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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Connection der Saubermänner

Eine selt­sa­me Con­nec­tion ist in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Zu Zei­ten des »Friedens«nobelpreisträgers und Prä­si­den­ten der USA Barack Oba­ma galt sein Vize Joseph Robi­net­te Biden zwei Jah­re lang als wich­tig­ster point man zur Ukrai­ne. Sein Boss im Wei­ßen Haus schick­te ihn regel­mä­ßig vor, um die Bezie­hun­gen zu Kiew zu regeln. Im Sog des point man bekam rein zufäl­lig die ukrai­ni­sche Fir­ma »Buris­ma Hol­dings« pro­mi­nen­ten Zuwachs: Hun­ter Biden jr., Sohn des US-Vize­prä­si­den­ten, Anwalt und Lob­by­ist, fun­gier­te von April 2014 bis April 2019 als Auf­sichts­rat. Obwohl er angeb­lich nur weni­ge Male im Jah­re in Kiew war, stand der New York Times zufol­ge einem üppi­gen Salär mit bis zu 50.000 Dol­lar monat­lich nichts ent­ge­gen. Eine Hand wäscht die andere.

Ganz sau­ber müs­sen die Buris­ma-Geschäf­te nicht gewe­sen sein, denn der ukrai­ni­sche Gene­ral­staats­an­walt Wik­tor Scho­kin ermit­tel­te. Und wur­de gefeu­ert! In einem Inter­view von Anfang 2018 rekla­mier­te Joe Biden die Ent­las­sung als sein Ver­dienst. »Ich habe gesagt, dass ich in sechs Stun­den weg bin«, erzähl­te er der Voice of Ame­ri­ca. »Wenn der Gene­ral­staats­an­walt bis dahin nicht ent­las­sen wird, bekommt ihr das Geld nicht. Dann wur­de die­ser Huren­sohn ent­las­sen.« So funk­tio­nie­ren nur Wei­chen­stel­lun­gen bei aus­ge­spro­che­nen Exper­ten in Sachen Demokratie.

Donald Trump, ein Mann ähn­li­chen Kali­bers, hat­te irgend­wie Wind von der Sache bekom­men. Allein Bidens Kan­di­da­tur für den Chef­ses­sel im Wei­ßen Haus bei den anste­hen­den Prä­si­den­ten­wah­len war Hor­ror genug. Trump twit­ter­te in die­sem Fall nicht, son­dern tele­fo­nier­te mit Wolo­dym­yr Oleksan­d­ro­wytsch Selen­skyj in Kiew. Die Gra­tu­la­ti­on zum Sieg des­sen Par­tei »Die­ner des Vol­kes« bei der Par­la­ments­wahl 2019 war nur Staf­fa­ge zum eigent­li­chen Zweck. Der ukrai­ni­sche Prä­si­dent soll von ihm mehr­fach auf­ge­for­dert gewor­den sein, mit US-Justiz­mi­ni­ster Wil­liam Barr zusam­men­ar­bei­ten, um die Cau­sa Biden und die Geschäfts­be­zie­hun­gen des­sen Soh­nes unter die Lupe zu neh­men. Rudolph Giu­lia­ni, ehe­ma­li­ger Bür­ger­mei­ster von New York und pri­va­ter Rechts­an­walt von Trump, soll­te bei einem Besuch Kiew noch­mals anstacheln.

Ver­ge­bens. Kiew war nicht zu Dien­sten, ließ Giu­lia­nis Rei­se plat­zen und regel­te den Fall olig­ar­chen­ge­recht. Nach Scho­kins Raus­schmiss und der Ernen­nung des Gene­ral­staats­an­walts Jurij Luzen­ko wur­den die Ver­fah­ren gegen Buris­ma ein­ge­stellt. Der Neue erklär­te in einem Inter­view für die New York Times, die Fir­ma habe nicht gezahl­te Steu­ern begli­chen und Geld­stra­fen bezahlt. Die Ange­le­gen­heit war auf dubio­se Wei­se aus der Welt. Nur böse Zun­gen wür­den ange­sichts des Ukrai­ne-Kon­flikts behaup­ten, Washing­tons rus­so­pho­be Brand­stif­ter­po­li­tik und das jüng­ste Hilfs­pa­ket von fast 40 Mil­li­ar­den Dol­lar wären ein nach­träg­li­ches Schwei­ge­geld für Kiew.

Recher­chen des ARD-Maga­zins Moni­tor vom 12. Novem­ber 2020 sind mit Blick auf die Gegen­wart auf­schluss­reich. Allein der Titel sag­te alles: »Rück­kehr der US-Fal­ken: Das Netz­werk von Joe Biden.« Bereits als Sena­tor von Dela­ware unter­stütz­te er die mili­tä­ri­schen Inter­ven­tio­nen 1999 in Ser­bi­en, 2001 in Afgha­ni­stan, 2002 im Irak sowie Oba­mas Droh­nen-Kil­lak­tio­nen. Er war »vehe­men­ter Ver­fech­ter« des US-ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­ver­ständ­nis­ses in der Welt. Falsch, er ist es als Amts­in­ha­ber aggres­si­ver denn je. Hat Kiew am Ende auf den fal­schen Mann gesetzt?