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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Ich habe kein Automatengesicht

Man will es ein­fach nicht glau­ben …, aber irgend­wie schei­nen mich Auto­ma­ten nicht zu mögen. Gestern erst vor dem Fahr­kar­ten­au­to­ma­ten in der Stra­ßen­bahn. Sooft ich den Geld­schein auch in den dafür vor­ge­se­he­nen Schlitz schob, zog der Appa­rat ihn in sein elek­tro­ni­sches Inne­res, schnarr­te vor sich hin, als wür­de er den Schein nach allen detek­ti­vi­schen Regeln unter­su­chen. Oder ver­glich er mein Gesicht mit irgend­ei­ner Ver­bre­cher­da­tei? Jeden­falls spuck­te er ihn nach eini­gen Sekun­den wie etwas Unver­dau­li­ches wie­der aus. Da half weder das Glät­ten des Schei­nes noch das hilf­lo­se Drücken diver­ser Knöp­fe – der bocki­ge Auto­mat ver­wei­ger­te mein Geld. Obwohl die Son­ne schien, stand ich gewis­ser­ma­ßen im Regen, denn an der näch­sten Hal­te­stel­le wür­den bestimmt die Kon­trol­leu­re zusteigen.

Ähn­li­chen Ärger habe ich stets mit Park­schein- oder Bank­au­to­ma­ten. Viel­leicht soll­te ich in der Volks­hoch­schu­le einen Abend­kurs über rich­ti­ge Auto­ma­ten­be­die­nung besu­chen, denn Auto­ma­ten bevöl­kern immer mehr unse­ren All­tag. Brief­mar­ken, Ein­tritts­kar­ten, Pass­bil­der, Ziga­ret­ten, Zei­tun­gen, Geträn­ke, Snacks – fast alles bie­ten die Blech­kum­pel inzwi­schen an.

Doch zurück zu mei­nen Bemü­hun­gen, dem Auto­ma­ten ein Stra­ßen­bahn­ticket zu ent­locken. Ein Stepp­ke hat­te mich bei mei­nen ver­geb­li­chen Ver­su­chen beob­ach­tet. »Soll ich mal?« frag­te er forsch. Ich drück­te ihm den Schein in die Hand. Er schob ihn in den Schlitz, und der Auto­mat gab artig den Fahr­schein her. Fazit: Ich muss mir wohl ein neu­es Gesicht zulegen.