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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Empörung der Massen

Empö­rung der Massen 

Die Welt kann nicht so mise­ra­bel sein, wie es scheint, wenn die Schrif­ten von Bert Brecht in ihr exi­stie­ren. Zum Bei­spiel die­se Zei­len aus dem Gedicht »An die Nach­ge­bo­re­nen«: »Ihr, die ihr auf­tau­chen wer­det aus der Flut /​ In der wir unter­ge­gan­gen sind /​ Gedenkt /​ Wenn ihr von unse­ren Schwä­chen sprecht /​ Auch der fin­ste­ren Zeit /​ Der ihr ent­ron­nen seid. /​ Gin­gen wir doch /​ Durch die Krie­ge der Klas­sen, ver­zwei­felt /​ Wenn da nur Unrecht war und kei­ne Empörung.«

Oft erschien es uns seit der Wen­de, als kämen die fin­ster­sten Zei­ten zurück. Denn es herrsch­te Unrecht, aber da war kei­ne Empö­rung. Seit dem 10. Janu­ar, seit den Ent­hül­lun­gen von Cor­rec­tiv über den Master­plan für die Remi­gra­ti­on und Aus­wei­sung von Mil­lio­nen Men­schen aus Deutsch­land ist sie nun da, die Empö­rung. Was seit den Frie­dens­kund­ge­bun­gen Anfang der 80er nicht mehr denk­bar war, ist wie­der Rea­li­tät. Zu Hun­dert­tau­sen­den gehen wir wie­der auf die Stra­ße. Es herrscht das Auf­ste­hen gegen Ras­sis­mus und Unmenschlichkeit.

Auch die Ampel- und die Oppo­si­ti­ons­frak­tio­nen geben sich auf­ge­regt ange­sichts der neu­ar­ti­gen Mas­sen­pro­te­ste. Sie – wie Scholz und man­che Leu­te aus der CDU/​CSU – reden zu den Mas­sen, aber nicht, um deren Kampf um Demo­kra­tie, und gegen den Ras­sis­mus sowie die AfD wirk­lich zu unter­stüt­zen. Sie heu­cheln und reagie­ren »als Ant­wort« auf den Remi­gra­ti­ons­pakt der AfD und ande­ren mit einer Ver­schär­fung ihrer Anti-Asyl­po­li­tik. Dies erken­nend, haben die Frie­dens­be­we­gun­gen in ihren Auf­ru­fen zu den dies­jäh­ri­gen Oster­mär­schen klar gemacht, dass sie den Anti­ras­sis­mus für ein Fra­ge von Frie­den oder Krieg halten.

Die Frie­dens­be­we­gun­gen und auch »Fri­days for Future« schlie­ßen sich dem Anlie­gen der gro­ßen Demon­stra­tio­nen gegen die AfD und die Remi­gra­ti­on an. Im Auf­ruf zum Oster­marsch Rhein-Ruhr 2024 wird dazu und zu den Krie­gen in Nah­ost und in der Ukrai­ne ausgeführt:

»Krieg, Ver­wü­stung, Hun­ger und Not trei­ben Mil­lio­nen Ver­zwei­fel­te in die Flucht. Sie brau­chen einen siche­ren Zufluchts­ort, auch in Deutsch­land und ande­ren Län­dern der EU. Dafür set­zen wir uns ein: Unge­teil­te Soli­da­ri­tät mit den Flüch­ten­den aus Krieg, Armut und Not! Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit und Umwelt­schutz statt Waffenexport!

Das Töten in der Ukrai­ne, in Nah­ost und in den vie­len wei­te­ren Kon­flikt­her­den er Welt muss enden! Diplo­ma­tie statt Waffengewalt!

Unab­hän­gig von Vor­ge­schich­te und Hin­ter­grund der zahl­rei­chen welt­wei­ten Krie­ge und bewaff­ne­ten Kon­flik­te wie in der Ukrai­ne und in Isra­el und Palä­sti­na for­dern wir den Stopp aller Waf­fen­lie­fe­run­gen und set­zen uns für die Ein­stel­lung aller Kriegs­hand­lun­gen zugun­sten diplo­ma­ti­scher Lösun­gen ein.«

Die Leug­nung des Holo­caust ist straf­bar. – Und was ist mit einer neu­en Vor­be­rei­tung des Holo­caust? Arti­kel 16 des Grund­ge­set­zes ver­bie­tet es, die deut­sche Staats­bür­ger­schaft zu ent­zie­hen. Die Pla­nung von Mas­sen­de­por­ta­tio­nen muss end­lich die Justiz beschäf­ti­gen. Die Remi­gra­ti­ons­pla­ner gehö­ren ein­ge­sperrt! Was ein AfD-Ver­bot anbe­langt, so muss auf Arti­kel 139 GG Bezug genom­men wer­den: »Die zur ›Befrei­ung des deut­schen Vol­kes vom Natio­nal­so­zia­lis­mus und Mili­ta­ris­mus‹ erlas­se­nen Rechts­vor­schrif­ten wer­den von den Bestim­mun­gen die­ses Grund­ge­set­zes nicht berührt.« Die­se Rechts­vor­schrif­ten sind also gül­tig und müs­sen im Fall der AfD ange­wen­det wer­den. Gewiss, ein Ver­bot der AfD wür­de faschi­sti­sche Gesin­nung nicht aus­mer­zen. Es wür­de jedoch ein Signal set­zen zugun­sten der hier ange­führ­ten anti­fa­schi­stisch-demo­kra­ti­schen Inter­pre­ta­ti­on des Grundgesetzes.