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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Nato gegen BRICS

Wenn sich bei grö­ße­ren poli­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen die Mor­gen­ne­bel lich­ten, wird es im Lau­fe des Tages mei­stens digi­tal. Die Schluss­kon­stel­la­ti­on, in der sich im Ersten Welt­krieg die Blöcke gegen­über­stan­den, war im Jahr 1913 genau­so wenig bereits in Stein gemei­ßelt wie die des Zwei­ten Welt­kriegs zur Mit­te der 1930er Jah­re. Aber kur­ze Zeit spä­ter stan­den die Fron­ten: Alli­ier­te gegen die Mit­tel- bzw. Achsenmächte.

In dem in die­sem Früh­jahr von Washing­ton, Lon­don, Paris, Ber­lin und Brüs­sel aus­ge­ru­fe­nen Wirt­schafts­krieg schien es für den­je­ni­gen, der nur west­li­che Main­stream-Medi­en kon­su­miert, so, als wür­de das Ziel erreicht wer­den, Russ­land vom Rest der Welt öko­no­misch erst zu iso­lie­ren und danach zu erdros­seln. Nun haben sich die Nebel gelich­tet. Das Lager der Sank­ti­ons- und Wirt­schafts­krie­ger umfasst rund 30 Pro­zent der Welt­be­völ­ke­rung, das derer, die die Sank­tio­nen gegen Russ­land ableh­nen und mit dem von Wla­di­mir Putin regier­ten Staat wei­ter Han­del trei­ben (in vie­len Fäl­len wie Indi­en oder Chi­na im ersten Halb­jahr 2022 ver­mut­lich mehr als im zwei­ten Halb­jahr 2021) umfasst rund 70 Pro­zent der Weltbevölkerung.

Rela­tiv weni­ge Län­der außer­halb des Nato-Ver­bun­des – im Wesent­li­chen die skan­di­na­vi­schen Bei­tritts­kan­di­da­ten, Japan und Nord­ko­rea – haben sich dem Boy­kott­la­ger ange­schlos­sen. Eine Rei­he ande­rer Län­der – auch sol­che, die in der UNO-Abstim­mung Ende Febru­ar die rus­si­sche Mili­tär­ope­ra­ti­on ver­ur­teilt haben – haben sich de fac­to dem Lager der Sank­ti­ons­ver­wei­ge­rer angeschlossen.

Im Kern haben sich zwei Lager her­aus­kri­stal­li­siert: Auf der einen Sei­te befin­den sich die in der Nato zusam­men­ge­schlos­se­nen Staa­ten. Auf sie ent­fal­len rund 12 Pro­zent der Welt­be­völ­ke­rung und 41 Pro­zent des in Dol­lar gerech­ne­ten welt­wei­ten Brut­to­in­land­pro­dukts. Ihnen gegen­über ste­hen die BRICS-Staa­ten, also Bra­si­li­en, Russ­land, Indi­en, Chi­na und Süd­afri­ka, denen sich die mei­sten ande­ren soge­nann­ten Ent­wick­lungs­län­der Asi­ens, Afri­kas und Süd­ame­ri­kas ange­schlos­sen haben. Auf sie ent­fal­len rund 42 Pro­zent der Welt­be­völ­ke­rung und 23 Pro­zent des welt­wei­ten Brut­to­in­land­pro­dukts. Bei allen genann­ten Wer­ten sind die des Nato-Lagers vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2020 fal­lend, die des BRICS-Lagers steigend.

Das ist die inzwi­schen geklär­te Aus­gangs­kon­stel­la­ti­on die­ses jetzt anbre­chen­den Wirtschaftskrieges.