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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Eine Nacht unter AfD-Wählern

Als mei­ne Schwe­ster und ich mor­gens gegen sechs ins Hotel tor­keln, sind wir nach einer inten­si­ven Nacht bester Stim­mung. Der »Wel­ten­bumm­ler«, in dem wir fast zwölf Stun­den gere­det und getrun­ken haben, war uns gleich bei der Ankunft im meck­len­bur­gi­schen Barth auf­ge­fal­len. Schon der Name des Lokals gefiel uns und noch mehr der Hin­weis an der Tür, dass es sich um eine Rau­cher­knei­pe han­delt. Als wir am frü­hen Abend unser Hotel ver­las­sen, um uns auf den Weg zum »Wel­ten­bumm­ler« zu machen, fragt uns die per­fekt mani­kür­te Frau an der Rezep­ti­on nach unse­ren Plä­nen. Und rät uns ent­setzt ab: »Auf kei­nen Fall, das ist kein Lokal für Men­schen wie uns. Die Leu­te da kom­men alle aus der Unter­schicht.« Sie emp­fiehlt statt­des­sen eine Cock­tail­bar für Rau­cher. »Gleich um die Ecke. Sehr schick. Ange­neh­mes Publi­kum.« Natür­lich wäh­len wir den »Wel­ten­bumm­ler«. Schick brau­chen wir nicht.

Mei­ne Schwe­ster und ich gön­nen uns einen Kurz­ur­laub an der Ost­see. Am näch­sten Tag wol­len wir von Barth auf den Darß. Auf dem Weg zur Knei­pe betrach­ten wir die Wahl­pla­ka­te. »Für alle Kin­der die glei­chen Chan­cen. Von Anfang an. Das ist mir wich­tig!« behaup­tet der SPD-Kan­di­dat. »Hei­mat braucht Kin­der. Kei­ne Homo-Ehe« ruft die NPD. Und auch die AfD setzt auf Wahl­wer­bung mit den Jüng­sten: »Wir gemein­sam! Für unser Land und unse­re Kin­der.« Seit 1990 hat Barth ein Vier­tel sei­ner Ein­woh­ner ver­lo­ren. Und die Zahl der unter 15-jäh­ri­gen hat sich in Meck­len­burg-Vor­pom­mern im glei­chen Zeit­raum bei­nah halbiert.

Wir öff­nen die Tür zum »Wel­ten­bumm­ler« und betre­ten einen klei­nen men­schen­lee­ren Raum: Drei Tische mit rot bezo­ge­nen Stüh­len, die Wän­de deko­riert mit Fischer­net­zen und Pla­stik­fi­schen. Offen­bar der Nicht­rau­cher­be­reich der Knei­pe. Auf der Tür an der gegen­über­lie­gen­den Wand klebt ein Logo mit einer qual­men­den Ziga­ret­te. Jetzt hören wir auch Stim­men aus dem Hin­ter­zim­mer. Ein gro­ßer run­der Tisch ist von einer Grup­pe offen­sicht­lich ein­hei­mi­scher Män­ner voll besetzt, an einem klei­nen Tisch mit zwei Stüh­len sitzt ein­sam und trau­rig ein ara­bisch aus­se­hen­der Gast. Der drit­te Tisch ist noch frei. Wir neh­men unsi­cher Platz. Man sitzt so eng bei­ein­an­der, dass wir uns fast wie Stö­ren­frie­de füh­len. Tat­säch­lich wird es still am gro­ßen Tisch. Wir wer­den gemu­stert und gleich als West­frau­en erkannt. Das wie­der­um erken­nen wir. Wir bestel­len bei der Wir­tin zwei Bier, das Gespräch am gro­ßen Tisch kommt lang­sam wie­der in Gang.

