Wer hätte das gedacht
Kraft Überfülle der Neuerungen im virtuellen Bereich waren wir bereits auf der Siegerstrecke der Netzgewinner. Auf das analog real sich abspielende Geschehen zurückgeworfen, nutzt uns die neue Klugheit leider wenig. Von der so schwer aufzuklärenden Pandemie gebeutelt, gucken wir plötzlich dumm in die Röhre. Wir wissen, dass wir zu wenig wissen. Zu lange schon muss die Gesundheit ihren Wert zu Markte tragen.
Fehlstellen der Kunst
Wieso spricht man von Kunstfehlern nur bei misslingenden chirurgischen Eingriffen? Es wird so viel Kunstloses auf den Markt geworfen, dass einem Hören und Sehen vergehen kann. Aber kein Mensch kann daran etwas Fehlerhaftes erkennen. Welche Logik: Eine Kunst, die nicht gemacht wird, kann also nicht schlecht sein.
Redekultur
Man kann etwas zerbrechen oder etwas zerfetzen oder etwas zerstören – und etwas zerreden. Das letzte geschieht oft genug in aller Unschuld und mit der besten Absicht in unendlicher Ausführlichkeit. Aber leider mit demselben Ergebnis.
Friedlich revolutionieren
Das Problem an den so seltenen friedlichen Revolutionen ist das Ergebnis. Wird dabei ein Ziel erreicht, so ist es meist ein ganz Naheliegendes. Die weiteren Konsequenzen sind im Allgemeinen drastisch – da muss das gelobte Friedliche durch einen faulen Kompromiss erkauft werden. Und die Revolution erledigt sich selbst.
Baugeschehen unerbaulich
Investoren bauen auf Gewinnsucht, Billiglohnsystem, Gesetzeslücken, Mieterzwänge, Politikerwohlwollen. Wenn mit dem Geldsegen der Betonstrahl fließt, verfestigt sich eine stadtbildprägende Fassade – so schnell wächst kein natürliches Gewächs. Aufriss büromäßig abgesegnet. Computergestützt schmalfenstrig uns anglotzende Häuserfronten salutieren stramm.
Lebenszweck Ermittlung
Menschenschicksale Zuschauermassen schmackhaft zu machen, das rollt auf der Kriminal-Schiene. Die Einschaltquote ist der Gott, der gebietet, und alle verfolgen Spuren von Verbrechen. Wir Mitglieder einer televisionären Zuschau-Gemeinschaft assistieren agierenden Promi-Akteuren als Ermittler. Bis ins tägliche Leben hinein ermittelt jeder gegen jeden.
Graf Lobby lässt grüßen
So naiv wie der legendäre Graf Bobby ist man nur in Wien. In Berlin tummeln sich im Umfeld des Deutschen Bundestages längst die Grafen Lobby mit ihrer Ratgeberei. Niemand gibt die teuer zu bezahlenden und zu stehen kommenden Ratschläge der Experten und Wirtschaftsweisen dem Gespött preis. Den Spott hat die Grafschaft Lobby als zu wenig profitabel aussortiert.
Privatsache folgt Staatsaufgabe
Staatliche Zensur mündet in Selbstzensur, Geheimdienstschnüffelei in individuelles Mobbing. Verordnetes Auf-Vordermann-Bringen funktioniert durchaus auch im Selbstversuch auf der Strecke Familie, Ausbildung, Bürogemeinschaft, Berufsleben. Bis hinein in die Politszene ist Profilieren auf Kosten anderer quasi Pflichtprogramm.