Skip to content

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

Menu
Menu

Albrechts Tochter brennt für Europa

Am letz­ten Juni-Sonn­tag ent­flamm­te als letz­tes Zei­chen ihrer Unfä­hig­keit der Wald um den ver­las­se­nen Trup­pen­übungs­platz Lüb­t­heen. Es soll, so heißt es, Brand­stif­tung gewe­sen sein. Am näch­sten Tag, als der Brand noch nicht sei­nen gewal­ti­gen Flä­chen­fraß von sound­so­viel hun­dert »Fuß­ball­fel­dern« (neu­deut­sche Maß­ein­heit) gefor­dert hat­te, Lüb­t­heen und drei ande­re Dör­fer wur­den gera­de vor dem Ansturm der Flam­men eva­ku­iert, da befand sich die bun­des­deut­sche Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­rin Ursu­la von der Ley­en bereits auf der Flucht nach Euro­pa. Frank­reichs Prä­si­dent Macron hat­te die Uner­wähl­te in Kom­pli­zen­schaft mit dem unga­ri­schen Vor­zugs­de­mo­kra­ten Orbán anstel­le der gewähl­ten euro­päi­schen Spit­zen­kan­di­da­ten zur Füh­re­rin der EU-Kom­mis­si­on erwählt. Ret­tung aus gro­ßer Not.

Die­ses Jahr der größ­te Wald­brand, den es in Meck­len­burg je gab. Letz­tes Jahr bei Meppen ein gewal­ti­ger Moor­brand, der vom 3. Sep­tem­ber bis 10. Okto­ber dau­er­te. Er wur­de auf dem größ­ten Land­schieß­platz Euro­pas durch einen Rake­ten­test von Air­bus Heli­c­op­ters aus­ge­löst. Bei der damals herr­schen­den Hit­ze hät­te schon eine Ziga­ret­ten­kip­pe den­sel­ben Effekt gehabt, den­noch hat­te die Bun­des­wehr leicht­fer­tig erlaubt, auf dem Gelän­de Krieg zu spie­len. 5700 Hel­fer waren an der Bekämp­fung die­ses Brand­ma­nö­vers betei­ligt. Den Geschä­dig­ten wur­den vom Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­ri­um nur 600.000 Euro aus­be­zahlt. Aber von der Ley­en berei­te­te den Bewoh­nern des Ems­lan­des ein Dorf­fest, ent­schul­dig­te sich für den Brand, ver­teil­te Dan­kes­mün­zen an ein paar Hel­fer und ver­sprach Besserung.

Wie lan­ge der dies­jäh­ri­ge Brand auf dem ehe­ma­li­gen Trup­pen­übungs­platz in Meck­len­burg noch glimmt, weiß kei­ner. Aber: »Pau­ken­schlag beim EU-Gip­fel in Brüs­sel. Plötz­lich soll Ursu­la von der Ley­en EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin«. So trom­mel­te und stam­mel­te begei­stert die Nord­west­Zei­tung aus von der Ley­ens nie­der­säch­si­scher Hei­mat. Doch es folg­te ein ver­gif­te­tes Lob: »Einen Bezug zu Euro­pa hat sie ohne­hin schon von Kin­des­bei­nen an: Ihr Vater, der spä­te­re nie­der­säch­si­sche Mini­ster­prä­si­dent Ernst Albrecht (CDU), war zu Grün­dungs­zei­ten der dama­li­gen EWG Kabi­netts­chef des ersten Wett­be­werbs­kom­mis­sars Hans von der Groe­ben und spä­ter Gene­ral­di­rek­tor für Wett­be­werb. Ursu­la Albrecht wur­de des­halb in Brüs­sel gebo­ren und wuchs dort bis zu ihrem 13. Lebens­jahr auf.«

Rich­tig. Der Vater. Zu dem kann sie nichts. Er nahm sie mit, zurück nach Han­no­ver, und dort lernt sie, wie man was wie wer­den kann.

Nie­der­sach­sen 1976: Der belieb­te Mini­ster­prä­si­dent Alfred Kubel, der mit einer knap­pen Mehr­heit aus SPD und FDP regier­te, tritt aus Alter­grün­den zurück. Die Wahl des SPD-Nach­fol­gers scheint sicher. Doch Albrechts CDU kauft beharr­lich ein. Im ersten Wahl­gang erreicht der Mann aus Brüs­sel drei, im zwei­ten vier, und im drit­ten fünf Stim­men Mehr­heit. So wird der Papa Mini­ster­prä­si­dent. Und in die­sem schmud­de­li­gen Milieu ist »Rös­chen« – wie Vater sie nennt – aufgewachsen.

Der neue Regie­rungs­chef Ernst Albrecht hält es in sei­nem pro­gram­ma­ti­schen Buch »Der Staat« für »sitt­lich gebo­ten«, Infor­ma­tio­nen über ein geplan­tes schwe­res Ver­bre­chen »auch durch Fol­ter zu erzwin­gen«. Und hät­te so selbst bei einem schwe­ren Ver­bre­chen eigent­lich in Kala­mi­tä­ten gera­ten müs­sen. Zusam­men mit dem nie­der­säch­si­schen Ver­fas­sungs­schutz prä­sen­tier­te er – erfreu­li­cher­wei­se weni­ger erfolg­reich als die Nazis – sei­nen eige­nen Reichs­tags­brand: das »Cel­ler Loch«, einen selbst insze­nier­ten »Anschlag der RAF«.

Die NWZ: »Von der Polit-Quer­ein­stei­ge­rin in Han­no­ver, zunächst noch pro­te­giert von ihrem Vater Ernst Albrecht, dem lang­jäh­ri­gen Mini­ster­prä­si­den­ten Nie­der­sach­sens, zur Mul­ti-Mini­ste­rin und mög­li­chen Mer­kel-Nach­fol­ge­rin und schließ­lich zur EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin – eine bei­spiel­lo­se poli­ti­sche Kar­rie­re«. Das stimmt.

Wenn Rös­chen bald nach Erschei­nen die­ses Hef­tes in Brüs­sel zur Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin der EU gewählt wer­den soll­te, dann muss sie sich aller­dings ein paar Ter­mi­ne in Ber­lin frei­hal­ten: Für den Unter­su­chungs­aus­schuss des Bun­des­ta­ges, der aus ihrer Tätig­keit als Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­rin resul­tiert. Phan­ta­sie­ko­sten für McK­in­sey-Bera­ter, Gorch-Fock und und und.