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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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SOLAWI: Mit-Bauern gesucht

Im Umfeld grö­ße­rer wie klei­ne­rer Städ­te grün­den sich immer mehr »Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaf­ten« (SOLA­WIs), häu­fig genos­sen­schaft­lich orga­ni­siert, nicht sel­ten in Koope­ra­ti­on mit vor­han­de­nen bäu­er­li­chen Betrie­ben. Der gar nicht neue Grund­ge­dan­ke ist eben­so schlicht wie effek­tiv. Eine Grup­pe von Men­schen sichert sich durch feste Bei­trä­ge und/​oder Eigen­ar­beit soli­da­risch ab. Das ist das Grund­prin­zip der – wie­der modern wer­den­den – Genos­sen­schafts­be­we­gung. In die­sem Fall für die Selbst­ver­sor­gung mit nach­hal­tig erzeug­ten Lebens­mit­teln: öko­lo­gisch ange­bau­tes Obst und Gemü­se, in man­chen Fäl­len auch Eier, Fleisch- und Milch­pro­duk­te. Zu Beginn eines Wirt­schafts­jah­res setzt man sich zusam­men, legt – je nach Grö­ße und Stand­ort der Anbau­flä­che und den Wün­schen der Betei­lig­ten – den Bedarf fest und ermit­telt die monat­li­chen Bei­trä­ge der Ein­zel­nen zur Deckung aller Kosten. Auch hier­bei wird stets ver­sucht, »soli­da­risch« zu agie­ren und die finan­zi­el­len Antei­le nach den Mög­lich­kei­ten der Mit­glie­der zu staf­feln. Wer mehr hat, gibt auch mehr – und alle erhal­ten im Gegen­zug Pro­duk­te, von denen sie wis­sen, wo und wie sie erzeugt werden.

Das ist ein in jeder Hin­sicht erfreu­li­ches und zukunfts­wei­sen­des Modell. Erstens wird die der­art bewirt­schaf­te­te Anbau­flä­che dem »Markt« ent­zo­gen. Und das ist gut so. Die von der indu­stri­el­len Land­wirt­schaft betrie­be­nen Mono­kul­tu­ren sind für Soli­dar­hö­fe undenk­bar, weil ihren »Abneh­mern« (Mit­glie­dern) natür­lich an einer gro­ßen Viel­falt gele­gen ist – wodurch die Arten­viel­falt ins­ge­samt sowie der Erhalt alter Pflan­zen- und Tier­sor­ten sehr viel bes­ser gewähr­lei­stet blei­ben als bei kom­mer­zi­ell aus­ge­rich­te­ten Höfen.

Zwei­tens umge­hen die SOLA­WIs den »mör­de­ri­schen« Han­del (sie­he die Bei­trä­ge »Bau­ern­op­fer: Kapi­ta­lis­mus tötet« in Ossietzky 5/​2021 und »Näh­ren­de Geschäf­te« in Ossietzky 8/​2021), das »Mar­ke­ting« erfolgt in direk­ter Anspra­che mit den fest ver­bun­de­nen »Kun­den«, und das Preis­dik­tat des Zwi­schen- und Ein­zel­han­dels – in ande­ren Wor­ten: der Kapi­ta­lis­mus – ist weit­ge­hend aus­ge­schal­tet. So wie übri­gens auch das unsin­ni­ge Schön­heits­dik­tat von Feld­früch­ten: Krum­me Gur­ken oder Möh­ren, »unför­mi­ge« Kar­tof­feln oder Zwie­beln, die es heu­te nicht mehr ins Super­markt­re­gal schaf­fen, fin­den hier ganz unpro­ble­ma­tisch ihre Abnehmer.

Drit­tens ist die Pla­nungs­si­cher­heit sol­cher »Betrie­be« (und ihrer »Betrei­ber«) sehr viel grö­ßer als in der her­kömm­li­chen Land­wirt­schaft, weil das Risi­ko bei­spiels­wei­se von (wet­ter­be­ding­ten) Ern­te­aus­fäl­len auf vie­le Schul­tern ver­teilt wird und ganz über­wie­gend »samen­fe­ste« Sor­ten ange­baut wer­den, die auch das Saat­gut für die näch­ste Sai­son sicherstellen.

Vier­tens – und nicht zuletzt – scho­nen die Soli­dar­hö­fe Kli­ma und Res­sour­cen durch exten­si­ve, öko­lo­gisch nach­hal­ti­ge Bewirt­schaf­tungs­me­tho­den und kur­ze, direk­te Trans­port­we­ge. Sie sor­gen dadurch auch für eine Wie­der­be­le­bung regio­na­ler Struk­tu­ren, wovon man sich zum Bei­spiel in vie­len Orten im Wend­land – und sicher auch anders­wo – selbst über­zeu­gen kann.

In ande­ren Wor­ten: Sol­che Genos­sen­schaf­ten ent­fal­ten eine nicht zu über­se­hen­de, auch sozia­le und kul­tu­rel­le Strahl­kraft, wes­halb sie hier mal über den grü­nen Klee gelobt wer­den sol­len. Und sie ver­die­nen jede Unter­stüt­zung. Über­all wer­den über­all Mit-Bau­ern gesucht. Hier kann man mit einem über­schau­ba­ren Bei­trag tat­säch­lich hel­fen, die Welt ein klei­nes biss­chen bes­ser zu machen. Dabei ist dar­auf ach­ten, dass die Höfe kei­ne »völ­ki­schen Ansät­ze« ver­fol­gen, denn auch sol­che Höfe gibt es.

Wer sich durch die­se »Wer­bung« ani­miert fühlt, kann sich auf der Web­site www.solidarische-landwirtschaft.org über sol­che Initia­ti­ven, in nah und fern, infor­mie­ren. Nur zu!