Am 8./9. Mai 1945 mussten die deutschen Streitkräfte bedingungslos kapitulieren. Aber erst am 23. Mai 1945 wurde die letzte von Hitler eingesetzte Regierung unter Admiral Karl Dönitz in Flensburg abgesetzt und verhaftet. Zwei Wochen vorher, in der Nacht zum 9. Mai, hatte in Berlin-Karlshorst in Anwesenheit der Vertreter der Antihitlerkoalition, General Shukow (UdSSR), Tedder (GB). Spaatz (USA) und de Tassigny (Frankreich), der später als Hauptkriegsverbrecher hingerichtete Generalfeldmarschall Keitel die Kapitulationsurkunde unterzeichnet. Der vom deutschen Faschismus und den Kriegsgewinnlern der Großindustrie entfesselte Raub- und Vernichtungskrieg endete mit einer vernichtenden Niederlage des deutschen Imperialismus, der schwerste Verbrechen auf sich geladen hatte. 17 Prozent der polnischen, elf Prozent der jugoslawischen, zehn Prozent der sowjetischen und neun Prozent der deutschen Bevölkerung waren unter den 50 Millionen Toten.
Aus diesen und anderen Staaten stammten auch die sechs Millionen ermordeten Juden und die rund 500.000 getöteten Sinti und Roma. Noch in den letzten fünf Monaten vor dem 8. Mai 1945 waren rund 200.000 Menschen der Gestapo und der Wehrmachtpolizei zum Opfer gefallen, und zwar auf Todesmärschen und in Massakern unter den in- und ausländischen potentiellen Umstürzlern. Der Gestapo-Chef Müller hatte den Grund dieser Kriegsendphasenverbrechen unmissverständlich erklärt: »Wir werden nicht den gleichen Fehler machen, der 1918 begangen wurde. Wir werden unsere innerdeutschen Feinde nicht am Leben lassen.«
In den letzten Wochen vor ihrer Niederlage versuchten die faschistischen Führer noch einmal, die »bolschewistische Gefahr« zu beschwören, um Zeit zu gewinnen. Teile der Naziclique streckten nach Westen die Hände aus, um gegen Osten den Krieg fortsetzen zu können. Zu Hitlers 50. Geburtstag, am 20. April, fand die letzte Zusammenkunft der NS-Führungsspitze im Bunker der Reichskanzlei in Berlin statt. Danach ging Hitler-Stellvertreter Göring mit seinem Stab nach Bayern, SS-Reichsführer Himmler mit dem Großteil der SS-Führung und des Reichs-Sicherheits-Hauptamtes sowie v. Ribbentrop mit seinem Außenministerium nach Schleswig-Holstein. Von dort nahm Himmler Kontakte zu einem Vertreter des jüdischen Weltkongresses auf; er bot die Freigabe jüdischer Häftlinge und die West-Kapitulation an. Himmlers Angebot wird am 27. April von den Westmächten bekanntgegeben. Auch Heeresoberkommandeur General Jodl schlägt den Abzug deutscher Verbände aus dem Westen zum Weiterkämpfen im Osten vor, und Hitler-Sekretär Bormann plant die Vermittlung durch tschechische Industrielle, die die Westalliierten um »Schutz vor den Bolschewisten« bitten sollten. Göring fragt derweil von Bayern aus an, ob er die Führung des Reiches übernehmen soll, was ihm einen Haftbefehl Hitlers einträgt.
Keitel und Jodl müssen das Oberkommando der Wehrmacht nach Rheinsberg und später nach Plön verlegen, während Hitler beschließt, im Berliner Bunker »zu bleiben und dort aus freien Stücken in dem Augenblick den Tod zu wählen, in dem ich glaube, dass der Sitz des Führers und Kanzlers selbst nicht mehr gehalten werden kann«, wie es in seinen letzten Worten heißt. In seinem Testament vom 29. April 1945 preist Hitler das »Opfer unserer Soldaten« als Kraftquell dafür, dass »in der deutschen Geschichte so oder so einmal wieder der Samen aufgehen (wird) zur strahlenden Wiedergeburt der nationalsozialistischen Bewegung und damit zur Verwirklichung einer wahren Volksgemeinschaft«.
Vorher ergingen sich Hitler und Goebbels in Spekulationen über ein Auseinanderbrechen der Antihitlerkoalition in letzter Stunde. Da war Berlin bereits eingeschlossen, und sowjetische Truppen hatten sich an der Elbe zusammengefunden. Hitler ernannte in seinem Testament Admiral Dönitz zum Reichspräsidenten, Goebbels zum Reichskanzler, Hitler-Sekretär Bormann zum Parteiminister. Himmler und Göring werden aus der Partei ausgestoßen. Am 30. April begeht Hitler Selbstmord. Am 1. Mai 1945 stürmen sowjetische Truppen den Reichstag und stehen wenige hundert Meter vor dem Führerbunker, wo auch Goebbels aus dem Leben scheidet. Mit in den Tod genommen werden die Ehefrauen von Hitler und Goebbels sowie dessen Kinder.
In Plön, später Flensburg hatte Dönitz die Amtsgeschäfte Hitlers übernommen, und er erklärte im Tagesbefehl: »Gegen Engländer und Amerikaner muss ich den Krieg soweit und so lange fortsetzen, wie sie mich in der Durchführung des Kampfes gegen die Bolschewisten hindern.« Der Traum der reaktionärsten Militaristen, gemeinsam mit den Westalliierten gegen die Sowjetunion Front machen zu können, erwies sich noch als unerfüllbar. Später hatte Dönitz Einfluss auf die Führung der CDU in Schleswig-Holstein und auf die Bundeswehr, die als Teil der Nato antisowjetisch orientiert wurde.
Das Gebäude der Kapitulation in Berlin-Karlshorst trug bis Februar 2022 den Namen »Deutsch-Russisches Museum«, dann, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, nur noch den Namen »Museum«. Die antirussische Hysterie begann. Derartiges gab es in der Geschichte noch nicht. Seit dem Kriegsende 1945 gab es in der Welt 515 Kriege und bewaffnete Konflikte, von denen 75 bis in die Gegenwart andauern. Es ist nicht bekannt, dass es irgendwann und irgendwo in der Welt Vertretern von in Kriege verwickelten Staaten verboten wurde, an Gedenkveranstaltungen teilzunehmen, die jene ehren, welche die Menschheit von barbarischen Auswüchsen befreiten.