­tär-indu­stri­el­len Kom­plex der USA, und hin­ter die­sem steht seit lan­gem eine glo­bal agie­ren­de Finanz­struk­tur der gro­ßen Invest­ment­fonds, der als Big Three bekann­ten Black­Rock, Van­guard, Sta­te Street, die über ihre welt­weit gestreu­ten Akti­en­pa­ke­te die gesam­te Mili­tär- und Cyber­in­du­strie kon­trol­lie­ren und an jedem Bom­ber und jeder Bom­be ver­die­nen. 2024 erfolg­ten 70 Pro­zent der Flü­ge aus Isra­el zur Aus­spä­hung der Bom­ben­zie­le in Gaza und Liba­non mit ame­ri­ka­ni­schen und bri­ti­schen Flugzeugen.

Der austra­li­sche Pulit­zer-Preis­trä­ger Ant­o­ny Loe­wen­stein schreibt in sei­nem kürz­lich auf Ita­lie­nisch erschie­ne­nen Buch »Labo­ra­to­rio Pal­e­sti­na«, dass ja vie­le Län­der Waf­fen her­stel­len, aber dass Isra­el sich aus­zeich­net durch sei­nen ein­zig­ar­ti­gen »Mix aus Waf­fen und diver­sen Über­wa­chungs-Tech­no­lo­gien, die eine kom­ple­xe Inte­gra­ti­on ermög­li­chen zur kom­plet­ten Kon­trol­le von ›schwie­ri­gen‹ Bevöl­ke­run­gen, basie­rend auf lang­jäh­ri­ger Erfah­rung in Palä­sti­na«. Eben dar­in besteht dem­nach die Bedeu­tung der nicht abrei­ßen­den mili­tä­ri­schen Inter­ven­tio­nen: Gaza und das West­jor­dan­land sind auch Ver­suchs­la­bo­ra­to­ri­en für neue High­tech-Waf­fen und KI-Syste­me, die Isra­el dann in den Rest der Welt expor­tiert. Und mit die­ser Indu­strie sind alle wesent­li­chen Staa­ten Euro­pas ver­bun­den – über die Isra­el Inno­va­ti­on Aut­ho­ri­ty – die For­schung mit Stellan­tis (Ex-Fiat), Enel, Leo­nar­do und Start-ups im High­tech-Sek­tor ermög­licht, um nur die wich­tig­sten aus Ita­li­en zu nennen.

Über allem schwe­ben Black­Rock und Co., deren fata­ler Rol­le im System Wer­ner Rüge­mer soeben ein schma­les Bänd­chen gewid­met hat mit dem lan­gen Titel: »Black­Rock Ger­ma­ny. Die heim­li­che Welt­macht, ihre Prak­ti­ken in Deutsch­land und Fried­rich Merz«. Rüge­mer forscht seit lan­gem zu die­sen »Kapi­ta­li­sten des 21. Jahr­hun­derts« und hat auf 112 Sei­ten noch ein­mal die wich­tig­sten Kri­tik­punk­te am »füh­ren­den Kapi­tal­or­ga­ni­sa­tor des gan­zen US-geführ­ten Kapi­ta­lis­mus« dar­ge­legt, der sei­nen Groß­ak­tio­nä­ren Anony­mi­tät und Steu­er­flucht ermöglicht.

Nach eige­nen Anga­ben anläss­lich sei­nes 30-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums 2024 »opti­miert Black­Rock in Deutsch­land ein pri­va­tes, steu­er­flüch­ten­des Ver­mö­gen in Höhe von 270 Mrd. €«. Hier ope­riert das Unter­neh­men zwar seit 1994, ist aber erst seit 2022 ins Lob­by­re­gi­ster des Bun­des­tags ein­ge­tra­gen. Schon vor­her war Black­Rock ein wich­ti­ger Akteur beim Aus­ver­kauf deut­scher Mit­tel­stand­un­ter­neh­men an US-Heu­schrecken (dank Agen­da 2010), bei der Ban­ken­ret­tung 2007/​8, bei der Erpres­sung Grie­chen­lands 2015 und ver­fügt über ein viel­ge­stal­ti­ges Herr­schafts-Instru­men­ta­ri­um und ent­spre­chen­des Per­so­nal auf vie­len Ebe­nen in Poli­tik, Medi­en, Uni­ver­si­tä­ten, Mini­ste­ri­en, Stif­tun­gen usw. Am Young-Lea­ders-Pro­gramm des WEF (World Eco­no­mic Forum), in des­sen Lei­tungs­gre­mi­um Black­Rock-Grün­der Lar­ry Fink sitzt, nah­men in ihren jun­gen Jah­ren u.a. Emma­nu­el Macron, Tony Blair, Justin Tru­deau teil – aus Deutsch­land Ange­la Mer­kel, Olaf Scholz, Anna­le­na Baer­bock, Mar­kus Söder, Jens Spahn und Karl Lauterbach.

Fried­rich Merz wur­de erst 2016 Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der Black­Rock Deutsch­land AG. Er ver­trat damals längst über sei­ne US-Wirt­schafts­kanz­lei die Inter­es­sen von Pri­va­te Equi­ty-Inve­sto­ren und hat­te 2008 bereits sein Buch: »Mehr Kapi­ta­lis­mus wagen« vor­ge­legt, in dem er sich u. a. für den Rück­zug der Gewerk­schaf­ten aus den Betrie­ben und gegen Min­dest­löh­ne, für Pri­va­ti­sie­rung der Sozi­al­ver­si­che­run­gen und Akti­en­ren­ten nach Black­Rock-Kon­zept aus­ge­spro­chen hatte.

Nun wird Merz zum neu­en Kanz­ler der Bun­des­re­pu­blik mit »neu­er Füh­rungs­rol­le« in Euro­pa. Der die Ukrai­ne belie­fern­de deut­sche Rüstungs­kon­zern Rhein­me­tall, des­sen Bör­sen­wert stieg und steigt, wur­de von Black­Rock qua Akti­en­mehr­heit über­nom­men – wie auch die Staats­an­lei­hen der inzwi­schen völ­lig über­schul­de­ten Ukrai­ne, die damit in US-Hand sind und die Kon­trol­le über die Res­sour­cen sichern, die Donald Trump jetzt ein­for­dert. Für den geplan­ten ›Wie­der­auf­bau‹ der Ukrai­ne wur­de Black­Rock schon 2022 als Koor­di­na­tor ernannt. »Die Gewin­ne der Black­Rock-Kun­den für den ›Wie­der­auf­bau‹ wer­den umso höher sein, je mehr vor­her pro­fi­ta­bel zer­stört wird«, fol­gert Rüge­mer, und vor die­sem Hin­ter­grund schließt sich auch der Black­Rock-Kreis zwi­schen Ukrai­ne und Isra­el. Die täg­lich zuneh­men­de Bedro­hungs­pro­pa­gan­da in der neu­en Black­Rock-Repu­blik Deutsch­land und die aus­ste­hen­den Rüstungs-Mil­li­ar­den wer­den dadurch wohl erklär­ba­rer, aber nicht akzeptabel.

Dage­gen gab es bis­her Wider­stand durch »Black­Rock-Tri­bu­na­le«, zuletzt am 7. Febru­ar 2025 im IG-Metall-Haus, Ber­lin. Titel: »Black­Rock im Kanz­ler­amt«, sie­he www.blackrocktribunal.de.