Eine hal­be Stun­de spä­ter erhebt sich einer der Män­ner. Wir erken­nen erst jetzt, dass er wegen sei­ner Lei­bes­fül­le zwei Stüh­le besetzt hat­te. Kaum ist er durch die Tür, wer­den mei­ne Schwe­ster und ich nach­drück­lich in die Run­de gebe­ten. Zwei Stüh­le sind ja jetzt frei. »Gern, aber nur«, wir zei­gen auf den ver­mut­li­chen Ara­ber, »wenn er eben­falls an den Tisch kommt«. Die Neu­gier­de auf uns siegt über die erkenn­ba­re Abwehr gegen den Aus­län­der. Der aber freut sich über die Ein­la­dung. Gro­ßes Stüh­le­rücken und schon gibt es Platz für alle.

Mei­ne Schwe­ster und ich wer­den sofort aus­ge­fragt: Woher wir kom­men, was wir beruf­lich machen, war­um wir hier sind? »Wahr­schein­lich, um Immo­bi­li­en zu kau­fen«, mut­maßt einer der Män­ner. Geläch­ter. »Nach 89 haben sich die Wes­sis hier doch rei­hen­wei­se berei­chert, die konn­ten doch machen, was sie woll­ten.« Was lei­der wahr ist. »Denkt doch nur mal an die Werf­ten«, ergänzt ein ande­rer. Tat­säch­lich. Die Pri­va­ti­sie­rung der Werf­ten in Meck­len­burg-Vor­pom­mern zählt zu den spek­ta­ku­lär­sten Kor­rup­ti­ons- und Betrugs­fäl­len unter dem Schutz­schirm der Treu­hand. 1992 über­nahm die Bre­mer Vul­kan AG gro­ße Tei­le des ost­deut­schen Schiff­baus. 1996 mel­de­te Vul­kan Insol­venz an. Fast eine Mil­li­ar­de Euro Ost-För­der­mit­tel ver­sicker­ten im Westen. 1990 arbei­te­ten 34000 Men­schen auf den gro­ßen Werf­ten in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, jetzt sind es noch knapp 3000. Ver­gan­gen­heit, die trost­los in die Gegen­wart reicht.

In der ersten Stun­de am gro­ßen Tisch hören wir vor allem zu. Und las­sen kei­ne Bier­run­de aus. Das ver­bin­det. Wenn wir einer Mei­nung zustim­men kön­nen, stim­men wir zu; wenn wir über Aus­sa­gen und Mei­nun­gen erschrocken sind, schau­en wir uns nur an und hal­ten den Mund. Nicht gleich die Bes­ser­wes­sis raus­hän­gen. Doch dann begin­nen wir mit unse­ren Fra­gen: Nach den Beru­fen der Män­ner, nach ihrem Fami­li­en­stand und auch danach, wen sie wäh­len wer­den. »AfD natür­lich« ist die ein­hel­li­ge Antwort.

Jens, Anfang fünf­zig, der Wort­füh­rer am Tisch, stellt sich stolz als Kapi­tän vor. Zwi­schen April und Okto­ber betreibt er für eine klei­ne Ree­de­rei den Fähr­ver­kehr zwi­schen Barth und dem Ost­see­bad Zingst. Mark, Ende drei­ßig, arbei­tet auf Abruf und auf der Basis eines 450-Euro-Jobs für einen west­deut­schen Betrei­ber von Feri­en­woh­nun­gen. Gegen acht erreicht ihn der Anruf: Mor­gen früh um fünf muss er zum Rei­ni­gen von sechs Appar­te­ments antre­ten. Mark lebt in einer Ein­raum­woh­nung und zählt immer wie­der heim­lich sein Geld, ob es noch für ein Bier reicht. Klaus, ein gelern­ter Maschi­nen­bau­er, ist Anfang sech­zig und seit 20 Jah­ren arbeits­los. Ein stil­ler Mann, der nur ab und zu eine Bemer­kung in die Run­de wirft: »Uns braucht doch nie­mand mehr« oder »Denen sind wir doch ganz egal«.

