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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Kohle aus Kohle

Das Indu­strie­zeit­al­ter begann bekannt­lich, als in Eng­land mit­hil­fe von Koh­le Was­ser zu Dampf erhitzt und in Bewe­gungs­en­er­gie ver­wan­delt wurde.

Kaum eine Wirt­schafts­pu­bli­ka­ti­on hat die­sen Pro­zess ähn­lich kon­ti­nu­ier­lich beglei­tet wie der Lon­do­ner Eco­no­mist – übri­gens schon eine der regel­mä­ßig von Karl Marx rezi­pier­ten Quel­len. In sei­ner ersten Aus­ga­be vom Janu­ar 2022 titelt das Blatt mit einer ordent­li­chen Pri­se bri­ti­schen Humors »Tut uns leid, Leu­te – der Koh­le geht’s gut.« Es sei nicht nur so, dass just im Jah­re 2021, in dem auf der gro­ßen Büh­ne der Poli­tik der Abschied von der Koh­le ein­ge­lei­tet wor­den sei, mehr Strom aus Koh­le gewon­nen wor­den sei als je zuvor. Es zeich­ne sich auch jen­seits schö­ner Wor­te kein Trend­bruch ab. Kei­ner der gro­ßen Kon­zer­ne, die Roh­stof­fe aus der Erde hol­ten, hät­te sich so schön für die Akti­en­be­sit­zer ent­wickelt wie Glen­co­re, der sei­ne ganz eige­ne Art hat­te, mit dem Zusam­men­prall heh­rer Prin­zi­pi­en mit dem Ziel »maxi­mi­sing finan­cial returns« umzu­ge­hen. Ihre Koh­le­ge­win­nung habe das Unter­neh­men in eine eigens dafür gegrün­de­te Fir­ma »Thun­ge­la Resour­ces« aus­ge­la­gert, deren Wert sich bin­nen weni­ger Mona­te ver­vier­facht habe. Thun­ge­la enga­giert sich unter ande­rem bei einer kolum­bia­ni­schen Koh­le­mi­ne, deren Out­put 2021 auf 122 Mil­lio­nen Ton­nen gestei­gert wur­de. Die Zei­chen der Zeit habe auch – zum Wohl­wol­len der Aktio­nä­re – die Ada­ni Grup­pe erkannt, die am 27. Dezem­ber den Import von Koh­le aus Austra­li­en nach Indi­en auf­ge­nom­men und so »eine Deka­de der Oppo­si­ti­on von Umwelt­schüt­zern« über­wun­den habe. Auch der all­ge­gen­wär­ti­ge Inve­stor Black­Rock, der sich öffent­lich grün gebär­de, sei inzwi­schen bei Thun­ge­la ein­ge­stie­gen. Koh­le wür­de so gegen­wär­tig »Mil­li­ar­den Dol­lar« in Glen­cors Taschen spü­len – Koh­le aus Koh­le gewissermaßen.

Da fällt auch ein biss­chen Bud­get ab für das pro­fes­sio­nel­le Green­wa­shing der Abtei­lung Öffent­lich­keits­ar­beit: Koh­le sei »a vital tran­si­ti­on fuel«, ins­be­son­de­re für Asi­en, und wür­de so lan­ge geför­dert wer­den, wie es die Akti­en­käu­fer wollten.