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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Bemerkungen zur Bremenwahl

Es gibt eine ver­blüf­fen­de Par­al­le­le zwi­schen dem Ergeb­nis der jet­zi­gen Bür­ger­schafts­wahl in Bre­men und der Bun­des­tags­wahl von 1969. In bei­den Fäl­len nutz­te es den jewei­li­gen Wahl­sie­gern nichts, ver­gli­chen mit den ande­ren Par­tei­en die mei­sten Stim­men auf sich ver­eint zu haben. CDU und CSU kamen damals auf 46,1 Pro­zent, die SPD erreich­te 42,7 Pro­zent und die FDP 5,8 Pro­zent. An der Spit­ze der näch­sten Bun­des­re­gie­rung stand aber nicht der Spit­zen­kan­di­dat der Uni­ons­par­tei­en, Kurt Georg Kie­sin­ger, son­dern der Spit­zen­kan­di­dat der Sozi­al­de­mo­kra­ten, Wil­ly Brandt. Zur Über­ra­schung von CDU und CSU hat­ten sich SPD und FDP zusam­men­ge­tan und die erste sozi­al­li­be­ra­le Bun­des­re­gie­rung gebildet.

In Bre­men wur­de jetzt erst­mals nach mehr als 70 Jah­ren die CDU stärk­ste Par­tei. Sie erreich­te einen Stim­men­an­teil von 26,7 Pro­zent. Die SPD folg­te mit 24,9 Pro­zent, die Grü­nen mit 17,4 Pro­zent, die Lin­ke mit 11,3 Pro­zent, die FDP mit 5,9 Pro­zent und die AfD mit 5,1. Der Spit­zen­kan­di­dat der CDU, Car­sten Mey­er-Heder, lei­te­te aus dem Ergeb­nis den Anspruch zur Regie­rungs­bil­dung ab. Als siche­rer Part­ner stan­den aber nur die Frei­en Demo­kra­ten zur Ver­fü­gung; das reicht nicht für eine Mehr­heit in der Bürgerschaft.

Der Spit­zen­kan­di­dat der Sozi­al­de­mo­kra­ten, Car­sten Sie­ling, hat­te vor der Wahl ange­kün­digt, eine Koali­ti­on mit den Grü­nen und der Links­par­tei bil­den zu wol­len. Er mach­te eben­falls den Anspruch auf die Regie­rungs­bil­dung gel­tend und ent­sprach damit einer ver­brei­te­ten Stim­mung in den drei Par­tei­en und der bre­mi­schen Öffent­lich­keit. Zah­len­mä­ßig ver­füg­te eine rot-grün-rote Lan­des­re­gie­rung im Par­la­ment über eine Mehr­heit von 53,6 Pro­zent. Die Par­tei­gre­mi­en der Grü­nen und der Lin­ken in Bre­men spra­chen sich am 6. Juni mit gro­ßer Mehr­heit für die Auf­nah­me von Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen über die Bil­dung einer rot-grün-roten Lan­des­re­gie­rung aus.

Inter­es­sant ist das Abstim­mungs­ver­hal­ten der 16- bis 24-jäh­ri­gen Wäh­ler. Sie ent­schie­den sich zu 28 Pro­zent für die Grü­nen, zu 16 Pro­zent für die Lin­ke und zu 13 Pro­zent für die SPD. Auf den Plät­zen folg­ten die CDU mit 12 Pro­zent, die FDP mit 9 und die AfD mit 4 Prozent.