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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Berauschendes Sachsen

Nicht im mon­dä­nen Dres­den und auch nicht im hip­pen Leip­zig: Die Rekord­men­ge von 700 Kilo Koka­in wur­de aus­ge­rech­net in Mit­tel­sach­sen gefun­den. Da, wo die Orte »Hals« und »Stein« hei­ßen. Wo sogar eine Gro­ße Kreis­stadt (Roch­litz) weni­ger Ein­woh­ner hat als manch Dorf im Grenzgebiet.

Nun hat das Rät­seln begon­nen: Wie kommt der Stoff in die säch­si­sche Pam­pa? Haben die kolum­bia­ni­schen Koks-Baro­ne beim Adres­sie­ren der Ladung »Bobritzsch« mit »Ber­lin« ver­wech­selt? Hat das Navi eines Ham­bur­ger Dro­gen­ku­riers – blö­der Wes­si! – die fal­sche Rou­te ange­sagt? Oder soll­te das Zeug am Ende tat­säch­lich nach Mit­tel­sach­sen? Alles kaum zu glauben.

Die Ermitt­ler tap­pen nach wie vor im Dun­keln. Um das zu ent­schul­di­gen, bau­schen sie den Fall mit Super­la­ti­ven auf: Immer­hin der größ­te Dro­gen­fund im Frei­staat (…), mehr als 600 Päck­chen (…), ein Stra­ßen­ver­kaufs­wert von 150 Mil­lio­nen – wobei sich selbst in Roch­litz kei­ne Stra­ße fin­det, auf der sich sol­che Groß­stadt­prei­se erzie­len ließen.

Natür­lich gibt es Theo­rien. Hier die fünf plausibelsten:

  1. Die Ladung soll­te hierher

Die Sach­sen haben die Nase voll vom depres­si­ven Cry­stal Meth und sind wie­der auf das gute, alte Koka­in umge­stie­gen. Das erklärt auch die aus­ge­las­se­ne Stim­mung der vie­len poli­ti­schen Spa­zier­gän­ger dort, Freu­den­feu­er inklusive.

  1. Die Sach­sen haben ein Drogenproblem

Die nun auf­ge­flo­ge­ne Ladung war nur eine von vie­len. Tat­säch­lich ist der Dro­gen­kon­sum auch im länd­li­chen Raum sehr ver­brei­tet – mit schwer­wie­gen­den neu­ro­lo­gi­schen Schä­den. Man den­ke nur an die ver­brei­te­ten Sprech­stö­run­gen, die hier als Dia­lekt gelten.

  1. Ein Feh­ler der Post

Trotz DHL-Kreuz in Leip­zig ist die Ladung für mehr als zwan­zig Jah­re auf dem Post­weg stecken­ge­blie­ben. Erst jetzt hat das Koka­in sein Ziel erreicht. Lei­der wohnt Chri­stoph Daum längst nicht mehr im mitt­le­ren Sachsen.

  1. Ein Tourismus-Gag

Die schö­ne Natur und die nied­ri­gen Boden­prei­se konn­ten seit drei­ßig Jah­ren kei­ne Tou­ri­sten oder Neu­bür­ger anzie­hen. Nun sol­len mit Gerüch­ten um eine sta­bi­le Dro­gen­ver­sor­gung die Hip­ster aus Ber­lin und Frank­furt in die Pro­vinz gelockt wer­den. Nie­der­wie­sa statt Neukölln.

  1. Für Opi­um für’s Volk …

… hat es nicht gereicht. Aber immer­hin sprin­gen zwei Gramm Koka­in für jeden Ein­woh­ner im Kreis raus. Ein klei­ner Gruß vom Land­rat, um die Stim­mung im Jahr 1 nach Mer­kel sta­bil zu hal­ten. Ande­re Krei­se wol­len sei­nem Vor­bild noch in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode folgen.