Der bisherige Oberbürgermeister von Dortmund, Thomas Westphal (SPD), war Mayor for Peace, ein Mann der Friedensbewegung. Er hielt die Brandmauer gegen die AfD-Nazis um das »freundliche Gesicht des NS«, Matthias Helferich, stabil und wurde dabei auch vom Stadtrat am 9. Oktober erneut unterstützt. In der Ausländerfrage blieb er bei Merkels »Wir schaffen das«. Doch in der Lokalpresse wurde der OB ständig unsachlich angegriffen – damit ein Mann der Merz-CDU bei der Wahl durchkommt. Der wurde nun in der Stichwahl gewählt und will »Sicherheit und Sauberkeit« sowie mit einem Bettelverbot die Probleme der Stadt lösen.
Zur rechten Berichterstattung der Lensing-Zeitung RuhrNachrichten kam eine Kampagne des Wilo-Milliardärs Jochen Opländer (Wilo ist ein Maschinenbauunternehmen) und des Ex-Chefs von Lensing und jetzigen Wilo-Aufsichtsrats Martin Cremer hinzu. Dieser war zeitweilig parteiloser OB-Kandidat, positionierte sich dann zusammen mit Lensing in der Stichwahl zugunsten des Kandidaten Alexander Kalouti von der Anti-Brandmauer-Partei CDU. Sie steckten Unmengen von Geldern in den Wahlkampf und halfen damit indirekt auch der AfD bei ihrer Verdreifachung der Wählerstimmen. Für das Wirken des Lensing-Opländer-Clans gegen einen Brandmauer-Beschluss des Stadtrats revanchierte sich die AfD mit dem Aufruf für den dann gewählten CDU-Mann Kalouti. In ganz Deutschland jubelten daraufhin Medien über die Beseitigung der »Herzkammer der SPD« nach fast 80 Jahren SPD-Herrschaft in Dortmund.
Der ungewöhnlich hohe AfD-Zuwachs in der Stadt – von 5,5 auf 16,6 Prozent (das sind 18 von 104 Sitzen im Rat, die LINKE hat 8 Sitze) – lässt die Sorge aufkommen, dass nun statt einer SPD-Herzkammer eine AfD-Vorhölle im Ruhrgebiet entsteht. Denn auch die CDU-Bezirksregierung in Arnsberg stellte sich auf die Seite der profaschistischen AfD, indem sie verlangte, dass eine vom Dortmunder Rat mit Mehrheit völlig zu Recht beschlossene Resolution zurückgezogen wird, die vorsieht, keine Anträge zu unterstützen, die nur mit Zustimmung der AfD eine Mehrheit bekommen können. Später setzte die Bezirksregierung noch eins drauf und verlangte, der Personalrat der Stadtwerke solle auch die AfD zu einem Podiumsgespräch zur Kommunalwahl einladen.
In den RuhrNachrichten des Lensing-Verlages erschienen nach der Dortmunder Wahl und vor der Stichwahl zwei Zeitungsseiten zu Gunsten der AfD und eine weitere mit Zustimmung zur Wahl des CDU-Mannes Alexander Kalouti. Da wird die neue AfD-Jugendvereinigung gewürdigt. Eine weitere Seite derselben RuhrNachrichten-Ausgabe wirbt für die Zusammenarbeit mit der AfD im Dortmunder Stadtrat und feuert Breitseiten gegen die »demokratischen Parteien« ab, die bereits in einer Großanzeige Opländers als »Parteien-Kumpanei« bezeichnet worden waren. Das erinnert an die Kampagne der NSDAP für die Abschaffung des Parteiensystems.
Viele Demokraten verharrten in Dortmund noch lange nach der Wahl in Schreckstarre. Lediglich die Bewegung »Dortmund solidarisch« demonstrierte gegen Rechtsaußen. Die VVN-BdA appellierte an die Öffentlichkeit, sich gegen die reichen Förderer der Dortmunder CDU, den »Geldadel« zu stellen und die Brandmauer zu verteidigen. Dass die AfD im NRW-Kommunalwahlkampf die Ausweisung von Millionen Mitbürgern per »Remigration« verlangte, wurde in den Medien verschwiegen. Gegen diese Volksverhetzung der AfD hat die Dortmunder VVN-BdA bei Polizei und Staatsanwaltschaft einen Strafantrag erstattet. Den heuchlerischen Behauptungen der rechten Konservativen, mit dem Schutz der AfD die »demokratische Auseinandersetzung« und die Meinungsfreiheit zu verteidigen, setzten die Antifaschisten die Erkenntnis entgegen: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.