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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Unzufriedenheit und Missmut

Man will es ein­fach nicht glau­ben, aber manch­mal läuft ein­fach nichts, wie es soll oder wie wir es uns wün­schen. »Sie leb­ten glück­lich und zufrie­den, bis ans Ende ihrer Tage« – das klappt lei­der nur im Mär­chen. Wir dage­gen sind stets unzu­frie­den und miss­mu­tig, ohne dass ein kon­kre­ter Grund dafür besteht. Vor allem mit dem Wet­ter. Scheint die Son­ne, schimp­fen wir über den feh­len­den Regen. Reg­net es dann, ban­gen wir um unse­re Grill­par­ty. Aber nicht nur das Wet­ter ist ein Quell unse­rer Unzu­frie­den­heit. Die zurück­lie­gen­den Coro­na-Mona­te waren regel­recht ein Hot­spot der Ver­bit­te­rung – von den Ham­ster­käu­fen bis zur Mas­ken­pflicht, von Schnell­test bis Impfnachweis.

Ange­sichts der aktu­el­len Ener­gie­preis­ent­wick­lung und der Infla­ti­on woll­te die Bun­des­re­gie­rung etwas für unse­re Zufrie­den­heit tun, doch die Freu­de über das 9-Euro-Ticket und die Mög­lich­keit, damit bil­lig quer durch Deutsch­land zu rei­sen, wur­den schnell durch über­füll­te Züge gestoppt. Außer­dem gab es nun kei­ne Aus­re­de mehr für einen Besuch bei der Schwie­ger­mut­ter. Auch die Eupho­rie über den Tan­kra­batt, der eigent­lich die Ben­zin­preis­spi­ra­le ins Gegen­teil umkeh­ren soll­te, schlug eben­so schnell in Fru­stra­ti­on um. Nach einer Umfra­ge waren 85 Pro­zent der Bevöl­ke­rung unzu­frie­den mit dem Entlastungsgeschenk.

Unzu­frie­den­heit im Job, in der Fami­lie, mit dem Fuß­ball­ver­ein oder der Auto­werk­statt – es gibt unend­li­che Anläs­se für unse­ren Miss­mut. Selbst wenn eigent­lich alles pri­ma ist, wer­den wir das Gefühl von chro­ni­scher Unzu­frie­den­heit nicht los und ver­brei­ten stän­dig schlech­te Lau­ne. Dabei ist Unzu­frie­den­heit lt. Duden nur das Gegen­teil von Zufriedenheit.