Fünfundsechzig ward ihm Adenauers Käfig
in Zelt und Singgelagen selbst: zu eng
Die Herrschaft machte wieder mal auf ewig
Und hatte sich dafür auch alte Dichter umgehängt
die kündeten, in Zucht und Versmaß streng,
dass Helden großer Einsamkeit Hunger nicht kennt
dazu boten die Schlager ausgekochte Herzen feil
(noch war im Moder tief verstaut das Wörtchen »geil«)
Deutschlehrern, die diktierten: Rilke, Benn,
stank›s noch aus Achselhöhlen wohlig nach »Sieg Heil«
Da ist er vom Vorübergehn der Stäbe
so wach geworden, dass ihn nichts mehr hält
Er sang – als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben eine andre Welt -
ließ Schlammfiguren tanzen vor dem Bühnenzelt
Ein Ganzes, Neues schimmerte in Spiegelsplittern,
erfasst in ›ner Ballade – Echo von vielen
das unterm Anstand tief Verkrümmte aufzuwühlen
den Adenauer-Käfig zu erschüttern
beim Mit-den-Schmuddelkindern-Spielen
Aufhorchen lief durch Jäger und Gejagte
durch Meckern und Geblök´ – ein Innehalten
Verdutzte fragten: ist denn das Gesagte
nicht aufzuhalten? Und: was sind das für Gestalten?
Ein neues Lied war da am Start
Alice im Wunderland traf Degenhardt
Franz Josef Degenhardt veröffentlichte 1965 die Ballade »Spiel nicht mit den Schmuddelkindern« auf dem 2. Burg-Waldeck-Festival und auf einer Polydor-Schallplatte; Auftakt zu Kanzler Erhards Sturz und zur Protestbewegung.