Zu DDR-Zei­ten war Barth eine flo­rie­ren­de Indu­strie­stadt. Gro­ße Betrie­be wie das VEG Saat­zucht Barth, das Faser­plat­ten­werk, das Beton­werk, die Braue­rei, die Zucker­rü­ben­fa­brik, die Boots­werft, die Fisch­fa­brik oder der VEB Schiffs­an­la­gen­bau Barth (wo einst Klaus beschäf­tigt war) boten Tau­sen­den von Bar­thern Arbeit. Mitt­ler­wei­le gibt es alle die­se Groß­be­trie­be nicht mehr. Sie sind abge­wickelt, liqui­diert. Natür­lich ent­stan­den eini­ge neue Arbeits­plät­ze, eini­ge neue Betrie­be, aber die Run­de hier am Tisch hat davon nicht pro­fi­tiert. Und wer heu­te auf die Sei­ten mit Job­an­ge­bo­ten in Barth guckt, fin­det vor allem die Suche nach Rei­ni­gungs­kräf­ten, Ser­vice­mit­ar­bei­tern oder Ver­käu­fern. »Ich habe frü­her in der Zucker­fa­brik gear­bei­tet«, erzählt Toni, auch Anfang sech­zig, »und jetzt wird das Gebäu­de von einer Inve­sto­ren­grup­pe aus dem Westen gekauft. Dort soll wohl ein Hotel ent­ste­hen. Und Loft-Woh­nun­gen.« Mit dem »f« von Loft bläst Toni sei­ne Ver­ach­tung heraus.

Am Tisch herrscht eine Mischung aus tie­fer Resi­gna­ti­on und dif­fu­ser Wut. Wut auf »die da oben«, auf die West­deut­schen, auf die Grü­nen. »Die ver­ach­ten uns«, sagt Jens. »Weil wir Fleisch essen oder das fal­sche Fern­se­hen gucken. Die hal­ten sich für was Bes­se­res.« Beim genau­en Hin­hö­ren spürt man die Sehn­sucht danach, auf etwas stolz sein zu kön­nen. Kevin, Mit­te fünf­zig, frü­her eine Art Hilfs­ar­bei­ter beim VEG Saat­gut und heu­te Sai­son­ar­bei­ter beim Toma­ten­an­bau in Barth, bastelt vie­le Stun­den am Tag Fla­schen­schif­fe: »Rich­ti­ge Kunst. Ich könn­te sogar eine Aus­stel­lung damit machen, hat letz­tens ein Bekann­ter zu mir gesagt.« Klaus ist Teil der AFD-Nach­bar­schafts­hil­fe (»Wir küm­mern uns!«). Jens, der Kapi­tän, trägt sei­ne Arbeits­uni­form sogar in der Knei­pe und tönt von sei­nen Rei­sen nach Thai­land: »Die Frau­en dort freu­en sich auf die deut­schen Män­ner. Wir sind näm­lich viel zärt­li­cher als zum Bei­spiel die Eng­län­der.« Ein Satz, der kaum zu ertra­gen ist.

Inzwi­schen sind mei­ne Schwe­ster und ich Teil der Run­de. Wir wagen uns immer mehr aus der Deckung. Kur­ze Blick­kon­tak­te mit der Wir­tin, die sich nun auch an den Tisch gesetzt hat. Sie freut sich über unse­re Wider­wor­te. Sex­rei­sen nach Thai­land sind nicht zu akzep­tie­ren, erklä­ren wir. »Hast Du Angst vor einer Frau, die nicht von Dir abhän­gig ist«, fragt mei­ne Schwe­ster. Und ich ergän­ze: »Sex gegen Geld. Das kann Dir doch kei­ne Bestä­ti­gung geben.« Die Fra­ge, ob Jens nicht bes­ser in Barth nach einer Freun­din suchen wol­le, nach einer Frau, die er nicht bezah­len muss, weil sie ihn ein­fach mag, trifft ins Schwar­ze. Jens ist geschie­den, sei­ne Ex-Ehe­frau lebt seit 20 Jah­ren mit einem ande­ren Mann im Westen. Wie­der eine Wun­de, die nicht heilt, weil sie mit Macht offen­ge­hal­ten wird. Weil es oft leich­ter ist, Opfer zu blei­ben, als neu­en Mut zu fassen.

