Tatsächlich
Das Wort wird neuerdings häufig gebraucht von Fernsehjournalisten und ihren Kolleginnen. Natürlich auch von deren Gesprächspartnern. »Tatsächlich haben wir in NN noch Spuren des Osterfestes entdeckt.« Eine Studentin: »Tatsächlich kreieren wir die Mode für diese Klientel.« Am Telefon höre ich: »Tatsächlich haben wir versucht, Sie zu erreichen.« Es scheint, als sei die Bekräftigung, dass sich etwas so und so verhält oder sich ereignet hat, zwingend. Wir müssen uns dessen, was wir sagen, offenbar dauernd selbst versichern. Vielleicht beenden darum auch so viele ihre Sätze mit: »Und ja!« Verwenden wir »tatsächlich«, muss das Wort aber den Satz einleiten, um zu wirken.
Resilient und vulnerabel
Diese Wörter tauchten mit der Corona-Pandemie auf und verbreiteten sich mit der Geschwindigkeit von deren Erregern – und mutierten wie diese. Inzwischen ist man in fast allen Bereichen der Gesellschaft resilient oder noch nicht ausreichend resilient, wie etwa auf militärischem Gebiet, wie dauernd versichert wird. In der Corona-Zeit mussten zuerst die vulnerablen Gruppen geimpft werden, jetzt haben vulnerable Personen die Chance, trotz verschärfter Grenzkontrollen einreisen zu dürfen. Nun müssten wir die Vulnerablen nur noch resilienter machen.
Gern
»Kommen Sie gern vorbei, um Ihren Auftrag abzuholen.« »Rufen Sie uns gern an.« Wie schön war es, als ich noch sagen konnte, dass ich dieses und jenes gern oder nicht gern tue, esse oder lasse. Nun gut, dieses Wort hat mit »begehrend« zu tun, nichts Schlechtem also, wiewohl auch die »Gier« zur Familie gehört. Freilich fordern Fußballtrainer von ihren Spielern auch »Gier«, und wenn sie verlieren, war diese nicht groß genug. Aber wie aussagekräftig sind die Wörter, die Johann Christoph Adelung (1732 bis 1806) im Zusammenhang erwähnt: »Tadelgern«, »Trinkgern«, »Habegern«, »Zankgern«, »Spielgern«. Da suche ich mir gern etwas aus. Aber mit »Kommen Sie gern vorbei …«, damit kann man mich gernhaben.
Extrem, absolut, mega
Wer diese Wörter nicht verwendet, beraubt sich wichtiger Ausdrucksmöglichkeiten. Er kann weder sagen, dass die Stimmung in einer Partei oder anderswo angespannt oder schlecht sei, noch kann er seinem Gesprächspartner signalisieren, dass er ganz recht habe und dass man die erzielte Einigung großartig findet. Solche Spracharmut muss nicht sein.