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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Antwort

Bert Rürup: Uner­müd­lich – Wer­ter Herr Rürup, seit mehr als 20 Jah­ren sor­gen Sie sich in den unter­schied­lich­sten Funk­tio­nen – das Han­dels­blatt führ­te Sie zuletzt als »Chef­öko­nom« des Hau­ses – mit unver­min­der­tem Enga­ge­ment um unse­re Absi­che­rung im Alter. Das ist aller Ehren wert. Sie kön­nen für sich in Anspruch neh­men, als »Vater« der Rie­ster-Ren­te zu gel­ten, womit Sie das auf­grund demo­gra­fi­scher Ent­wick­lung angeb­lich not­lei­den­de gesetz­li­che Ren­ten­sy­stem durch eine staat­lich geför­der­te pri­va­te Vor­sor­ge vor­geb­lich zu stüt­zen ver­sucht haben – sehr zur Freu­de der Finanz­in­du­strie, die mit den von Ihnen erdach­ten, aus Steu­er­gel­dern mit­fi­nan­zier­ten neu­en Pro­duk­ten kur­zer­hand Mil­li­ar­den­um­sät­ze mach­te; die Ren­ten hin­ge­gen sind dadurch nicht siche­rer geworden.

Immer­hin 16 Mil­lio­nen Men­schen haben sich seit 2001 Ihre War­nun­gen vor einem Kol­laps des umla­ge­fi­nan­zier­ten Ren­ten­sy­stems zu Her­zen genom­men und in Rie­ster-Ver­trä­gen »gespart«, um die abseh­ba­re und unter Ihrer maß­geb­li­chen Bera­tung vom Gesetz­ge­ber beschlos­se­ne suk­zes­si­ve Absen­kung des Niveaus der gesetz­li­chen Ren­te aus­zu­glei­chen. Ver­zei­hen Sie, ver­ehr­ter Herr Pro­fes­sor, aber als Rat­ge­ber tau­gen Sie offen­kun­dig nicht viel, wie Sie mitt­ler­wei­le selbst ein­räu­men und Ihr eige­nes Pro­jekt für geschei­tert (Han­dels­blatt 5.11.2020) erklä­ren. Das hin­dert Sie aller­dings nicht dar­an, flugs den näch­sten Rat­schlag zu ertei­len und der »Poli­tik« ins Auf­ga­ben­heft zu schrei­ben, dass es höch­ste Zeit sei, »das Heft in die Hand« zu nehmen.

Anstatt nun aber die gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung und das alles in allem sehr erfolg­rei­che soli­da­ri­sche Umla­ge­sy­stem zu reha­bi­li­tie­ren und zu sei­ner Stär­kung auf­zu­ru­fen, emp­feh­len Sie allen Ern­stes einen »Neu­start« der kapi­tal­ge­deck­ten pri­va­ten Alters­vor­sor­ge durch die Anla­ge in Risi­ko­ka­pi­tel, sprich: Akti­en, das von staats­fer­nen Kapi­tal­sam­mel­stel­len, sprich: Ver­si­che­rungs­kon­zer­nen, Ban­ken und Fonds, ver­wal­tet wird. Die Drei­stig­keit, einen gera­de ein­ge­räum­ten Feh­ler mit dem näch­sten Rat­schlag erneut zu bege­hen und das Soli­dar­prin­zip, ohne das ein fried­li­ches gesell­schaft­li­ches Mit­ein­an­der gar nicht mög­lich wäre, voll­ends abzu­räu­men, ist Atem-rau­bend – wird aber zwei­fel­los, soll­te die Poli­tik das Heft in Ihrem Sin­ne in die Hand neh­men, den Finanz­kon­zer­nen aber­mals viel Geld in die Kas­sen spü­len, ver­mut­lich ohne eine ein­zi­ge Ren­te zu »sichern«. Chapeau!