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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Monatsrückblick: Nachhaltiges Yachting

In Dubai fin­det die 28. UN-Kli­ma­kon­fe­renz statt, gelei­tet von Sul­tan Ahmed Al-Dscha­ber, Indu­strie­mi­ni­ster des Golf­staa­tes und gleich­zei­tig CEO von ADNOC, dem zwölft­größ­ten Ölkon­zern der Welt. Sicher wer­den wie­der wohl­klin­gen­de Beschlüs­se gefasst, um das Kli­ma wei­ter nicht zu ret­ten. Den Bock zum Gärt­ner machen, hieß so etwas frü­her. Aber immer­hin: »Nach­hal­ti­ges Yacht­ing« wird auch in einer Arbeits­grup­pe ange­bo­ten (jW, 30.11.23)

Und das ist immens wich­tig, denn laut einer Oxfam-Stu­die sind es ja die super­rei­chen Yacht­be­sit­zer, die im Jahr 2019 ins­ge­samt 16 Pro­zent der glo­ba­len Emis­sio­nen – mehr als der gesam­te Stra­ßen­ver­kehr welt­weit – aus­stie­ßen. Die Stu­die mit dem Titel »Cli­ma­te Equa­li­ty: A Pla­net for the 99 Per­cent« zeigt unter ande­rem, dass die Rei­chen und Super­rei­chen mit ihren Emis­sio­nen zwi­schen 1990 und 2019 für kli­ma­be­ding­te Ern­te­aus­fäl­le ver­ant­wort­lich sind, die der Mais­ern­te der EU, der Wei­zen­ern­te der USA, der Reis­ern­te Ban­gla­deschs und der Soja­ern­te Chi­nas zusam­men­ge­nom­men ent­spre­chen. Die Fol­gen – wie Hun­gers­nö­te – bekom­men vor allem die Armen im glo­ba­len Süden zu spü­ren. (jW, 21.11.23)

Also, wenn die UN-Kli­ma­kon­fe­renz die Yacht­be­sit­zer dazu bringt, nach­hal­ti­ger zu agie­ren, kann das viel bewir­ken! Wahr­schein­lich mehr als die Paris-Char­ta zu KI und Jour­na­lis­mus, unter­schrie­ben auch vom Deut­schen Jour­na­li­sten­ver­band (dpa/​jW, 11./12.11.23).

Es müs­se sicher­ge­stellt wer­den, dass Künst­li­che Intel­li­genz die Men­schen­rech­te, den Frie­den und die Demo­kra­tie wah­ren sol­le, steht dar­in. Wie wäre es denn, wenn die mensch­li­che Intel­li­genz damit mal anfan­gen wür­de? In den deut­schen Medi­en ist davon nichts zu spü­ren. Der Völ­ker­mord in Gaza fin­det dort nicht statt, dafür ist stän­dig vom Ter­ror der Hamas die Rede, wäh­rend der israe­li­schen Regie­rung sämt­li­che men­schen­ver­ach­ten­den Äuße­run­gen und Ent­schei­dun­gen nach­ge­se­hen wer­den. Deutsch­land soll kriegs­tüch­tig wer­den, wird der Auf­rü­stungs­mi­ni­ster zitiert, ohne jeden Wider­spruch, im Gegen­teil, es wird noch nach­ge­legt. Was ist mit dem Frie­dens­ge­bot des Grundgesetzes?

Das Auf­rü­stungs-Son­der­ver­mö­gen wird jeden­falls vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt nicht für ille­gal erklärt, das ist Grund­ge­setz-kon­form. Aber Kin­der­grund­si­che­rung und Bür­ger­geld – das war nur vor den Wah­len wich­tig. Wenn 15 Pro­zent der Allein­ste­hen­den ihre Woh­nung nicht mehr ange­mes­sen hei­zen kön­nen – und das mit Ener­gie­preis­deckel, der ja ab Janu­ar 2024 auf­ge­ho­ben wer­den soll –, dann ist das offen­bar allen Par­tei­en im Bun­des­tag gleich­gül­tig. Auch die LINKE küm­mert sich mehr um Gleich­stel­lungs­po­li­tik und Selbst­auf­lö­sung als um die­se exi­sten­zi­el­len Nöte.

»Wir« müs­sen eben war­ten, bis Isra­el die Gas­fel­der vor dem Gaza-Strei­fen end­lich aus­beu­ten kann. Am 30. Okto­ber 2023 erteil­te Isra­el sechs Kon­zer­nen Lizen­zen für die Gas­för­de­rung an genau dem Ort, der laut dem Abkom­men von Oslo zu Palä­sti­na gehört. Im Klar­text: Nach dem Beginn des Krie­ges ver­gibt Isra­el, nicht Palä­sti­na, die Geneh­mi­gun­gen für die Gas­för­de­rung in den Gewäs­sern vor Gaza an inter­na­tio­na­le Unter­neh­men – dar­un­ter BP, mit dem die palä­sti­nen­si­sche Regie­rung bereits einen Ver­trag zur Erschlie­ßung abge­schlos­sen hat­te, dem Isra­el sogar im Juni 2023 zuge­stimmt hat­te (https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/israel-aegypten-palaestinenser-gasvorkommen-gaza). Kei­ne Chan­ce mehr für eine wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung á la Katar in Palä­sti­na. Jetzt müs­sen nur noch die 2 Mil­lio­nen Ein­woh­ner des Gaza-Strei­fens »ver­schwin­den«, wie Prä­si­dent Netan­ja­hu es wünscht. Wer da an die Erobe­rungs­po­li­tik der Faschi­sten denkt, die auch gan­ze Völ­ker­schaf­ten ver­schwin­den las­sen woll­te, ist natür­lich böse anti­se­mi­tisch. Da müss­te wohl noch ein paar­mal ein Gil Ofa­rim die Empö­rung über angeb­li­chen Anti­se­mi­tis­mus für Eigen­wer­bung miss­brau­chen, um die­ses Tot­schlags­ar­gu­ment abzu­nut­zen. Ofa­rim hat klein­laut vor Gericht ein­ge­stan­den, dass er den Vor­fall im Hotel erfun­den hat, bei dem der Mana­ger ihn auf­ge­for­dert haben soll­te, sei­nen Davids­stern abzu­neh­men. Hier­zu­lan­de wird jetzt jeder und jede auf­ge­for­dert, palä­sti­nen­si­sche Tücher abzu­neh­men – aber das ist ja nicht ras­si­stisch! Das ist nach­hal­ti­ge Soli­da­ri­tät mit den Gei­seln der Hamas! Von nach­hal­ti­ger Soli­da­ri­tät mit der bom­bar­dier­ten Bevöl­ke­rung Gazas darf kei­ne Rede sein, aber nach­hal­ti­ges Yacht­ing ist die Losung des Tages!