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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Antwort

Mela­nie Bern­stein, MdB, nach­hil­fe­be­dürf­tig. – Am 4. April spra­chen Sie im Bun­des­tag für die CDU/C­SU-Frak­ti­on zu einem Antrag von Bünd­nis 90/​Die Grü­nen, der die Aner­ken­nung von Men­schen als Opfer des NS-Unrechts zum Ziel hat­te, die von den Nazis als soge­nann­te Aso­zia­le und Berufs­ver­bre­cher in KZs gesperrt und dort häu­fig zu Tode gequält wur­den. Das Anlie­gen der Grü­nen, die öffent­li­che Auf­merk­sam­keit stär­ker auf die­se Opfer­grup­pen zu len­ken und dies­be­züg­li­che Bil­dungs­pro­jek­te zu för­dern, erklär­ten Sie für über­flüs­sig – ihr Schick­sal sei kei­nes­wegs mehr unbe­kannt, es gebe ja schon »eine gan­ze Rei­he hoch­wer­ti­ger Publi­ka­tio­nen« zu dem The­ma (Sie nann­ten drei) – bis unde­mo­kra­tisch: Wenn es kei­ne Pro­jek­te zu dem The­ma gebe, lie­ge das dar­an, dass kei­ner sich dafür inter­es­siert, der Bun­des­tag kön­ne ja nie­man­dem vor­schrei­ben, sich mit dem The­ma zu befas­sen und ent­spre­chen­de För­der­an­trä­ge zu stel­len. Zuletzt war­fen Sie den Grü­nen man­geln­de »Dif­fe­ren­zie­rung in der Erin­ne­rungs­kul­tur« in den eige­nen Rei­hen vor. Ver­wun­dert hät­ten Sie zur Kennt­nis neh­men müs­sen, dass grü­ne Land­tags­ab­ge­ord­ne­te (2015) in Mün­chen ein »Denk­mal für die Trüm­mer­frau­en« ver­hüllt hät­ten – »dies mit der Argu­men­ta­ti­on, die­se Frau­en sei­en vor allem Alt­na­zis gewe­sen«. Tat­säch­lich wur­den im Som­mer 1945 in Mün­chen vor allem Män­ner zum Trüm­mer­räu­men ver­pflich­tet, und tat­säch­lich waren ganz über­wie­gend ehe­ma­li­ge Mit­glie­der von NS-Orga­ni­sa­tio­nen betrof­fen. Aber wie auch immer: Sie soll­ten selbst Nach­hil­fe in Sachen Dif­fe­ren­zie­rung in der Erin­ne­rungs­kul­tur neh­men. Der Unter­schied zwi­schen dem KZ-System der Nazis und der Ver­pflich­tung zu Auf­räum­ar­bei­ten nach Kriegs­en­de soll­te Ihnen als Obfrau der CDU/C­SU-Bun­des­tags­frak­ti­on im Kul­tur­aus­schuss doch eigent­lich geläu­fig sein. Wie sag­ten Sie doch so schön am Ende Ihres Bei­trags: »Gedenk­kul­tur geht über den eige­nen ideo­lo­gi­schen Tel­ler­rand hinaus.«