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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Schmuddelkinder

Fünf­und­sech­zig ward ihm Ade­nau­ers Käfig
in Zelt und Sing­ge­la­gen selbst: zu eng
Die Herr­schaft mach­te wie­der mal auf ewig
Und hat­te sich dafür auch alte Dich­ter umgehängt
die kün­de­ten, in Zucht und Vers­maß streng,

dass Hel­den gro­ßer Ein­sam­keit Hun­ger nicht kennt
dazu boten die Schla­ger aus­ge­koch­te Her­zen feil
(noch war im Moder tief ver­staut das Wört­chen »geil«)
Deutsch­leh­rern, die dik­tier­ten: Ril­ke, Benn,
stank›s noch aus Ach­sel­höh­len woh­lig nach »Sieg Heil«

Da ist er vom Vor­über­gehn der Stäbe
so wach gewor­den, dass ihn nichts mehr hält
Er sang – als ob es tau­send Stä­be gäbe
und hin­ter tau­send Stä­ben eine and­re Welt -
ließ Schlamm­fi­gu­ren tan­zen vor dem Bühnenzelt

Ein Gan­zes, Neu­es schim­mer­te in Spiegelsplittern,
erfasst in ›ner Bal­la­de – Echo von vielen
das unterm Anstand tief Ver­krümm­te aufzuwühlen
den Ade­nau­er-Käfig zu erschüttern
beim Mit-den-Schmuddelkindern-Spielen

Auf­hor­chen lief durch Jäger und Gejagte
durch Meckern und Geblök´ – ein Innehalten
Ver­dutz­te frag­ten: ist denn das Gesagte
nicht auf­zu­hal­ten? Und: was sind das für Gestalten?
Ein neu­es Lied war da am Start
Ali­ce im Wun­der­land traf Degenhardt

Franz Josef Degen­hardt ver­öf­fent­lich­te 1965 die Bal­la­de »Spiel nicht mit den Schmud­del­kin­dern« auf dem 2. Burg-Wal­deck-Festi­val und auf einer Poly­dor-Schall­plat­te; Auf­takt zu Kanz­ler Erhards Sturz und zur Protestbewegung.