Schuld am Elend der Män­ner­run­de im »Wel­ten­bumm­ler« sind nicht nur die Poli­ti­ker und die Frau­en. Schuld sind auch die Aus­län­der. »War­um?« fra­gen wir. Die übli­chen Behaup­tun­gen fol­gen: Sie klau­en den Deut­schen die Arbeits­plät­ze, sie bekom­men fürs Nichts­tun Geld, sie haben kei­nen Respekt vor »unse­ren Frau­en«. »Wer fährt denn hier nach Thai­land«, fra­ge ich. Und tat­säch­lich gibt es end­lich eine klei­ne Irri­ta­ti­on in der Run­de. Und dann ver­schäm­tes Geläch­ter. »Wer von Euch bekommt Hartz IV oder Grund­si­che­rung?«, fragt nun mei­ne Schwe­ster. Alle am Tisch. Min­de­stens als Auf­stocker. »Ihr kriegt also auch Geld fürs Nichts­tun!« »Aber wir wol­len ja arbei­ten.« »Asyl­be­wer­ber wol­len auch arbei­ten. Aber sie dür­fen nicht. Das ist Gesetz.« »Ach«, sagt Peter, ein Mann um die fünf­zig, der ab und zu im Wind­jam­mer-Muse­um in Barth an der Kas­se sitzt. »die­se Aus­län­der gehö­ren ein­fach nicht hier­hin.« »Meinst Du auch Tarek?«, fra­ge ich. Längst wis­sen wir den Namen des ara­bi­schen Man­nes. Er stammt aus dem Liba­non und hat palä­sti­nen­si­sche Wur­zeln. Hier in Deutsch­land arbei­tet Tarek als Hilfs-Leih­ar­bei­ter auf Groß­bau­stel­len. Mal in Barth, mal in Rostock, mal in Frankfurt/​Oder. Gemel­det ist er an der Fir­men­adres­se, eine eige­ne Woh­nung hat er nicht, er schläft zusam­men mit ande­ren Leih­ar­bei­tern in irgend­wel­chen Mehr­bett­zim­mern in der jewei­li­gen Stadt. Um Inte­gra­ti­on bemüht, trinkt er mit uns das ein oder ande­re Bier. »Nein«, sagt Jens, »Tarek ist ja ein net­ter Kerl.«

Es wird eine sehr lan­ge Nacht. Wir hören vie­le Geschich­ten: Anek­do­ten aus der alten DDR, Erin­ne­run­gen an schö­ne Feste, Erzäh­lun­gen über Fuß­ball­spie­le oder Aus­flü­ge mit den Enkeln. Aber auch Geschich­ten von Schei­dun­gen und von Kin­dern, die sich ent­fernt haben; von lan­gen Stun­den vor irgend­wel­chen Türen im Arbeits­amt; von alten Träu­men und fri­schen Demü­ti­gun­gen. Die Män­ner erzäh­len über Abschie­de von ihren alten Betrie­ben und der ver­trau­ten Gebor­gen­heit; von immer wie­der ent­täusch­ten Hoff­nun­gen und schwin­den­dem Mut; von ver­lo­re­ner Hei­mat. Sie reden über das läh­men­de Gefühl, besiegt zu sein – vom Westen, von einem neu­en System, einer neu­en Spra­che. Davon, dass die eige­ne Bio­gra­fie nur noch als Lebens­lauf des Ver­sa­gens gilt.

Wir sind längst auf Augen­hö­he. Die Män­ner aus Barth. Tarek, des­sen Geschich­te wir erfah­ren haben. Jen­ni­fer, die Wir­tin, übri­gens eine Anhän­ge­rin der Frei­en Wäh­ler. Und wir West­frau­en. Denn auch mei­ne Schwe­ster und ich öff­nen uns. Erzäh­len eben­falls von Nie­der­la­gen, Fehl­ent­schei­dun­gen, Tren­nun­gen. Na klar, auch wir ken­nen Resi­gna­ti­on und die dif­fu­se Wut auf die Welt.

