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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Schreibtischtäter

Er hat »Die Wel­le« gelesen,
vor lan­ger Zeit. Und Chomsky.
Er hat mal für Gysi geschwärmt
und für Hugo Cha­vez’ große
Revo­lu­ti­on. Auf Demos war er
schon als Baby. Für Frieden
und Freund­schaft und nie mehr
einen »Gro­ßen Vater­län­di­schen Krieg«,
gegen all das Unrecht. Nichts war
ver­ges­sen. Nicht die Blocka­de von
Lenin­grad, nicht die 27 Millionen
Toten, Söh­ne und Väter wie er.

Er hat alles ver­stan­den, damals,
vor lan­ger Zeit, wuss­te, was
1914 geschah und was 1933.
Er meint noch immer zu wissen.

Doch längst hat ihn die Wel­le erfasst,
Chom­sky ist alt, und die Waffenlobby
braucht Hel­den, stil­le Hel­den wie ihn,
Fami­li­en­vä­ter, sehr grün hin­ter den
Ohren, und recht gut bezahlt für einen
Gesin­nungs­job, bei dem er gar nicht
ahnt, was er tut, gut inte­griert, so wie
sei­ne Groß­vä­ter, Urgroß­vä­ter und
all die, denen man ihre Fein­de benannte,
damit sie leicht­her­zig kämpf­ten. Er mit
dem PC gegen all die »Fein­de« und
gegen die »Feind­sen­der«– im Namen
der Demokratie.

Und wie­der schwei­gen die Mütter,
ganz so wie damals, krank und still
schau­en sie weg, gebannt in ihrer
Lie­be zu Kin­dern und Kindeskindern,
so wie damals und damals und damals.