- Juli 2025: Im ZDF sehe ich im »Länderspiegel« einen Beitrag über das »Friedensdorf International« mit Sitz in Oberhausen/Dinslaken. Die Hilfsorganisation hilft seit 1967 kranken oder schwer verletzten Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten durch medizinische Behandlungen. Für die Einzelfallhilfe werden die Kinder nach Deutschland geholt und in einem der zahlreichen kooperierenden europäischen Krankenhäuser kostenlos behandelt. Es folgt eine Reha im Friedensdorf Oberhausen, bevor die Kinder in ihre Heimat zurückkehren. Etwa eintausend Kinder pro Jahr werden von der Einrichtung betreut, das heißt aufgenommen und wieder in ihre Heimat gebracht. Die Haupteinsatzländer sind heute Angola und Afghanistan.
Der Beitrag geht zu Herzen. Welches Leiden haben diese Kinder schon hinter sich. Sie sind zum Teil schwer verletzt oder gar verstümmelt. Viele von ihnen sind zum wiederholten Mal in Deutschland, um zum Beispiel eine Gesichtsrekonstruktion, die Operationen zerfetzter Beine oder die Behandlung einer Knochenentzündung Schritt für Schritt durchzuführen und eine Nachbetreuung möglich zu machen. Die Bilder im Fernsehen zeigen die Kinder während ihrer Reha im Friedensdorf. Ein kleines Mädchen hat nur noch ein Auge und einen halben Mund, ein anderes Kind kann nach mehreren Operationen an den Beinen endlich wieder auf Krücken gehen, das nächste Kind, noch sehr jung, kämpft mit dem Rollstuhl. Trotz aller körperlicher und seelischer Wunden spielen sie fröhlich, werfen sich ihren Betreuern in die Arme, freuen sich über die gemeinsamen Ausflüge. Hier blühen sie auf, hier können sie endlich Kind sein. Hier können sie lachen.
Manche Kinder erzählen, wie sehr sie sich aber auch auf die Rückkehr in die Heimat, zu ihren Eltern freuen. Andere sagen, dass sie das Friedendorf und die Mitarbeiter sehr vermissen werden. Die Rückkehr in die Heimat heißt auch die Rückkehr in große Armut, in gewalttätige Konflikte, zur erneuten Bedrohung durch Landminen.
Der ZDF-Beitrag ist ein guter Film über ein großartiges Projekt. Doch ein Satz hat mir einen regelrechten Schlag versetzt: Ein Satz, der offensichtlich zur Beruhigung der Zuschauer gedacht war: Selbst die kleinsten Kinder, musste ich erfahren, dürfen nicht von ihren Eltern begleitet werden – damit sie nicht auf die Idee kommen, Asyl zu beantragen.