»Aber war­um wählt Ihr die AfD«, fra­ge ich. »Deren Abge­ord­ne­te und Chefs ver­ach­ten die Demo­kra­tie, sie ver­ach­ten auch Euch. Sie schü­ren nur Hass, den sie dann als Macht ver­kau­fen. Aber Hass macht nicht stark, son­dern schwach.« »Die AFD-Mit­glie­der«, ant­wor­tet Peter zögernd, »die küm­mern sich um uns. In der Nach­bar­schaft. So wie Klaus.« »Sie hel­fen alten Leu­ten und gehen für sie ein­kau­fen«, sagt Toni. »Die haben hier in Barth sogar einen Sport­platz gebaut«, ergänzt Jens. »Die ver­ste­hen uns, die machen sich nicht über uns lustig«, sagt Mark.

»War­um wählt Ihr nicht die Lin­ke?«, fragt mei­ne Schwe­ster. »Die kämp­fen doch wirk­lich für sozia­le Gerech­tig­keit.« Erst gro­ßes Schwei­gen, dann die kol­lek­ti­ve Suche nach Wor­ten. Schließ­lich stellt sich her­aus, dass die Lin­ken in Barth nicht als prä­sent emp­fun­den wer­den, dass sie angeb­lich kein Ohr mehr haben für die all­täg­li­chen Nöte. »Die küm­mern sich neu­er­dings um Sachen, mit denen wir nichts anfan­gen kön­nen.« »Denen geht es doch auch nur noch um Femi­nis­mus und Rauch­ver­bo­te und den angeb­li­chen Ras­sis­mus.« »Und sie las­sen kein gutes Haar mehr an der DDR. Als müs­se man sich als DDR-Bür­ger schämen.«

Dass die vie­len gene­rel­len Rauch­ver­bo­te unse­re Grund­rech­te ver­let­zen, dar­über sind wir uns mit­ten im Ziga­ret­ten­qualm sofort einig. »Aber Ras­sis­mus«, sage ich, »den fin­det Ihr doch auch schei­ße. Näm­lich dann, wenn er sich gegen Euch rich­tet. Wenn Euch irgend­wel­che arro­gan­ten Wes­sis pau­schal für sta­si­ve­r­seucht oder unfä­hig hal­ten.« »Und den Femi­nis­mus«, argu­men­tiert mei­ne Schwe­ster schlau, »habt Ihr doch in der DDR erfun­den. Noch vor Ali­ce Schwar­zer.« »Es war eben doch nicht alles gut in der DDR«, brummt Klaus – und wir lachen und lachen.

Mor­gens um sechs, als die Wir­tin uns alle ener­gisch vor die Tür setzt, sind wir natür­lich kei­ne Freun­de fürs Leben gewor­den. Aber wir sind uns nahe gekom­men, weil wir uns in die­ser Nacht jen­seits der alles beherr­schen­den Vor­ur­tei­le und Grä­ben und Opfer-Kon­kur­ren­zen begeg­net sind; jen­seits von Ost und West, von Min­der­heit oder Mehr­heit, von »rich­tig« oder »falsch«, von links oder rechts. Im Hin­ter­zim­mer des »Wel­ten­bumm­lers« haben wir für ein paar Stun­den das gesell­schaft­li­che Dau­er­ge­schrei der mas­sen­haft auf­trump­fen­den Rechthaber*innen nicht hören müs­sen. Wir konn­ten selbst den­ken. Und hin­füh­len. Wer Men­schen errei­chen will, muss ihnen zuhören.

Am näch­sten Mit­tag haben mei­ne Schwe­ster und ich einen statt­li­chen Kater. Von Kopf­schmer­zen und Frö­steln geplagt, sind wir nicht mehr so sicher, dass wir alle AfD-Wäh­ler aus dem »Wel­ten­bumm­ler« qua­si über Nacht zur Wahl einer eher erträg­li­chen Par­tei bekehrt haben. Aber wir sind sicher, dass sich hier und da eine Tür geöff­net hat für ande­re Gedan­ken oder Blick­win­kel. So wie bei uns beiden.