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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Dem Frieden verpflichtet

Fried­rich-Mar­tin Bal­zer ist seit lan­gem dafür bekannt, die Erin­ne­rung an zahl­rei­che lin­ke Intel­lek­tu­el­le wach­zu­hal­ten und deren Erbe zu bewah­ren. Hier­bei hat er sich blei­ben­de Ver­dien­ste erwor­ben. Dabei ist erkenn­bar, dass er offen­bar ganz wesent­lich von Wolf­gang Abend­roth geprägt wur­de, bei dem er auch einst pro­mo­vier­te. Jetzt hat er zwei Bän­de mit Reden und Tex­ten von Erwin Eckert aus den Jah­ren 1945-1959 unter dem Titel »Anti­fa­schis­mus. Frie­den. Demo­kra­tie.« vor­ge­legt. Der 1893 gebo­re­ne Eckert, der 1972 ver­starb, war ursprüng­lich Pfar­rer, einst Vor­sit­zen­der des Bun­des der reli­giö­sen Sozia­li­sten Deutsch­lands und seit Herbst 1931 Mit­glied der KPD. Die Nazis ver­ur­teil­ten ihn 1936 unter dem Vor­wurf der Vor­be­rei­tung zum Hoch­ver­rat zu einer Zucht­haus­stra­fe von drei Jah­ren und acht Mona­ten. Auch nach der Zer­schla­gung des Hit­ler­fa­schis­mus enga­gier­te er sich in der Par­tei und war eini­ge Jah­re KPD-Vor­sit­zen­der in Baden. Ab 1950 gehör­te er dem Welt­frie­dens­rat an. Sein Enga­ge­ment dort führ­te letzt­lich dazu, dass er sich neben wei­te­ren sechs Ange­klag­ten 1959/​60 in einem meh­re­re Mona­te andau­ern­den Pro­zess vor dem Land­ge­richt Düs­sel­dorf wegen angeb­li­cher Rädels­füh­rer­schaft in einer ver­fas­sungs­feind­li­chen Ver­ei­ni­gung ver­ant­wor­ten muss­te. Trotz der Bemü­hun­gen pro­mi­nen­ter Ver­tei­di­ger wur­de Eckert zu einer Frei­heits­stra­fe von neun Mona­ten ver­ur­teilt, deren Voll­streckung zur Bewäh­rung aus­ge­setzt wur­de. Sein Ein­satz für den Frie­den und des­sen Erhal­tung soll­te kri­mi­na­li­siert wer­den. Rechts­an­walt Hein­rich Han­no­ver stand ihm nach besten Kräf­ten zur Seite.

Bei alle­dem spiel­te natür­lich eine Rol­le, dass die KPD durch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt 1956 ver­bo­ten wur­de und Eckert kei­nes­wegs bereit war, sei­ne Idea­le, die er in der Par­tei ver­wirk­li­chen woll­te, auf­zu­ge­ben. Er ist sich immer treu geblie­ben und die von ihm erhal­te­nen Schrif­ten zei­gen dies deut­lich. Sie sind im zwei­ten Band des Buches auf über 600 Sei­ten ver­öf­fent­licht und im Vor­feld in sehr mühe­vol­ler Arbeit von Bal­zer zusam­men­ge­tra­gen wor­den. Die­ser hat mit den Jah­ren ein sehr gutes Händ­chen ent­wickelt, wie er die ihm anver­trau­ten Tex­te zusam­men­stellt und auf­be­rei­tet. Im ersten Band des Buches mit dem Unter­ti­tel »Ein­füh­rung« äußert er sich auch selbst zu Erwin Eckert. Ein sehr schö­nes Inter­view des zwi­schen­zeit­lich ver­stor­be­nen Histo­ri­kers Kurt Pät­zold mit Bal­zer, wel­ches die jun­ge Welt dan­kens­wer­ter­wei­se unlängst nach­druck­te, run­det dies ab.

Die jet­zi­ge Ver­öf­fent­li­chung ist eine gelun­ge­ne Zusam­men­stel­lung, die es auch dem bis­her mit der Per­son Eckerts nicht ver­trau­ten Leser ermög­licht, einen Ein­blick in des­sen beson­de­res Leben zu erhal­ten. Das Werk ist vor allem jun­gen Men­schen zu emp­feh­len, die bis­her über den Kampf von Kom­mu­ni­sten für Frie­den und Demo­kra­tie meist nur wenig erfah­ren haben. Der durch die Ver­öf­fent­li­chung ermög­lich­te Ein­blick wird bei ihnen ein ande­res Ver­ständ­nis für das Wir­ken von Per­sön­lich­kei­ten wie Erwin Eckert hervorrufen.

Erwin Eckert »Anti­fa­schis­mus. Frie­den. Demo­kra­tie«, Reden und Tex­te (1945-1959) hrsg. von Fried­rich-Mar­tin Bal­zer, Neue Impul­se Ver­lag Essen 2021, Band 1: 188 S., 14,80 €, Band 2: 635 S., 24,80 €.